len unter andern! Aber wie jämmerlich albern sieht er nun in meinen Augen aus! - - Strei- che, kratze ine jede Stelle in meinen vorhergehen- den Briefen aus, wo ich mich mit demselben ge- rühmet habe, daß sie niemals wieder gelesen wer- den! - - Und laß dir niemals in den Kopf kom- men, mich mit diesem verfluchten Dinge aufzu- ziehen: denn ich kann es nicht vertragen.
Allein, was soll ich dir von der Fräulein schrei- ben? Bey meiner Seele, ich liebe, ich bewun- dere sie mehr, als jemals! - - Jch muß sie ha- ben. Jch will sie noch haben. - - Mit Eh- ren, oder ohne Ehre: wie ich oft gelobet habe. - - Meine verfluchte Furcht, bey ihrer von un- gefähr blutigen Nase, die sie noch so neulich erst gesehen, hat sie auf den Einfall gebracht, auf die- se Art einen Vortheil über mich zu erhalten. Hätte sie mir gedrohet: so würde ich bald Mei- ster von einem Arm und in beyden gewesen seyn! - - Aber da sie eine so reine Tugend be- wies, daß sie nur sich selbst drohete, und kei- nem andern Furcht einzujagen suchte; da sie ein so gesetztes Gemüth zeigte, daß sie, selbst bey der heftigen Entschließung, die Nothwendigkeit der That zur Rettung ihrer Ehre zu unterschei- den wußte, und so aufrichtig allen geringern Veranlassungen dazu entsagte; welches ein Zeug- niß von so vieler Ueberlegung, von einer so voll- kommen freyen Wahl, von so guten Grundsätzen war; da sie mich endlich mit einer solchen Wach- samkeit in einer Entfernung von sich hielte, daß
ich
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len unter andern! Aber wie jaͤmmerlich albern ſieht er nun in meinen Augen aus! ‒ ‒ Strei- che, kratze ine jede Stelle in meinen vorhergehen- den Briefen aus, wo ich mich mit demſelben ge- ruͤhmet habe, daß ſie niemals wieder geleſen wer- den! ‒ ‒ Und laß dir niemals in den Kopf kom- men, mich mit dieſem verfluchten Dinge aufzu- ziehen: denn ich kann es nicht vertragen.
Allein, was ſoll ich dir von der Fraͤulein ſchrei- ben? Bey meiner Seele, ich liebe, ich bewun- dere ſie mehr, als jemals! ‒ ‒ Jch muß ſie ha- ben. Jch will ſie noch haben. ‒ ‒ Mit Eh- ren, oder ohne Ehre: wie ich oft gelobet habe. ‒ ‒ Meine verfluchte Furcht, bey ihrer von un- gefaͤhr blutigen Naſe, die ſie noch ſo neulich erſt geſehen, hat ſie auf den Einfall gebracht, auf die- ſe Art einen Vortheil uͤber mich zu erhalten. Haͤtte ſie mir gedrohet: ſo wuͤrde ich bald Mei- ſter von einem Arm und in beyden geweſen ſeyn! ‒ ‒ Aber da ſie eine ſo reine Tugend be- wies, daß ſie nur ſich ſelbſt drohete, und kei- nem andern Furcht einzujagen ſuchte; da ſie ein ſo geſetztes Gemuͤth zeigte, daß ſie, ſelbſt bey der heftigen Entſchließung, die Nothwendigkeit der That zur Rettung ihrer Ehre zu unterſchei- den wußte, und ſo aufrichtig allen geringern Veranlaſſungen dazu entſagte; welches ein Zeug- niß von ſo vieler Ueberlegung, von einer ſo voll- kommen freyen Wahl, von ſo guten Grundſaͤtzen war; da ſie mich endlich mit einer ſolchen Wach- ſamkeit in einer Entfernung von ſich hielte, daß
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len unter andern! Aber wie jaͤmmerlich albern
ſieht er nun in meinen Augen aus! ‒ ‒ Strei-
che, kratze ine jede Stelle in meinen vorhergehen-
den Briefen aus, wo ich mich mit demſelben ge-
ruͤhmet habe, daß ſie niemals wieder geleſen wer-
den! ‒ ‒ Und laß dir niemals in den Kopf kom-
men, mich mit dieſem verfluchten Dinge aufzu-
ziehen: denn ich kann es nicht vertragen.
Allein, was ſoll ich dir von der Fraͤulein ſchrei-
ben? Bey meiner Seele, ich liebe, ich bewun-
dere ſie mehr, als jemals! ‒ ‒ Jch muß ſie ha-
ben. Jch will ſie noch haben. ‒ ‒ Mit Eh-
ren, oder ohne Ehre: wie ich oft gelobet habe.
‒ ‒ Meine verfluchte Furcht, bey ihrer von un-
gefaͤhr blutigen Naſe, die ſie noch ſo neulich erſt
geſehen, hat ſie auf den Einfall gebracht, auf die-
ſe Art einen Vortheil uͤber mich zu erhalten.
Haͤtte ſie mir gedrohet: ſo wuͤrde ich bald Mei-
ſter von einem Arm und in beyden geweſen
ſeyn! ‒ ‒ Aber da ſie eine ſo reine Tugend be-
wies, daß ſie nur ſich ſelbſt drohete, und kei-
nem andern Furcht einzujagen ſuchte; da ſie
ein ſo geſetztes Gemuͤth zeigte, daß ſie, ſelbſt bey
der heftigen Entſchließung, die Nothwendigkeit
der That zur Rettung ihrer Ehre zu unterſchei-
den wußte, und ſo aufrichtig allen geringern
Veranlaſſungen dazu entſagte; welches ein Zeug-
niß von ſo vieler Ueberlegung, von einer ſo voll-
kommen freyen Wahl, von ſo guten Grundſaͤtzen
war; da ſie mich endlich mit einer ſolchen Wach-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 821. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/827>, abgerufen am 24.11.2024.
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