[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750."zu thun, was ihr beliebte! Und das sollte Dorcas "an ihrem Wapen sehen! da Leute von ihren Um- "ständen, wie ich glaube, in der Wapenkunst ordent "lich nicht so erfahren sind. "Jedoch mögen es wohl einige seyn! - - Denn "Bediente suchen gar zu gern, nach dem Range der "Personen von Stande, denen sie dienen, sich unter "einander Ehre und unterschiedene Vorzüge zu "geben. "Aber sein schlauer Kerl ist nicht mit ihm gegan- "gen! - - Dann auch dieser Brief von Tomlin- "son! - - "Ob ich gleich fest entschlossen bin, diesen Bö- "sewicht niemals zu einem Manne zu haben: mag "ich mich dennoch nicht selbst zu Kentisch-Town "oder Highgate in meines Onkels Schutz begeben, "wo ich nicht eher entfliehen kann, und auf die Art "gänzlich von ihm befteyet werden? - - Kann nicht "vielleicht das Uebel, was ich schon erfahren habe, "geringer seyn, als dasjenige, in welches ich gerathen "mag, wenn ich nur vor fernerer Niederträchtigkeit "gesichert bin? - - Er hat mir doch noch nichts wei- "ter gedrohet: so frey und strenge ich auch mit ihm "umgegangen! - - Jch will nicht fortgehen, denke "ich: wenigstens nicht ohne daß ich diesen Kerl aus "dem Wege schaffe (*). "Der Kerl ist ein Bösewicht! Das Mägdchen, "mir kommt es fast so vor, ist ein schändliches Mägd chen. (*) Sie versuchte dieß: aber konnte ihren Zweck nicht erreichen, weil der Kerl vorwandte, er hätte das Gelenke am Unterfuße vertreten, da er die Trep- pe hinunter geglitschet wäre: "Ein Streich," sagt sein erfindungsreicher Herr in der wegaelas- senen Erzählung, "denich ihn bey einer ähnlichen "Gelegenheit, zu Amiens, gelehret hatte. A a a 2
„zu thun, was ihr beliebte! Und das ſollte Dorcas „an ihrem Wapen ſehen! da Leute von ihren Um- „ſtaͤnden, wie ich glaube, in der Wapenkunſt ordent „lich nicht ſo erfahren ſind. „Jedoch moͤgen es wohl einige ſeyn! ‒ ‒ Denn „Bediente ſuchen gar zu gern, nach dem Range der „Perſonen von Stande, denen ſie dienen, ſich unter „einander Ehre und unterſchiedene Vorzuͤge zu „geben. „Aber ſein ſchlauer Kerl iſt nicht mit ihm gegan- „gen! ‒ ‒ Dann auch dieſer Brief von Tomlin- „ſon! ‒ ‒ „Ob ich gleich feſt entſchloſſen bin, dieſen Boͤ- „ſewicht niemals zu einem Manne zu haben: mag „ich mich dennoch nicht ſelbſt zu Kentiſch-Town „oder Highgate in meines Onkels Schutz begeben, „wo ich nicht eher entfliehen kann, und auf die Art „gaͤnzlich von ihm befteyet werden? ‒ ‒ Kann nicht „vielleicht das Uebel, was ich ſchon erfahren habe, „geringer ſeyn, als dasjenige, in welches ich gerathen „mag, wenn ich nur vor fernerer Niedertraͤchtigkeit „geſichert bin? ‒ ‒ Er hat mir doch noch nichts wei- „ter gedrohet: ſo frey und ſtrenge ich auch mit ihm „umgegangen! ‒ ‒ Jch will nicht fortgehen, denke „ich: wenigſtens nicht ohne daß ich dieſen Kerl aus „dem Wege ſchaffe (*). „Der Kerl iſt ein Boͤſewicht! Das Maͤgdchen, „mir kommt es faſt ſo vor, iſt ein ſchaͤndliches Maͤgd chen. (*) Sie verſuchte dieß: aber konnte ihren Zweck nicht erreichen, weil der Kerl vorwandte, er haͤtte das Gelenke am Unterfuße vertreten, da er die Trep- pe hinunter geglitſchet waͤre: „Ein Streich,“ ſagt ſein erfindungsreicher Herr in der wegaelaſ- ſenen Erzaͤhlung, „denich ihn bey einer aͤhnlichen „Gelegenheit, zu Amiens, gelehret hatte. A a a 2
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(*) „zu thun, was ihr beliebte! Und das ſollte Dorcas
„an ihrem Wapen ſehen! da Leute von ihren Um-
„ſtaͤnden, wie ich glaube, in der Wapenkunſt ordent
„lich nicht ſo erfahren ſind.
„Jedoch moͤgen es wohl einige ſeyn! ‒ ‒ Denn
„Bediente ſuchen gar zu gern, nach dem Range der
„Perſonen von Stande, denen ſie dienen, ſich unter
„einander Ehre und unterſchiedene Vorzuͤge zu
„geben.
„Aber ſein ſchlauer Kerl iſt nicht mit ihm gegan-
„gen! ‒ ‒ Dann auch dieſer Brief von Tomlin-
„ſon! ‒ ‒
„Ob ich gleich feſt entſchloſſen bin, dieſen Boͤ-
„ſewicht niemals zu einem Manne zu haben: mag
„ich mich dennoch nicht ſelbſt zu Kentiſch-Town
„oder Highgate in meines Onkels Schutz begeben,
„wo ich nicht eher entfliehen kann, und auf die Art
„gaͤnzlich von ihm befteyet werden? ‒ ‒ Kann nicht
„vielleicht das Uebel, was ich ſchon erfahren habe,
„geringer ſeyn, als dasjenige, in welches ich gerathen
„mag, wenn ich nur vor fernerer Niedertraͤchtigkeit
„geſichert bin? ‒ ‒ Er hat mir doch noch nichts wei-
„ter gedrohet: ſo frey und ſtrenge ich auch mit ihm
„umgegangen! ‒ ‒ Jch will nicht fortgehen, denke
„ich: wenigſtens nicht ohne daß ich dieſen Kerl aus
„dem Wege ſchaffe (*).
„Der Kerl iſt ein Boͤſewicht! Das Maͤgdchen,
„mir kommt es faſt ſo vor, iſt ein ſchaͤndliches Maͤgd
chen.
(*) Sie verſuchte dieß: aber konnte ihren Zweck nicht
erreichen, weil der Kerl vorwandte, er haͤtte das
Gelenke am Unterfuße vertreten, da er die Trep-
pe hinunter geglitſchet waͤre: „Ein Streich,“
ſagt ſein erfindungsreicher Herr in der wegaelaſ-
ſenen Erzaͤhlung, „denich ihn bey einer aͤhnlichen
„Gelegenheit, zu Amiens, gelehret hatte.
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