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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

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ger um sie gewesen seyn würde, wenn sie mir die-
selbe nicht eingeräumet hätte. Es war diese,
daß sie sich zu beruhigen suchen wollte, bis
sie sähe, was am künftigen Donnerstage,
an ihres Onkels Geburtstag, erfolgen wür-
de.
Aber o daß es keine Sünde wäre; rief sie
mit heftiger Bewegung aus, da sie mir nur diese
elende Gefälligkeit einräumte; vielmehr ihrem
Leben selbst ein Ende zu machen, als so weit nach-
zulassen, daß sie mir bloß diese Versicherung
gäbe!

Dieß zeigt mir inzwischen, daß sie wohl mer-
ket, wie die wider Willen gegebene Versicherung
an meiner Seite leicht als eine Hoffnung zur
Vermählung ausgeleget werden könne. Will sie
nur itzo, auch nur itzo noch, vor sich hinaus se-
hen: so denke ich, nach meines Herzens Mey-
nung, daß ich ihre Liverey anlegen und Zeit Le-
bens tragen werde.

Jn was für Umständen bin ich mit allen
meinen verfluchten Erfindungen! Wenn alles
herauskommt: so bin ich irre, verwirrt und vor
mir selbst beschämet. Wie habe ich mir so viele
Mühe gegeben, ein Bösewicht zu seyn! - - Al-
lein ich frage dich, wohl zum funßigsten male:
Wer hätte denken sollen, daß eine solche Weibs-

person
"de sey, damit sie einem so verhaßten Zwange,
"und einem Menschen, der zu einer so vorsetzlich
"schändlichen und unmenschlichen Niederträchtig-
"keit aufgelegt wäre, entgehen könne.



ger um ſie geweſen ſeyn wuͤrde, wenn ſie mir die-
ſelbe nicht eingeraͤumet haͤtte. Es war dieſe,
daß ſie ſich zu beruhigen ſuchen wollte, bis
ſie ſaͤhe, was am kuͤnftigen Donnerſtage,
an ihres Onkels Geburtstag, erfolgen wuͤr-
de.
Aber o daß es keine Suͤnde waͤre; rief ſie
mit heftiger Bewegung aus, da ſie mir nur dieſe
elende Gefaͤlligkeit einraͤumte; vielmehr ihrem
Leben ſelbſt ein Ende zu machen, als ſo weit nach-
zulaſſen, daß ſie mir bloß dieſe Verſicherung
gaͤbe!

Dieß zeigt mir inzwiſchen, daß ſie wohl mer-
ket, wie die wider Willen gegebene Verſicherung
an meiner Seite leicht als eine Hoffnung zur
Vermaͤhlung ausgeleget werden koͤnne. Will ſie
nur itzo, auch nur itzo noch, vor ſich hinaus ſe-
hen: ſo denke ich, nach meines Herzens Mey-
nung, daß ich ihre Liverey anlegen und Zeit Le-
bens tragen werde.

Jn was fuͤr Umſtaͤnden bin ich mit allen
meinen verfluchten Erfindungen! Wenn alles
herauskommt: ſo bin ich irre, verwirrt und vor
mir ſelbſt beſchaͤmet. Wie habe ich mir ſo viele
Muͤhe gegeben, ein Boͤſewicht zu ſeyn! ‒ ‒ Al-
lein ich frage dich, wohl zum funſzigſten male:
Wer haͤtte denken ſollen, daß eine ſolche Weibs-

perſon
„de ſey, damit ſie einem ſo verhaßten Zwange,
„und einem Menſchen, der zu einer ſo vorſetzlich
„ſchaͤndlichen und unmenſchlichen Niedertraͤchtig-
„keit aufgelegt waͤre, entgehen koͤnne.
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[767/0773] ger um ſie geweſen ſeyn wuͤrde, wenn ſie mir die- ſelbe nicht eingeraͤumet haͤtte. Es war dieſe, daß ſie ſich zu beruhigen ſuchen wollte, bis ſie ſaͤhe, was am kuͤnftigen Donnerſtage, an ihres Onkels Geburtstag, erfolgen wuͤr- de. Aber o daß es keine Suͤnde waͤre; rief ſie mit heftiger Bewegung aus, da ſie mir nur dieſe elende Gefaͤlligkeit einraͤumte; vielmehr ihrem Leben ſelbſt ein Ende zu machen, als ſo weit nach- zulaſſen, daß ſie mir bloß dieſe Verſicherung gaͤbe! Dieß zeigt mir inzwiſchen, daß ſie wohl mer- ket, wie die wider Willen gegebene Verſicherung an meiner Seite leicht als eine Hoffnung zur Vermaͤhlung ausgeleget werden koͤnne. Will ſie nur itzo, auch nur itzo noch, vor ſich hinaus ſe- hen: ſo denke ich, nach meines Herzens Mey- nung, daß ich ihre Liverey anlegen und Zeit Le- bens tragen werde. Jn was fuͤr Umſtaͤnden bin ich mit allen meinen verfluchten Erfindungen! Wenn alles herauskommt: ſo bin ich irre, verwirrt und vor mir ſelbſt beſchaͤmet. Wie habe ich mir ſo viele Muͤhe gegeben, ein Boͤſewicht zu ſeyn! ‒ ‒ Al- lein ich frage dich, wohl zum funſzigſten male: Wer haͤtte denken ſollen, daß eine ſolche Weibs- perſon (*) (*) „de ſey, damit ſie einem ſo verhaßten Zwange, „und einem Menſchen, der zu einer ſo vorſetzlich „ſchaͤndlichen und unmenſchlichen Niedertraͤchtig- „keit aufgelegt waͤre, entgehen koͤnne.

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 767. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/773>, abgerufen am 24.11.2024.