Jch kann nicht - - Jch kann nicht - - Jch kann nicht - - anders sagen, als daß meine Tante nicht Theil daran hatte. Sie gab mir gute Lehren. Sie wußte lange Zeit nicht, daß ich - - daß ich - - daß ich - - uh! - uh! - uh!
Nichts mehr, nichts mehr, gute Dorcas! - - O! in was für einer Welt leben wir! - - Jn was für einem Hause bin ich! Aber komme nur, weine nicht - - Und gleichwohl konnte sie sich selbst nicht enthalten - - Es kann vielleicht ein Glück für dich seyn, daß ich, ob gleich zu meinem eignen Verderben, verrätherischerweise hierher gebracht bin. Wo ich lebe: soll es so seyn.
Jch danke ihnen, gnädige Fräulein, versetzte sie weinend, mit aufgeblasenen Backen. Es ist mir leid, recht leid, daß sie es so übel getroffen haben: allein es mag zur Wohlfarth meiner See- le gereichen; wenn ich zu ihrer Gnaden ins Haus kommen kann - - Hätte ich nur gewußt, daß sie nicht vermählet wären, ich wollte mir eher die Finger abgebissen haben, als, als, als - -
Dorcas gluchsete und weinte. Die Fräu- lein seufzete, und weinte auch.
Nun aber erlaube mir, Bruder, über das vorhergehende eine ernsthafte Betrachtung anzu- stellen.
Wie wollen es die Frommen erklären, daß der Satan so getreue Werkzeuge hat, und daß das Band der Bosheit weit stärker ist, als die Bande der Tugend? - - Nicht anders, als
wenn
Jch kann nicht ‒ ‒ Jch kann nicht ‒ ‒ Jch kann nicht ‒ ‒ anders ſagen, als daß meine Tante nicht Theil daran hatte. Sie gab mir gute Lehren. Sie wußte lange Zeit nicht, daß ich ‒ ‒ daß ich ‒ ‒ daß ich ‒ ‒ uh! ‒ uh! ‒ uh!
Nichts mehr, nichts mehr, gute Dorcas! ‒ ‒ O! in was fuͤr einer Welt leben wir! ‒ ‒ Jn was fuͤr einem Hauſe bin ich! Aber komme nur, weine nicht ‒ ‒ Und gleichwohl konnte ſie ſich ſelbſt nicht enthalten ‒ ‒ Es kann vielleicht ein Gluͤck fuͤr dich ſeyn, daß ich, ob gleich zu meinem eignen Verderben, verraͤtheriſcherweiſe hierher gebracht bin. Wo ich lebe: ſoll es ſo ſeyn.
Jch danke ihnen, gnaͤdige Fraͤulein, verſetzte ſie weinend, mit aufgeblaſenen Backen. Es iſt mir leid, recht leid, daß ſie es ſo uͤbel getroffen haben: allein es mag zur Wohlfarth meiner See- le gereichen; wenn ich zu ihrer Gnaden ins Haus kommen kann ‒ ‒ Haͤtte ich nur gewußt, daß ſie nicht vermaͤhlet waͤren, ich wollte mir eher die Finger abgebiſſen haben, als, als, als ‒ ‒
Dorcas gluchſete und weinte. Die Fraͤu- lein ſeufzete, und weinte auch.
Nun aber erlaube mir, Bruder, uͤber das vorhergehende eine ernſthafte Betrachtung anzu- ſtellen.
Wie wollen es die Frommen erklaͤren, daß der Satan ſo getreue Werkzeuge hat, und daß das Band der Bosheit weit ſtaͤrker iſt, als die Bande der Tugend? ‒ ‒ Nicht anders, als
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Jch kann nicht ‒ ‒ Jch kann nicht ‒ ‒ Jch
kann nicht ‒ ‒ anders ſagen, als daß meine
Tante nicht Theil daran hatte. Sie gab mir
gute Lehren. Sie wußte lange Zeit nicht, daß
ich ‒ ‒ daß ich ‒ ‒ daß ich ‒ ‒ uh! ‒ uh! ‒
uh!
Nichts mehr, nichts mehr, gute Dorcas! ‒ ‒
O! in was fuͤr einer Welt leben wir! ‒ ‒ Jn
was fuͤr einem Hauſe bin ich! Aber komme nur,
weine nicht ‒ ‒ Und gleichwohl konnte ſie ſich
ſelbſt nicht enthalten ‒ ‒ Es kann vielleicht ein
Gluͤck fuͤr dich ſeyn, daß ich, ob gleich zu meinem
eignen Verderben, verraͤtheriſcherweiſe hierher
gebracht bin. Wo ich lebe: ſoll es ſo ſeyn.
Jch danke ihnen, gnaͤdige Fraͤulein, verſetzte
ſie weinend, mit aufgeblaſenen Backen. Es iſt
mir leid, recht leid, daß ſie es ſo uͤbel getroffen
haben: allein es mag zur Wohlfarth meiner See-
le gereichen; wenn ich zu ihrer Gnaden ins Haus
kommen kann ‒ ‒ Haͤtte ich nur gewußt, daß
ſie nicht vermaͤhlet waͤren, ich wollte mir eher die
Finger abgebiſſen haben, als, als, als ‒ ‒
Dorcas gluchſete und weinte. Die Fraͤu-
lein ſeufzete, und weinte auch.
Nun aber erlaube mir, Bruder, uͤber das
vorhergehende eine ernſthafte Betrachtung anzu-
ſtellen.
Wie wollen es die Frommen erklaͤren, daß
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 714. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/720>, abgerufen am 24.11.2024.
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