nannte Kirche kommen, damit unsere Vermäh- lung vollzogen werde. Wenn sie auch nur die vier Worte, welche du schreiben magst, mit den Anfangsbuchstaben Cl. H. unterzeichnen will: so soll es schon gut seyn! Jch wollte nicht gern hin- aufkommen, mich vor den Augen meiner ganzen Familie und aller meiner Freunde zum Narren machen zu lassen.
Wofern sie den Tag vorbeygehen lassen soll- te: - - so werde ich zur Verzweifelung gebracht seyn - - Jch bin in meinen eignen Erfindungen verstricket, und kann es nicht leiden, daß sie mich entdecken sollte.
O! daß ich ehrlich gehandelt hätte! - - Was für einen verteufelten Erfolg haben alle mei- ne Ränke gehabt! Was haben sie für einen Aus- gang, als daß sie auf mich selbst zu einer großen Verstrickung zusammenfallen und mir ein Recht zu ewiger Schmach und Schande geben! Al- lein, weil ich mich auf deine freundschaftlichen Dienste verlasse: so will ich hievon nicht mehr sa- gen! - - Laß sie mir nur eine Zeile senden! - - Nur eine Zeile! - - Und mir nicht so be- gegnen, als wenn ich ihrer Achtung unwürdig wäre, da sie doch vollkommen in meiner Gewalt ist - - Das kann ich nicht - - das will ich nicht leiden.
Mein Lord, wie ich erwähnet habe, befindet sich ausnehmend schlecht. Die Aerzte geben ihn auf. Er giebt sich selber auf. Diejenigen, wel- che nicht gerne sehen würden, daß er stürbe, be-
sorgen,
G g g 3
nannte Kirche kommen, damit unſere Vermaͤh- lung vollzogen werde. Wenn ſie auch nur die vier Worte, welche du ſchreiben magſt, mit den Anfangsbuchſtaben Cl. H. unterzeichnen will: ſo ſoll es ſchon gut ſeyn! Jch wollte nicht gern hin- aufkommen, mich vor den Augen meiner ganzen Familie und aller meiner Freunde zum Narren machen zu laſſen.
Wofern ſie den Tag vorbeygehen laſſen ſoll- te: ‒ ‒ ſo werde ich zur Verzweifelung gebracht ſeyn ‒ ‒ Jch bin in meinen eignen Erfindungen verſtricket, und kann es nicht leiden, daß ſie mich entdecken ſollte.
O! daß ich ehrlich gehandelt haͤtte! ‒ ‒ Was fuͤr einen verteufelten Erfolg haben alle mei- ne Raͤnke gehabt! Was haben ſie fuͤr einen Aus- gang, als daß ſie auf mich ſelbſt zu einer großen Verſtrickung zuſammenfallen und mir ein Recht zu ewiger Schmach und Schande geben! Al- lein, weil ich mich auf deine freundſchaftlichen Dienſte verlaſſe: ſo will ich hievon nicht mehr ſa- gen! ‒ ‒ Laß ſie mir nur eine Zeile ſenden! ‒ ‒ Nur eine Zeile! ‒ ‒ Und mir nicht ſo be- gegnen, als wenn ich ihrer Achtung unwuͤrdig waͤre, da ſie doch vollkommen in meiner Gewalt iſt ‒ ‒ Das kann ich nicht ‒ ‒ das will ich nicht leiden.
Mein Lord, wie ich erwaͤhnet habe, befindet ſich ausnehmend ſchlecht. Die Aerzte geben ihn auf. Er giebt ſich ſelber auf. Diejenigen, wel- che nicht gerne ſehen wuͤrden, daß er ſtuͤrbe, be-
ſorgen,
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nannte Kirche kommen, damit unſere Vermaͤh-
lung vollzogen werde. Wenn ſie auch nur die
vier Worte, welche du ſchreiben magſt, mit den
Anfangsbuchſtaben Cl. H. unterzeichnen will: ſo
ſoll es ſchon gut ſeyn! Jch wollte nicht gern hin-
aufkommen, mich vor den Augen meiner ganzen
Familie und aller meiner Freunde zum Narren
machen zu laſſen.
Wofern ſie den Tag vorbeygehen laſſen ſoll-
te: ‒ ‒ ſo werde ich zur Verzweifelung gebracht
ſeyn ‒ ‒ Jch bin in meinen eignen Erfindungen
verſtricket, und kann es nicht leiden, daß ſie mich
entdecken ſollte.
O! daß ich ehrlich gehandelt haͤtte! ‒ ‒
Was fuͤr einen verteufelten Erfolg haben alle mei-
ne Raͤnke gehabt! Was haben ſie fuͤr einen Aus-
gang, als daß ſie auf mich ſelbſt zu einer großen
Verſtrickung zuſammenfallen und mir ein Recht
zu ewiger Schmach und Schande geben! Al-
lein, weil ich mich auf deine freundſchaftlichen
Dienſte verlaſſe: ſo will ich hievon nicht mehr ſa-
gen! ‒ ‒ Laß ſie mir nur eine Zeile ſenden!
‒ ‒ Nur eine Zeile! ‒ ‒ Und mir nicht ſo be-
gegnen, als wenn ich ihrer Achtung unwuͤrdig
waͤre, da ſie doch vollkommen in meiner Gewalt
iſt ‒ ‒ Das kann ich nicht ‒ ‒ das will ich nicht
leiden.
Mein Lord, wie ich erwaͤhnet habe, befindet
ſich ausnehmend ſchlecht. Die Aerzte geben ihn
auf. Er giebt ſich ſelber auf. Diejenigen, wel-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 837. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/843>, abgerufen am 24.11.2024.
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