mögen, mir zu übersenden. - - Und wenn ich wieder zurückkomme: so muß der Teufel darinn seyn; wo ich nicht ein Mittel finde, zu machen, daß sie selbst eine andere Wohnung wählet, weil ihr diese so verhaßt ist; welche allen meinen Absichten gemäß ist; und zwar ohne daß ich mehr das Ansehen habe, ihre Wahl dabey zu len- ken, als ich es vorher bey dieser hatte.
Du wirst auf mich fluchen, wenn du an die- se Stelle kommst. Jch weiß es gewiß. Allein denkest du, daß ich, nach einer solchen Reihe von Ränken, dieß unvergleichliche Frauenzimmer des- wegen verlieren will, weil ich nicht ein wenig Ränke mehr gebrauchen mag? - - Ein lieder- licher Kerl ist ein liederlicher Kerl, Bruder! - - Und welcher liederliche Kerl läßt sich durch gute Grundsätze von einer bösen That abhalten, die er sich vorgesetzet hat, und mit der er glücklich fortzukommen glaubet? - - Außerdem, bin ich nicht ernstlich gesonnen sie zu heyrathen? - - Wird mich nicht der große Haufe der Welt frey- sprechen, wenn ich sie heyrathe? Was hat aber eine solche Beleidigung zu bedeuten, welche ein Kirchengebrauch allezeit wieder gut machen wird? Hält man nicht allemal den Aus- gang einer Geschichte, die sich mit der Hoch- zeit endiget, für glücklich: die Schwierigkei- ten, ehe man dazu gelanget, mögen auch noch so groß seyn?
Allein, wie bin ich hier von dieser Fräulein eingenommen, da unterdessen mein armer Lord,
wie
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moͤgen, mir zu uͤberſenden. ‒ ‒ Und wenn ich wieder zuruͤckkomme: ſo muß der Teufel darinn ſeyn; wo ich nicht ein Mittel finde, zu machen, daß ſie ſelbſt eine andere Wohnung waͤhlet, weil ihr dieſe ſo verhaßt iſt; welche allen meinen Abſichten gemaͤß iſt; und zwar ohne daß ich mehr das Anſehen habe, ihre Wahl dabey zu len- ken, als ich es vorher bey dieſer hatte.
Du wirſt auf mich fluchen, wenn du an die- ſe Stelle kommſt. Jch weiß es gewiß. Allein denkeſt du, daß ich, nach einer ſolchen Reihe von Raͤnken, dieß unvergleichliche Frauenzimmer des- wegen verlieren will, weil ich nicht ein wenig Raͤnke mehr gebrauchen mag? ‒ ‒ Ein lieder- licher Kerl iſt ein liederlicher Kerl, Bruder! ‒ ‒ Und welcher liederliche Kerl laͤßt ſich durch gute Grundſaͤtze von einer boͤſen That abhalten, die er ſich vorgeſetzet hat, und mit der er gluͤcklich fortzukommen glaubet? ‒ ‒ Außerdem, bin ich nicht ernſtlich geſonnen ſie zu heyrathen? ‒ ‒ Wird mich nicht der große Haufe der Welt frey- ſprechen, wenn ich ſie heyrathe? Was hat aber eine ſolche Beleidigung zu bedeuten, welche ein Kirchengebrauch allezeit wieder gut machen wird? Haͤlt man nicht allemal den Aus- gang einer Geſchichte, die ſich mit der Hoch- zeit endiget, fuͤr gluͤcklich: die Schwierigkei- ten, ehe man dazu gelanget, moͤgen auch noch ſo groß ſeyn?
Allein, wie bin ich hier von dieſer Fraͤulein eingenommen, da unterdeſſen mein armer Lord,
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moͤgen, mir zu uͤberſenden. ‒ ‒ Und wenn ich
wieder zuruͤckkomme: ſo muß der Teufel darinn
ſeyn; wo ich nicht ein Mittel finde, zu machen,
daß ſie ſelbſt eine andere Wohnung waͤhlet, weil
ihr dieſe ſo verhaßt iſt; welche allen meinen
Abſichten gemaͤß iſt; und zwar ohne daß ich
mehr das Anſehen habe, ihre Wahl dabey zu len-
ken, als ich es vorher bey dieſer hatte.
Du wirſt auf mich fluchen, wenn du an die-
ſe Stelle kommſt. Jch weiß es gewiß. Allein
denkeſt du, daß ich, nach einer ſolchen Reihe von
Raͤnken, dieß unvergleichliche Frauenzimmer des-
wegen verlieren will, weil ich nicht ein wenig
Raͤnke mehr gebrauchen mag? ‒ ‒ Ein lieder-
licher Kerl iſt ein liederlicher Kerl, Bruder! ‒ ‒
Und welcher liederliche Kerl laͤßt ſich durch gute
Grundſaͤtze von einer boͤſen That abhalten, die
er ſich vorgeſetzet hat, und mit der er gluͤcklich
fortzukommen glaubet? ‒ ‒ Außerdem, bin ich
nicht ernſtlich geſonnen ſie zu heyrathen? ‒ ‒
Wird mich nicht der große Haufe der Welt frey-
ſprechen, wenn ich ſie heyrathe? Was hat aber
eine ſolche Beleidigung zu bedeuten, welche ein
Kirchengebrauch allezeit wieder gut machen
wird? Haͤlt man nicht allemal den Aus-
gang einer Geſchichte, die ſich mit der Hoch-
zeit endiget, fuͤr gluͤcklich: die Schwierigkei-
ten, ehe man dazu gelanget, moͤgen auch noch ſo
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Allein, wie bin ich hier von dieſer Fraͤulein
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 793. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/799>, abgerufen am 27.11.2024.
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