Wer sagt, daß ich, schlafend und wachend, nicht feine Hülfe von einem oder dem andern Menschen, oder vielmehr, wie du zu sagen im Stande seyn wirst, von einem oder dem andern Geiste habe? - - Allein es ist kein Wunder, daß ein Beelzebub seine Teufelchen hat, die ihm zu Gebote stehen.
Jch kann auf keine Art an dem glücklichen Erfolge desjenigen zweifeln, was Mutter H. bey diesem Vorschlage zu thun hat. Denn wird die Fräulein, welche sich entschließet, in das erste Haus zu laufen, das ihr offen stehet, oder die erste Person, die ihr begegnet, um Schutz zu bitten; wird die Fräulein, welche sich einbil- det, daß ihr außer diesem Hause keine Gefahr zu- stoßen könne, die dem gleich sey, was sie in dem- selben von mir besorget, wohl Bedenken tragen, die Kutsche einer adlichen Witwe anzunehmen, die sich ihr von ungefähr anbietet? Wird sie wohl Bedenken tragen, sich dem Schutze der an- sehnlichen Frauen zu überlassen, den ihr ihre ge- treue und zur Beförderung ihrer Flucht so stark bestochne Dorcas ausgewirket hat? - - Außer dem hat Mutter H. die Mine und das Ansehen einer ehrwürdigen Matrone, und ist kein so scheus- licher Teufel, als Frau Sinclair.
Die liebe Einfalt kennt die Welt gar nicht. Sie weiß nicht, daß es Leuten, die Geld haben, niemals an Beystand in ihren Absichten fehlet: sie mögen beschaffen seyn wie sie wollen. Wie könnten sonst die Fürsten der Erden so verdeckt
in
Wer ſagt, daß ich, ſchlafend und wachend, nicht feine Huͤlfe von einem oder dem andern Menſchen, oder vielmehr, wie du zu ſagen im Stande ſeyn wirſt, von einem oder dem andern Geiſte habe? ‒ ‒ Allein es iſt kein Wunder, daß ein Beelzebub ſeine Teufelchen hat, die ihm zu Gebote ſtehen.
Jch kann auf keine Art an dem gluͤcklichen Erfolge desjenigen zweifeln, was Mutter H. bey dieſem Vorſchlage zu thun hat. Denn wird die Fraͤulein, welche ſich entſchließet, in das erſte Haus zu laufen, das ihr offen ſtehet, oder die erſte Perſon, die ihr begegnet, um Schutz zu bitten; wird die Fraͤulein, welche ſich einbil- det, daß ihr außer dieſem Hauſe keine Gefahr zu- ſtoßen koͤnne, die dem gleich ſey, was ſie in dem- ſelben von mir beſorget, wohl Bedenken tragen, die Kutſche einer adlichen Witwe anzunehmen, die ſich ihr von ungefaͤhr anbietet? Wird ſie wohl Bedenken tragen, ſich dem Schutze der an- ſehnlichen Frauen zu uͤberlaſſen, den ihr ihre ge- treue und zur Befoͤrderung ihrer Flucht ſo ſtark beſtochne Dorcas ausgewirket hat? ‒ ‒ Außer dem hat Mutter H. die Mine und das Anſehen einer ehrwuͤrdigen Matrone, und iſt kein ſo ſcheus- licher Teufel, als Frau Sinclair.
Die liebe Einfalt kennt die Welt gar nicht. Sie weiß nicht, daß es Leuten, die Geld haben, niemals an Beyſtand in ihren Abſichten fehlet: ſie moͤgen beſchaffen ſeyn wie ſie wollen. Wie koͤnnten ſonſt die Fuͤrſten der Erden ſo verdeckt
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Wer ſagt, daß ich, ſchlafend und wachend,
nicht feine Huͤlfe von einem oder dem andern
Menſchen, oder vielmehr, wie du zu ſagen im
Stande ſeyn wirſt, von einem oder dem andern
Geiſte habe? ‒ ‒ Allein es iſt kein Wunder, daß
ein Beelzebub ſeine Teufelchen hat, die ihm zu
Gebote ſtehen.
Jch kann auf keine Art an dem gluͤcklichen
Erfolge desjenigen zweifeln, was Mutter H. bey
dieſem Vorſchlage zu thun hat. Denn wird die
Fraͤulein, welche ſich entſchließet, in das erſte
Haus zu laufen, das ihr offen ſtehet, oder
die erſte Perſon, die ihr begegnet, um Schutz
zu bitten; wird die Fraͤulein, welche ſich einbil-
det, daß ihr außer dieſem Hauſe keine Gefahr zu-
ſtoßen koͤnne, die dem gleich ſey, was ſie in dem-
ſelben von mir beſorget, wohl Bedenken tragen,
die Kutſche einer adlichen Witwe anzunehmen,
die ſich ihr von ungefaͤhr anbietet? Wird ſie
wohl Bedenken tragen, ſich dem Schutze der an-
ſehnlichen Frauen zu uͤberlaſſen, den ihr ihre ge-
treue und zur Befoͤrderung ihrer Flucht ſo ſtark
beſtochne Dorcas ausgewirket hat? ‒ ‒ Außer
dem hat Mutter H. die Mine und das Anſehen
einer ehrwuͤrdigen Matrone, und iſt kein ſo ſcheus-
licher Teufel, als Frau Sinclair.
Die liebe Einfalt kennt die Welt gar nicht.
Sie weiß nicht, daß es Leuten, die Geld haben,
niemals an Beyſtand in ihren Abſichten fehlet:
ſie moͤgen beſchaffen ſeyn wie ſie wollen. Wie
koͤnnten ſonſt die Fuͤrſten der Erden ſo verdeckt
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/732>, abgerufen am 24.11.2024.
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