jenigen, die zu waglichen Unternehmungen nicht Witz genug haben; und am allermeisten derjeni- gen, die bloß ihr Geheimniß besser verborgen ge- halten, als ich meines gehalten oder zu halten gewünscht habe.
Jch habe dir oben gedroht, in meinen Brie- fen an dich zurück zuhalten. Aber laß dich das nicht anfechten, Bruder. Jch muß fortschreiben und kann mir nicht helfen.
Der sechste Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Johann Belford.
Mittwochens, Abends um 11 Uhr.
Wahrlich, Bruder, du hattest mich mit deinem geschriebenen Unsinn halb untüchtig ge- macht; ob ich es gleich in meinem gestrigen Brie- fe nicht gestehen wollte: weil mein Gewissen schon vorher auf deiner Seite gewesen war. Allein nunmehr denk ich, bin ich wieder mein eigner Herr.
So nahe zur Ausführung meines durchtrie- benen Anschlags! So nahe, meine Mine sprin- gen zu lassen! Alles zwischen den Weibsleuten im Hause und mir schon verabredet! Sonst, glaub ich, hättest du mich überwältiget.
Jch
Fünfter Theil. E
jenigen, die zu waglichen Unternehmungen nicht Witz genug haben; und am allermeiſten derjeni- gen, die bloß ihr Geheimniß beſſer verborgen ge- halten, als ich meines gehalten oder zu halten gewuͤnſcht habe.
Jch habe dir oben gedroht, in meinen Brie- fen an dich zuruͤck zuhalten. Aber laß dich das nicht anfechten, Bruder. Jch muß fortſchreiben und kann mir nicht helfen.
Der ſechſte Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Johann Belford.
Mittwochens, Abends um 11 Uhr.
Wahrlich, Bruder, du hatteſt mich mit deinem geſchriebenen Unſinn halb untuͤchtig ge- macht; ob ich es gleich in meinem geſtrigen Brie- fe nicht geſtehen wollte: weil mein Gewiſſen ſchon vorher auf deiner Seite geweſen war. Allein nunmehr denk ich, bin ich wieder mein eigner Herr.
So nahe zur Ausfuͤhrung meines durchtrie- benen Anſchlags! So nahe, meine Mine ſprin- gen zu laſſen! Alles zwiſchen den Weibsleuten im Hauſe und mir ſchon verabredet! Sonſt, glaub ich, haͤtteſt du mich uͤberwaͤltiget.
Jch
Fuͤnfter Theil. E
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0071"n="65"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
jenigen, die zu waglichen Unternehmungen nicht<lb/>
Witz genug haben; und am allermeiſten derjeni-<lb/>
gen, die bloß ihr Geheimniß beſſer verborgen ge-<lb/>
halten, als ich meines gehalten oder zu halten<lb/>
gewuͤnſcht habe.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Jch habe dir oben gedroht, in meinen Brie-<lb/>
fen an dich zuruͤck zuhalten. Aber laß dich das<lb/>
nicht anfechten, Bruder. Jch muß fortſchreiben<lb/>
und kann mir nicht helfen.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Der ſechſte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hirendition="#fr">Herrn Lovelace an Hrn. Johann Belford.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#et">Mittwochens, Abends um 11 Uhr.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">W</hi>ahrlich, Bruder, du hatteſt mich mit deinem<lb/>
geſchriebenen Unſinn halb untuͤchtig ge-<lb/>
macht; ob ich es gleich in meinem geſtrigen Brie-<lb/>
fe nicht geſtehen wollte: weil mein Gewiſſen ſchon<lb/>
vorher auf deiner Seite geweſen war. Allein<lb/>
nunmehr denk ich, bin ich wieder mein eigner<lb/>
Herr.</p><lb/><p>So nahe zur Ausfuͤhrung meines durchtrie-<lb/>
benen Anſchlags! So nahe, meine Mine ſprin-<lb/>
gen zu laſſen! Alles zwiſchen den Weibsleuten<lb/>
im Hauſe und mir ſchon verabredet! Sonſt, glaub<lb/>
ich, haͤtteſt du mich uͤberwaͤltiget.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Fuͤnfter Theil.</hi> E</fw><fwplace="bottom"type="catch">Jch</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[65/0071]
jenigen, die zu waglichen Unternehmungen nicht
Witz genug haben; und am allermeiſten derjeni-
gen, die bloß ihr Geheimniß beſſer verborgen ge-
halten, als ich meines gehalten oder zu halten
gewuͤnſcht habe.
Jch habe dir oben gedroht, in meinen Brie-
fen an dich zuruͤck zuhalten. Aber laß dich das
nicht anfechten, Bruder. Jch muß fortſchreiben
und kann mir nicht helfen.
Der ſechſte Brief
von
Herrn Lovelace an Hrn. Johann Belford.
Mittwochens, Abends um 11 Uhr.
Wahrlich, Bruder, du hatteſt mich mit deinem
geſchriebenen Unſinn halb untuͤchtig ge-
macht; ob ich es gleich in meinem geſtrigen Brie-
fe nicht geſtehen wollte: weil mein Gewiſſen ſchon
vorher auf deiner Seite geweſen war. Allein
nunmehr denk ich, bin ich wieder mein eigner
Herr.
So nahe zur Ausfuͤhrung meines durchtrie-
benen Anſchlags! So nahe, meine Mine ſprin-
gen zu laſſen! Alles zwiſchen den Weibsleuten
im Hauſe und mir ſchon verabredet! Sonſt, glaub
ich, haͤtteſt du mich uͤberwaͤltiget.
Jch
Fuͤnfter Theil. E
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/71>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.