Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



nen zum Ruhme. Meine Liebe gegen sie, mei-
ne Bewunderung ihrer Vorzüge ist durch das,
was vorgegangen ist, noch vermehret. Es
kann auch nicht anders seyn.
Jch bin be-
reit, gnädige Fräulein, mich mit aller ersinnlichen
Höflichkeit wieder um ihre Gnnst zu bewerben:
allein dieß muß ich ihnen sagen; wäre das
Haus auch mit tausend bewaffneten Leuten bese-
tzet, die sich vorgenommen hätten, sie von mir
zu reißen, so sollten sie doch ihren Vorsatz nicht
ins Werk richten, so lange ich das Leben
hätte.

Jch will niemals, niemals die Jhrige seyn,
versetzte sie mit zusammen geschlagenen Händen und
aufgehabenen Augen! - - Jch will niemals die
Jhrige seyn!

Wir können ja noch viele beglückte Jahre
mit einander erleben, liebste Fräulein. Alle ihre
Freunde können wieder mit ihnen ausgesöhnet
werden. Die Unterhandlung, welche zu dem
Ende geflogen wird, hat schon weit größern Fort-
gang gewonnen, als sie sich einbilden. Sie ha-
ben zu viele Einsicht, das sie sich deswegen
niedrigere Gedanken von sich selbst machen soll-
ten, weil sie etwas gelitten haben, daß sie nicht
ändern konnten.
Befehlen sie mir nur die Be-
dingungen, unter welchen ich mich mit ihnen aus-
söhnen kann: ich will mich alsobald darnach
achten.

Niemals, niemals will ich die Jhrige seyn!
Das wiederholte sie statt der Antwort.

Ver-



nen zum Ruhme. Meine Liebe gegen ſie, mei-
ne Bewunderung ihrer Vorzuͤge iſt durch das,
was vorgegangen iſt, noch vermehret. Es
kann auch nicht anders ſeyn.
Jch bin be-
reit, gnaͤdige Fraͤulein, mich mit aller erſinnlichen
Hoͤflichkeit wieder um ihre Gnnſt zu bewerben:
allein dieß muß ich ihnen ſagen; waͤre das
Haus auch mit tauſend bewaffneten Leuten beſe-
tzet, die ſich vorgenommen haͤtten, ſie von mir
zu reißen, ſo ſollten ſie doch ihren Vorſatz nicht
ins Werk richten, ſo lange ich das Leben
haͤtte.

Jch will niemals, niemals die Jhrige ſeyn,
verſetzte ſie mit zuſammen geſchlagenen Haͤnden und
aufgehabenen Augen! ‒ ‒ Jch will niemals die
Jhrige ſeyn!

Wir koͤnnen ja noch viele begluͤckte Jahre
mit einander erleben, liebſte Fraͤulein. Alle ihre
Freunde koͤnnen wieder mit ihnen ausgeſoͤhnet
werden. Die Unterhandlung, welche zu dem
Ende geflogen wird, hat ſchon weit groͤßern Fort-
gang gewonnen, als ſie ſich einbilden. Sie ha-
ben zu viele Einſicht, das ſie ſich deswegen
niedrigere Gedanken von ſich ſelbſt machen ſoll-
ten, weil ſie etwas gelitten haben, daß ſie nicht
aͤndern konnten.
Befehlen ſie mir nur die Be-
dingungen, unter welchen ich mich mit ihnen aus-
ſoͤhnen kann: ich will mich alſobald darnach
achten.

Niemals, niemals will ich die Jhrige ſeyn!
Das wiederholte ſie ſtatt der Antwort.

Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0686" n="680"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
nen zum Ruhme. Meine Liebe gegen &#x017F;ie, mei-<lb/>
ne Bewunderung ihrer Vorzu&#x0364;ge i&#x017F;t durch das,<lb/>
was vorgegangen i&#x017F;t, noch vermehret. <hi rendition="#fr">Es<lb/>
kann auch nicht anders &#x017F;eyn.</hi> Jch bin be-<lb/>
reit, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein, mich mit aller er&#x017F;innlichen<lb/>
Ho&#x0364;flichkeit wieder um ihre Gnn&#x017F;t zu bewerben:<lb/>
allein dieß muß ich ihnen &#x017F;agen; wa&#x0364;re das<lb/>
Haus auch mit tau&#x017F;end bewaffneten Leuten be&#x017F;e-<lb/>
tzet, die &#x017F;ich vorgenommen ha&#x0364;tten, &#x017F;ie von mir<lb/>
zu reißen, &#x017F;o &#x017F;ollten &#x017F;ie doch ihren Vor&#x017F;atz nicht<lb/>
ins Werk richten, &#x017F;o lange ich das Leben<lb/>
ha&#x0364;tte.</p><lb/>
          <p>Jch will niemals, niemals die Jhrige &#x017F;eyn,<lb/>
ver&#x017F;etzte &#x017F;ie mit zu&#x017F;ammen ge&#x017F;chlagenen Ha&#x0364;nden und<lb/>
aufgehabenen Augen! &#x2012; &#x2012; Jch will niemals die<lb/>
Jhrige &#x017F;eyn!</p><lb/>
          <p>Wir ko&#x0364;nnen ja noch viele beglu&#x0364;ckte Jahre<lb/>
mit einander erleben, lieb&#x017F;te Fra&#x0364;ulein. Alle ihre<lb/>
Freunde ko&#x0364;nnen wieder mit ihnen ausge&#x017F;o&#x0364;hnet<lb/>
werden. Die Unterhandlung, welche zu dem<lb/>
Ende geflogen wird, hat &#x017F;chon weit gro&#x0364;ßern Fort-<lb/>
gang gewonnen, als &#x017F;ie &#x017F;ich einbilden. Sie ha-<lb/>
ben zu <hi rendition="#fr">viele Ein&#x017F;icht,</hi> das &#x017F;ie &#x017F;ich deswegen<lb/><hi rendition="#fr">niedrigere</hi> Gedanken von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t machen &#x017F;oll-<lb/>
ten, weil &#x017F;ie etwas gelitten haben, daß &#x017F;ie <hi rendition="#fr">nicht<lb/>
a&#x0364;ndern konnten.</hi> Befehlen &#x017F;ie mir nur die Be-<lb/>
dingungen, unter welchen ich mich mit ihnen aus-<lb/>
&#x017F;o&#x0364;hnen kann: ich will mich al&#x017F;obald darnach<lb/>
achten.</p><lb/>
          <p>Niemals, niemals will ich die Jhrige &#x017F;eyn!<lb/>
Das wiederholte &#x017F;ie &#x017F;tatt der Antwort.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[680/0686] nen zum Ruhme. Meine Liebe gegen ſie, mei- ne Bewunderung ihrer Vorzuͤge iſt durch das, was vorgegangen iſt, noch vermehret. Es kann auch nicht anders ſeyn. Jch bin be- reit, gnaͤdige Fraͤulein, mich mit aller erſinnlichen Hoͤflichkeit wieder um ihre Gnnſt zu bewerben: allein dieß muß ich ihnen ſagen; waͤre das Haus auch mit tauſend bewaffneten Leuten beſe- tzet, die ſich vorgenommen haͤtten, ſie von mir zu reißen, ſo ſollten ſie doch ihren Vorſatz nicht ins Werk richten, ſo lange ich das Leben haͤtte. Jch will niemals, niemals die Jhrige ſeyn, verſetzte ſie mit zuſammen geſchlagenen Haͤnden und aufgehabenen Augen! ‒ ‒ Jch will niemals die Jhrige ſeyn! Wir koͤnnen ja noch viele begluͤckte Jahre mit einander erleben, liebſte Fraͤulein. Alle ihre Freunde koͤnnen wieder mit ihnen ausgeſoͤhnet werden. Die Unterhandlung, welche zu dem Ende geflogen wird, hat ſchon weit groͤßern Fort- gang gewonnen, als ſie ſich einbilden. Sie ha- ben zu viele Einſicht, das ſie ſich deswegen niedrigere Gedanken von ſich ſelbſt machen ſoll- ten, weil ſie etwas gelitten haben, daß ſie nicht aͤndern konnten. Befehlen ſie mir nur die Be- dingungen, unter welchen ich mich mit ihnen aus- ſoͤhnen kann: ich will mich alſobald darnach achten. Niemals, niemals will ich die Jhrige ſeyn! Das wiederholte ſie ſtatt der Antwort. Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/686
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 680. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/686>, abgerufen am 18.10.2024.