Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



wollte. - - Aber kein gelindes, kein sanftmüthi-
ges, kein liebreiches Wesen wollte helfen. Sie
schlug mir ihre Hand ab! - - Handelte sie klug,
Bruder, daß sie mich in den Gedanken bestärkte,
nichts, als Schrecken, würde etwas ausrichten?

Lassen sie mich nur wissen, gnädige Fräulein,
ob ihr Versprechen, daß sie den Ausgang des
künftigen Donnerstags mit Gedult zu erwarten
suchen wollten, zu meinem Vortheil abzielte?

Erwarten sie einige freywillige Gunst von ei-
ner Person, der sie keine freye Wahl lassen?

Sind sie willens, gnädige Fräulein, mich in
ihres Onkels Gegenwart mit ihrer Hand zu be-
ehren, oder nicht?

Mein Herz und meine Hand sollen niemals
getrennet seyn. Warum, glauben sie, widersetzte
ich mich sonst dem Willen meiner besten, meiner
natürlichen Freunde?

Jch weiß, was sie meynen, gnädige Fräulein
- - Bin ich ihnen denn so verhaßt, als der
schändliche Solmes?

Legen sie mir nicht eine solche Frage vor,
Herr Lovelace.

Jch muß Antwort haben. Bin ich ihnen
so verhaßt, als der schändliche Solmes?

Warum nennen sie den Herrn Solmes
schändlich?

Halten sie ihn nicht dafür, gnädige Fräu-
lein?

Warum sollte ich? Hat Herr Solmes jemals
schändlich gegen mich gehandelt?

Aller-



wollte. ‒ ‒ Aber kein gelindes, kein ſanftmuͤthi-
ges, kein liebreiches Weſen wollte helfen. Sie
ſchlug mir ihre Hand ab! ‒ ‒ Handelte ſie klug,
Bruder, daß ſie mich in den Gedanken beſtaͤrkte,
nichts, als Schrecken, wuͤrde etwas ausrichten?

Laſſen ſie mich nur wiſſen, gnaͤdige Fraͤulein,
ob ihr Verſprechen, daß ſie den Ausgang des
kuͤnftigen Donnerſtags mit Gedult zu erwarten
ſuchen wollten, zu meinem Vortheil abzielte?

Erwarten ſie einige freywillige Gunſt von ei-
ner Perſon, der ſie keine freye Wahl laſſen?

Sind ſie willens, gnaͤdige Fraͤulein, mich in
ihres Onkels Gegenwart mit ihrer Hand zu be-
ehren, oder nicht?

Mein Herz und meine Hand ſollen niemals
getrennet ſeyn. Warum, glauben ſie, widerſetzte
ich mich ſonſt dem Willen meiner beſten, meiner
natuͤrlichen Freunde?

Jch weiß, was ſie meynen, gnaͤdige Fraͤulein
‒ ‒ Bin ich ihnen denn ſo verhaßt, als der
ſchaͤndliche Solmes?

Legen ſie mir nicht eine ſolche Frage vor,
Herr Lovelace.

Jch muß Antwort haben. Bin ich ihnen
ſo verhaßt, als der ſchaͤndliche Solmes?

Warum nennen ſie den Herrn Solmes
ſchaͤndlich?

Halten ſie ihn nicht dafuͤr, gnaͤdige Fraͤu-
lein?

Warum ſollte ich? Hat Herr Solmes jemals
ſchaͤndlich gegen mich gehandelt?

Aller-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0782" n="776"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
wollte. &#x2012; &#x2012; Aber kein gelindes, kein &#x017F;anftmu&#x0364;thi-<lb/>
ges, kein liebreiches We&#x017F;en wollte helfen. Sie<lb/>
&#x017F;chlug mir ihre Hand ab! &#x2012; &#x2012; Handelte &#x017F;ie klug,<lb/>
Bruder, daß &#x017F;ie mich in den Gedanken be&#x017F;ta&#x0364;rkte,<lb/>
nichts, als Schrecken, wu&#x0364;rde etwas ausrichten?</p><lb/>
          <p>La&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie mich nur wi&#x017F;&#x017F;en, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein,<lb/>
ob ihr Ver&#x017F;prechen, daß &#x017F;ie den Ausgang des<lb/>
ku&#x0364;nftigen Donner&#x017F;tags mit Gedult zu erwarten<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;uchen</hi> wollten, zu meinem Vortheil abzielte?</p><lb/>
          <p>Erwarten &#x017F;ie einige freywillige Gun&#x017F;t von ei-<lb/>
ner Per&#x017F;on, der &#x017F;ie keine freye Wahl la&#x017F;&#x017F;en?</p><lb/>
          <p>Sind &#x017F;ie willens, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein, mich in<lb/>
ihres Onkels Gegenwart mit ihrer Hand zu be-<lb/>
ehren, oder nicht?</p><lb/>
          <p>Mein Herz und meine Hand &#x017F;ollen niemals<lb/>
getrennet &#x017F;eyn. Warum, glauben &#x017F;ie, wider&#x017F;etzte<lb/>
ich mich &#x017F;on&#x017F;t dem Willen meiner be&#x017F;ten, meiner<lb/>
natu&#x0364;rlichen Freunde?</p><lb/>
          <p>Jch weiß, was &#x017F;ie meynen, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein<lb/>
&#x2012; &#x2012; Bin ich ihnen denn &#x017F;o verhaßt, als der<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ndliche Solmes?</p><lb/>
          <p>Legen &#x017F;ie mir nicht eine &#x017F;olche Frage vor,<lb/>
Herr Lovelace.</p><lb/>
          <p>Jch <hi rendition="#fr">muß</hi> Antwort haben. Bin ich ihnen<lb/>
&#x017F;o verhaßt, als der &#x017F;cha&#x0364;ndliche Solmes?</p><lb/>
          <p>Warum nennen &#x017F;ie den Herrn Solmes<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ndlich?</p><lb/>
          <p>Halten <hi rendition="#fr">&#x017F;ie</hi> ihn nicht dafu&#x0364;r, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;u-<lb/>
lein?</p><lb/>
          <p>Warum &#x017F;ollte ich? Hat Herr Solmes jemals<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ndlich gegen mich gehandelt?</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Aller-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[776/0782] wollte. ‒ ‒ Aber kein gelindes, kein ſanftmuͤthi- ges, kein liebreiches Weſen wollte helfen. Sie ſchlug mir ihre Hand ab! ‒ ‒ Handelte ſie klug, Bruder, daß ſie mich in den Gedanken beſtaͤrkte, nichts, als Schrecken, wuͤrde etwas ausrichten? Laſſen ſie mich nur wiſſen, gnaͤdige Fraͤulein, ob ihr Verſprechen, daß ſie den Ausgang des kuͤnftigen Donnerſtags mit Gedult zu erwarten ſuchen wollten, zu meinem Vortheil abzielte? Erwarten ſie einige freywillige Gunſt von ei- ner Perſon, der ſie keine freye Wahl laſſen? Sind ſie willens, gnaͤdige Fraͤulein, mich in ihres Onkels Gegenwart mit ihrer Hand zu be- ehren, oder nicht? Mein Herz und meine Hand ſollen niemals getrennet ſeyn. Warum, glauben ſie, widerſetzte ich mich ſonſt dem Willen meiner beſten, meiner natuͤrlichen Freunde? Jch weiß, was ſie meynen, gnaͤdige Fraͤulein ‒ ‒ Bin ich ihnen denn ſo verhaßt, als der ſchaͤndliche Solmes? Legen ſie mir nicht eine ſolche Frage vor, Herr Lovelace. Jch muß Antwort haben. Bin ich ihnen ſo verhaßt, als der ſchaͤndliche Solmes? Warum nennen ſie den Herrn Solmes ſchaͤndlich? Halten ſie ihn nicht dafuͤr, gnaͤdige Fraͤu- lein? Warum ſollte ich? Hat Herr Solmes jemals ſchaͤndlich gegen mich gehandelt? Aller-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/782
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 776. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/782>, abgerufen am 01.06.2024.