als Fr. Lovelacen, sich kein Gewissen machten, sie zu verderben und zu bestechen. Jhres Theils verlangte sie nicht, daß man gegen das böse Mägdchen Barmherzigkeit haben sollte. Sie erkennete dieselbe nicht für ihre Base: wenn sie nicht getren wäre! - - Allein, fragte sie, was hat man denn für Beweis? - -
Darauf ward ihr das Papier gezeiget - -
Nur allzu augenscheinlich! - - Verfluchte, verfluchte Kröte, Teufel, Hure, ging aus eines je- den Munde: und man schalt auf die schändliche Untreu der Bestochenen, und das unanständige Unternehmen der Bestecherinn.
So dann gingen wir alle hinauf, und bey der Thüre der Fräulein vorbey in den Speisesaal, um zu dem Verhör zu schreiten.
Es war ein Stampfen von allen Füßen, und ein Gemurmel von allen Zungen - -
Bringt das garstige Mensch den Augenblick herauf vor uns alle! - -
Wie? hat sie aus dem Hause entwischen wol- len, sagen sie?
Dieß war das Geräusch und das Gespräche, wie wir bey der Thüre der schönen Bestecherinn vorbeyrasselten.
Dorcas ward heulend zwischen zwoen Per- sonen heraufgebracht, die beyde aus vollem Halse schrieen - - Jhr müßt gehen! Jhr sollt gehen! - - Es ist billig, daß ihr für euch selbst Rede und Antwort gebet - - Jhr seyd ein Schand- fleck für alle rechtschaffene Bediente! - - in-
dem
als Fr. Lovelacen, ſich kein Gewiſſen machten, ſie zu verderben und zu beſtechen. Jhres Theils verlangte ſie nicht, daß man gegen das boͤſe Maͤgdchen Barmherzigkeit haben ſollte. Sie erkennete dieſelbe nicht fuͤr ihre Baſe: wenn ſie nicht getren waͤre! ‒ ‒ Allein, fragte ſie, was hat man denn fuͤr Beweis? ‒ ‒
Darauf ward ihr das Papier gezeiget ‒ ‒
Nur allzu augenſcheinlich! ‒ ‒ Verfluchte, verfluchte Kroͤte, Teufel, Hure, ging aus eines je- den Munde: und man ſchalt auf die ſchaͤndliche Untreu der Beſtochenen, und das unanſtaͤndige Unternehmen der Beſtecherinn.
So dann gingen wir alle hinauf, und bey der Thuͤre der Fraͤulein vorbey in den Speiſeſaal, um zu dem Verhoͤr zu ſchreiten.
Es war ein Stampfen von allen Fuͤßen, und ein Gemurmel von allen Zungen ‒ ‒
Bringt das garſtige Menſch den Augenblick herauf vor uns alle! ‒ ‒
Wie? hat ſie aus dem Hauſe entwiſchen wol- len, ſagen ſie?
Dieß war das Geraͤuſch und das Geſpraͤche, wie wir bey der Thuͤre der ſchoͤnen Beſtecherinn vorbeyraſſelten.
Dorcas ward heulend zwiſchen zwoen Per- ſonen heraufgebracht, die beyde aus vollem Halſe ſchrieen ‒ ‒ Jhr muͤßt gehen! Jhr ſollt gehen! ‒ ‒ Es iſt billig, daß ihr fuͤr euch ſelbſt Rede und Antwort gebet ‒ ‒ Jhr ſeyd ein Schand- fleck fuͤr alle rechtſchaffene Bediente! ‒ ‒ in-
dem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0810"n="804"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
als Fr. Lovelacen, ſich kein Gewiſſen machten, ſie<lb/>
zu verderben und zu beſtechen. <hirendition="#fr">Jhres</hi> Theils<lb/>
verlangte ſie nicht, daß man gegen das boͤſe<lb/>
Maͤgdchen Barmherzigkeit haben ſollte. Sie<lb/>
erkennete dieſelbe nicht fuͤr ihre Baſe: wenn ſie<lb/>
nicht getren waͤre! ‒‒ Allein, fragte ſie, was<lb/>
hat man denn fuͤr Beweis? ‒‒</p><lb/><p>Darauf ward ihr das Papier gezeiget ‒‒</p><lb/><p>Nur allzu augenſcheinlich! ‒‒ Verfluchte,<lb/>
verfluchte Kroͤte, Teufel, Hure, ging aus eines je-<lb/>
den Munde: und man ſchalt auf die ſchaͤndliche<lb/>
Untreu der <hirendition="#fr">Beſtochenen,</hi> und das unanſtaͤndige<lb/>
Unternehmen der <hirendition="#fr">Beſtecherinn.</hi></p><lb/><p>So dann gingen wir alle hinauf, und bey der<lb/>
Thuͤre der Fraͤulein vorbey in den Speiſeſaal, um<lb/>
zu dem Verhoͤr zu ſchreiten.</p><lb/><p>Es war ein Stampfen von allen Fuͤßen, und<lb/>
ein Gemurmel von allen Zungen ‒‒</p><lb/><p>Bringt das garſtige Menſch den Augenblick<lb/>
herauf vor uns alle! ‒‒</p><lb/><p>Wie? hat ſie aus dem Hauſe entwiſchen wol-<lb/>
len, ſagen ſie?</p><lb/><p>Dieß war das Geraͤuſch und das Geſpraͤche,<lb/>
wie wir bey der Thuͤre der ſchoͤnen Beſtecherinn<lb/>
vorbeyraſſelten.</p><lb/><p>Dorcas ward heulend zwiſchen zwoen Per-<lb/>ſonen heraufgebracht, die beyde aus vollem Halſe<lb/>ſchrieen ‒‒ Jhr muͤßt gehen! Jhr ſollt gehen!<lb/>‒‒ Es iſt billig, daß ihr fuͤr euch ſelbſt Rede<lb/>
und Antwort gebet ‒‒ Jhr ſeyd ein Schand-<lb/>
fleck fuͤr alle rechtſchaffene Bediente! ‒‒ in-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dem</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[804/0810]
als Fr. Lovelacen, ſich kein Gewiſſen machten, ſie
zu verderben und zu beſtechen. Jhres Theils
verlangte ſie nicht, daß man gegen das boͤſe
Maͤgdchen Barmherzigkeit haben ſollte. Sie
erkennete dieſelbe nicht fuͤr ihre Baſe: wenn ſie
nicht getren waͤre! ‒ ‒ Allein, fragte ſie, was
hat man denn fuͤr Beweis? ‒ ‒
Darauf ward ihr das Papier gezeiget ‒ ‒
Nur allzu augenſcheinlich! ‒ ‒ Verfluchte,
verfluchte Kroͤte, Teufel, Hure, ging aus eines je-
den Munde: und man ſchalt auf die ſchaͤndliche
Untreu der Beſtochenen, und das unanſtaͤndige
Unternehmen der Beſtecherinn.
So dann gingen wir alle hinauf, und bey der
Thuͤre der Fraͤulein vorbey in den Speiſeſaal, um
zu dem Verhoͤr zu ſchreiten.
Es war ein Stampfen von allen Fuͤßen, und
ein Gemurmel von allen Zungen ‒ ‒
Bringt das garſtige Menſch den Augenblick
herauf vor uns alle! ‒ ‒
Wie? hat ſie aus dem Hauſe entwiſchen wol-
len, ſagen ſie?
Dieß war das Geraͤuſch und das Geſpraͤche,
wie wir bey der Thuͤre der ſchoͤnen Beſtecherinn
vorbeyraſſelten.
Dorcas ward heulend zwiſchen zwoen Per-
ſonen heraufgebracht, die beyde aus vollem Halſe
ſchrieen ‒ ‒ Jhr muͤßt gehen! Jhr ſollt gehen!
‒ ‒ Es iſt billig, daß ihr fuͤr euch ſelbſt Rede
und Antwort gebet ‒ ‒ Jhr ſeyd ein Schand-
fleck fuͤr alle rechtſchaffene Bediente! ‒ ‒ in-
dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 804. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/810>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.