Jch setzte noch hinzu: der Capitain wäre in der Stadt gewesen und würde ihr seine Aufwar- tung gemacht haben, wenn sie sich nicht so übel befunden hätte. Er wäre sehr betrübt, so wohl um ihretwillen, als ihres Onkels wegen, wieder abgereiset: ob ich ihm gleich weder die wahre Be- schaffenheit ihrer Unpäßlichkeit, noch die ewig zu bereuende Veranlassung dazu gemeldet, sondern nur gesagt hätte, daß es ein hestiges Fieber wä- re. Er hätte seit der Zeit, auf ihres Onkels Ver- langen, zweymal geschickt und nach ihrer Gesund- heit fragen lassen. Jch aber hätte itzo schon ei- nen Bothen zu Pferde mit einem Briefe abgefer- tiget, ihm, und durch ihn ihrem Onkel, Nach- richt von ihrer Genesung zu geben: wobey ich inständigst gebeten, daß er seine Bemühungen bey ihrem Onkel erneuren möchte, damit er so gü- tig wäre, uns seine Gegenwart bey unserer gehei- men Vermählung zu gönnen. Jch erwartete, wo nicht heute Abends, gewiß morgen frühe eine Antwort.
Laß mich weiter fragen. Du weißt, was ich für eine Meynung von den Weibsleuten hege, die du zu mir nach Hampstead gebracht, und die mich zu meinem Unglück betrügerischerweise hier- her geführet haben. Laß mich fragen: Sind sie wirklich und in Wahrheit die Lady Elisabeth Lawrance und deine Base Montague gewesen? - - Was sagest du - - Stocke nicht - - Was sagest du zu dieser Frage?
Es
Jch ſetzte noch hinzu: der Capitain waͤre in der Stadt geweſen und wuͤrde ihr ſeine Aufwar- tung gemacht haben, wenn ſie ſich nicht ſo uͤbel befunden haͤtte. Er waͤre ſehr betruͤbt, ſo wohl um ihretwillen, als ihres Onkels wegen, wieder abgereiſet: ob ich ihm gleich weder die wahre Be- ſchaffenheit ihrer Unpaͤßlichkeit, noch die ewig zu bereuende Veranlaſſung dazu gemeldet, ſondern nur geſagt haͤtte, daß es ein heſtiges Fieber waͤ- re. Er haͤtte ſeit der Zeit, auf ihres Onkels Ver- langen, zweymal geſchickt und nach ihrer Geſund- heit fragen laſſen. Jch aber haͤtte itzo ſchon ei- nen Bothen zu Pferde mit einem Briefe abgefer- tiget, ihm, und durch ihn ihrem Onkel, Nach- richt von ihrer Geneſung zu geben: wobey ich inſtaͤndigſt gebeten, daß er ſeine Bemuͤhungen bey ihrem Onkel erneuren moͤchte, damit er ſo guͤ- tig waͤre, uns ſeine Gegenwart bey unſerer gehei- men Vermaͤhlung zu goͤnnen. Jch erwartete, wo nicht heute Abends, gewiß morgen fruͤhe eine Antwort.
Laß mich weiter fragen. Du weißt, was ich fuͤr eine Meynung von den Weibsleuten hege, die du zu mir nach Hampſtead gebracht, und die mich zu meinem Ungluͤck betruͤgeriſcherweiſe hier- her gefuͤhret haben. Laß mich fragen: Sind ſie wirklich und in Wahrheit die Lady Eliſabeth Lawrance und deine Baſe Montague geweſen? ‒ ‒ Was ſageſt du ‒ ‒ Stocke nicht ‒ ‒ Was ſageſt du zu dieſer Frage?
Es
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Jch ſetzte noch hinzu: der Capitain waͤre in
der Stadt geweſen und wuͤrde ihr ſeine Aufwar-
tung gemacht haben, wenn ſie ſich nicht ſo uͤbel
befunden haͤtte. Er waͤre ſehr betruͤbt, ſo wohl
um ihretwillen, als ihres Onkels wegen, wieder
abgereiſet: ob ich ihm gleich weder die wahre Be-
ſchaffenheit ihrer Unpaͤßlichkeit, noch die ewig zu
bereuende Veranlaſſung dazu gemeldet, ſondern
nur geſagt haͤtte, daß es ein heſtiges Fieber waͤ-
re. Er haͤtte ſeit der Zeit, auf ihres Onkels Ver-
langen, zweymal geſchickt und nach ihrer Geſund-
heit fragen laſſen. Jch aber haͤtte itzo ſchon ei-
nen Bothen zu Pferde mit einem Briefe abgefer-
tiget, ihm, und durch ihn ihrem Onkel, Nach-
richt von ihrer Geneſung zu geben: wobey ich
inſtaͤndigſt gebeten, daß er ſeine Bemuͤhungen
bey ihrem Onkel erneuren moͤchte, damit er ſo guͤ-
tig waͤre, uns ſeine Gegenwart bey unſerer gehei-
men Vermaͤhlung zu goͤnnen. Jch erwartete,
wo nicht heute Abends, gewiß morgen fruͤhe eine
Antwort.
Laß mich weiter fragen. Du weißt, was ich
fuͤr eine Meynung von den Weibsleuten hege,
die du zu mir nach Hampſtead gebracht, und die
mich zu meinem Ungluͤck betruͤgeriſcherweiſe hier-
her gefuͤhret haben. Laß mich fragen: Sind ſie
wirklich und in Wahrheit die Lady Eliſabeth
Lawrance und deine Baſe Montague geweſen?
‒ ‒ Was ſageſt du ‒ ‒ Stocke nicht ‒ ‒ Was
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/689>, abgerufen am 24.11.2024.
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