fürchteten. Sie hatten auch wohl Ursache; und ich selbst nicht weniger: da wir alle noch vor so kurzer Zeit den Teufel in unsern Herzen ge- habt.
Wo nicht Morgen, Madame: so sagen sie nur, künftigen Donnerstag, an ihres Onkels Geburtstage; sagen sie nur künftigen Don- nerstag! - -
Dieß sage ich; dieß ist es, wovon sie sich versichert halten können: Jch will nimmermehr, nimmermehr die Jhrige seyn. - - Lassen sie mich hoffen, daß ich auf die Erfüllung ihres Verspre- chens einen Anspruch machen dürfe, nach wel- chem sie mir erlauben wollten, so bald als der Tag anbricht, dieß unschuldige Haus zu ver- lassen; wie es vorher jemand nannte; wiewohl meine Ohren längst zu solchen Verdrehungen der Worte gewohnt sind.
Wenn auch mein Verderben davon abhinge, Madame: so können sie das nicht; ohne nur, unter gewissen Bedingungen. Jch hoffe sie werden mich nicht schrecken - - denn ich fürchtete mich noch immer vor dem verfluchten Messer.
Nichts geringers, als ein Versuch gegen meine Ehre, soll mich zur Verzweifelung bringen - - Jch habe keine andere Absicht, als meine Ehre zu vertheidigen. Auch bloß in der Absicht habe ich mich mit ihrer schändlichen Unterhänd- lerinn, die itzt unten ist, in ein Verständniß ein- gelassen. Jch habe die Zuversicht zu Gott, daß
er
fuͤrchteten. Sie hatten auch wohl Urſache; und ich ſelbſt nicht weniger: da wir alle noch vor ſo kurzer Zeit den Teufel in unſern Herzen ge- habt.
Wo nicht Morgen, Madame: ſo ſagen ſie nur, kuͤnftigen Donnerſtag, an ihres Onkels Geburtstage; ſagen ſie nur kuͤnftigen Don- nerſtag! ‒ ‒
Dieß ſage ich; dieß iſt es, wovon ſie ſich verſichert halten koͤnnen: Jch will nimmermehr, nimmermehr die Jhrige ſeyn. ‒ ‒ Laſſen ſie mich hoffen, daß ich auf die Erfuͤllung ihres Verſpre- chens einen Anſpruch machen duͤrfe, nach wel- chem ſie mir erlauben wollten, ſo bald als der Tag anbricht, dieß unſchuldige Haus zu ver- laſſen; wie es vorher jemand nannte; wiewohl meine Ohren laͤngſt zu ſolchen Verdrehungen der Worte gewohnt ſind.
Wenn auch mein Verderben davon abhinge, Madame: ſo koͤnnen ſie das nicht; ohne nur, unter gewiſſen Bedingungen. Jch hoffe ſie werden mich nicht ſchrecken ‒ ‒ denn ich fuͤrchtete mich noch immer vor dem verfluchten Meſſer.
Nichts geringers, als ein Verſuch gegen meine Ehre, ſoll mich zur Verzweifelung bringen ‒ ‒ Jch habe keine andere Abſicht, als meine Ehre zu vertheidigen. Auch bloß in der Abſicht habe ich mich mit ihrer ſchaͤndlichen Unterhaͤnd- lerinn, die itzt unten iſt, in ein Verſtaͤndniß ein- gelaſſen. Jch habe die Zuverſicht zu Gott, daß
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fuͤrchteten. Sie hatten auch wohl Urſache; und
ich ſelbſt nicht weniger: da wir alle noch vor ſo
kurzer Zeit den Teufel in unſern Herzen ge-
habt.
Wo nicht Morgen, Madame: ſo ſagen ſie
nur, kuͤnftigen Donnerſtag, an ihres Onkels
Geburtstage; ſagen ſie nur kuͤnftigen Don-
nerſtag! ‒ ‒
Dieß ſage ich; dieß iſt es, wovon ſie ſich
verſichert halten koͤnnen: Jch will nimmermehr,
nimmermehr die Jhrige ſeyn. ‒ ‒ Laſſen ſie mich
hoffen, daß ich auf die Erfuͤllung ihres Verſpre-
chens einen Anſpruch machen duͤrfe, nach wel-
chem ſie mir erlauben wollten, ſo bald als der
Tag anbricht, dieß unſchuldige Haus zu ver-
laſſen; wie es vorher jemand nannte; wiewohl
meine Ohren laͤngſt zu ſolchen Verdrehungen der
Worte gewohnt ſind.
Wenn auch mein Verderben davon abhinge,
Madame: ſo koͤnnen ſie das nicht; ohne nur,
unter gewiſſen Bedingungen. Jch hoffe ſie
werden mich nicht ſchrecken ‒ ‒ denn ich
fuͤrchtete mich noch immer vor dem verfluchten
Meſſer.
Nichts geringers, als ein Verſuch gegen
meine Ehre, ſoll mich zur Verzweifelung bringen
‒ ‒ Jch habe keine andere Abſicht, als meine
Ehre zu vertheidigen. Auch bloß in der Abſicht
habe ich mich mit ihrer ſchaͤndlichen Unterhaͤnd-
lerinn, die itzt unten iſt, in ein Verſtaͤndniß ein-
gelaſſen. Jch habe die Zuverſicht zu Gott, daß
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/824>, abgerufen am 24.11.2024.
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