mit mir umgegangen sind, wenn ich ihnen ein solches Versprechen thun sollte?
Hiemit stand sie auf, schlug ihre Hände zu- sammen und verfärbte sich über und über vor Unwillen. Du, o schändlichster Kerl, hast mich zu einer Einwohnerinn des schändlichsten Hauses gemacht - - Nichts desto weniger werde ich, so lange ich in demselben bin, ein Herz haben, das zu nichts fähig ist, als zum Abscheu gegen das- selbe und gegen dich.
Dann sahe der Engel um sich herum, und auf mich. Die Furcht vor den Folgen dieser freyen Erklärung mahlte sich dabey in ihrem angeneh- men Gesichte deutlich ab. - - Aber was für ein Teufel müßte ich gewesen seyn; ich, der ich an einer Mannsperson Herzhaftigkeit liebe: wenn ich in dem Augenblick nicht mehr von Verwunde- rung über ihren tapfern Muth gerühret, als von Rache getrieben wäre?
Edelmüthigste Fräulein! - - denken sie, daß ich so leicht, ohne die äußerste Gewalt, sie, und mein Antheil an einem so vortrefflichen Muster aller Vorzüge, verlassen kann? Wenn ich kein Versprechen habe! - - keine Hoffnung! - - Wo sie mich nur nicht zur Verzweifelung brin- gen: so mag mich den Augenblick ein Blitz ver- zehren, wofern ich ihnen nicht alle Gerechtigkeit widerfahren lasse, die mir möglich ist.
Sind sie irgend geneigt, mir gefällig zu seyn und mich zu verbinden: so lassen sie mir meine eigne Freyheit und lassen mich nicht in diesem
scheus-
mit mir umgegangen ſind, wenn ich ihnen ein ſolches Verſprechen thun ſollte?
Hiemit ſtand ſie auf, ſchlug ihre Haͤnde zu- ſammen und verfaͤrbte ſich uͤber und uͤber vor Unwillen. Du, o ſchaͤndlichſter Kerl, haſt mich zu einer Einwohnerinn des ſchaͤndlichſten Hauſes gemacht ‒ ‒ Nichts deſto weniger werde ich, ſo lange ich in demſelben bin, ein Herz haben, das zu nichts faͤhig iſt, als zum Abſcheu gegen daſ- ſelbe und gegen dich.
Dann ſahe der Engel um ſich herum, und auf mich. Die Furcht vor den Folgen dieſer freyen Erklaͤrung mahlte ſich dabey in ihrem angeneh- men Geſichte deutlich ab. ‒ ‒ Aber was fuͤr ein Teufel muͤßte ich geweſen ſeyn; ich, der ich an einer Mannsperſon Herzhaftigkeit liebe: wenn ich in dem Augenblick nicht mehr von Verwunde- rung uͤber ihren tapfern Muth geruͤhret, als von Rache getrieben waͤre?
Edelmuͤthigſte Fraͤulein! ‒ ‒ denken ſie, daß ich ſo leicht, ohne die aͤußerſte Gewalt, ſie, und mein Antheil an einem ſo vortrefflichen Muſter aller Vorzuͤge, verlaſſen kann? Wenn ich kein Verſprechen habe! ‒ ‒ keine Hoffnung! ‒ ‒ Wo ſie mich nur nicht zur Verzweifelung brin- gen: ſo mag mich den Augenblick ein Blitz ver- zehren, wofern ich ihnen nicht alle Gerechtigkeit widerfahren laſſe, die mir moͤglich iſt.
Sind ſie irgend geneigt, mir gefaͤllig zu ſeyn und mich zu verbinden: ſo laſſen ſie mir meine eigne Freyheit und laſſen mich nicht in dieſem
ſcheus-
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mit mir umgegangen ſind, wenn ich ihnen ein
ſolches Verſprechen thun ſollte?
Hiemit ſtand ſie auf, ſchlug ihre Haͤnde zu-
ſammen und verfaͤrbte ſich uͤber und uͤber vor
Unwillen. Du, o ſchaͤndlichſter Kerl, haſt mich
zu einer Einwohnerinn des ſchaͤndlichſten Hauſes
gemacht ‒ ‒ Nichts deſto weniger werde ich, ſo
lange ich in demſelben bin, ein Herz haben, das
zu nichts faͤhig iſt, als zum Abſcheu gegen daſ-
ſelbe und gegen dich.
Dann ſahe der Engel um ſich herum, und
auf mich. Die Furcht vor den Folgen dieſer freyen
Erklaͤrung mahlte ſich dabey in ihrem angeneh-
men Geſichte deutlich ab. ‒ ‒ Aber was fuͤr ein
Teufel muͤßte ich geweſen ſeyn; ich, der ich an
einer Mannsperſon Herzhaftigkeit liebe: wenn
ich in dem Augenblick nicht mehr von Verwunde-
rung uͤber ihren tapfern Muth geruͤhret, als von
Rache getrieben waͤre?
Edelmuͤthigſte Fraͤulein! ‒ ‒ denken ſie, daß
ich ſo leicht, ohne die aͤußerſte Gewalt, ſie, und
mein Antheil an einem ſo vortrefflichen Muſter
aller Vorzuͤge, verlaſſen kann? Wenn ich kein
Verſprechen habe! ‒ ‒ keine Hoffnung! ‒ ‒
Wo ſie mich nur nicht zur Verzweifelung brin-
gen: ſo mag mich den Augenblick ein Blitz ver-
zehren, wofern ich ihnen nicht alle Gerechtigkeit
widerfahren laſſe, die mir moͤglich iſt.
Sind ſie irgend geneigt, mir gefaͤllig zu ſeyn
und mich zu verbinden: ſo laſſen ſie mir meine
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/784>, abgerufen am 24.11.2024.
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