"zu gehen, und vor dem Spiegel daselbst alles "recht abzupassen, auch so lange da zu bleiben, "bis sie zu ihnen käme, ihre Meynung davon zu "sagen.
"Mabelle wollte ihre eigne Kleider, und die "Kappe und das Mäntelchen mit sich nehmen: "aber die Fräulein sagte: Es kommt nicht dar- "auf an; ihr könnt sie hier wieder anziehen, "wenn wir gesehen haben, was zu ändern seyn "wird; es ist nicht nöthig, das andere Zimmer "deswegen in Unordnung zu bringen.
"Sie gingen also hinein: und den Augen- "blick, wie man vermuthet, zog die Fräulein "Mabellens Röcke über ihren eignen, der von "weissem Damast war, setzte des Mägdchens "Kappe auf, hängte das Mäntelchen über, band "derselben schlechte Schürze vor, und ging hin- "unter.
"Da man jemand in dem Gange nach der "Thüre zu treten hörte: liefen Wilhelm und Dor- "cas beyde an die Saalthüre und sahen sie. Weil "man sie aber für Mabelle hielte: so schriee "Wilhelm nur: Geht ihr weit, Mabelle?
"Sie reckte bloß ihre Hand aus, und wies "auf die Treppe, ohne das Gesicht umzuwenden "oder zu antworten. Das nahmen beyde als "eine Erinnerung an, in ihrer Abwesenheit Ach- "tung zu geben; und indem sie vermutheten, "daß sie nicht lange bleiben würde, da sie ihnen "nicht wieder umständlich und eigentlich die Wa- "che aufgetragen hatte: so ging Wilhelm hinauf
"und
J i i 3
„zu gehen, und vor dem Spiegel daſelbſt alles „recht abzupaſſen, auch ſo lange da zu bleiben, „bis ſie zu ihnen kaͤme, ihre Meynung davon zu „ſagen.
„Mabelle wollte ihre eigne Kleider, und die „Kappe und das Maͤntelchen mit ſich nehmen: „aber die Fraͤulein ſagte: Es kommt nicht dar- „auf an; ihr koͤnnt ſie hier wieder anziehen, „wenn wir geſehen haben, was zu aͤndern ſeyn „wird; es iſt nicht noͤthig, das andere Zimmer „deswegen in Unordnung zu bringen.
„Sie gingen alſo hinein: und den Augen- „blick, wie man vermuthet, zog die Fraͤulein „Mabellens Roͤcke uͤber ihren eignen, der von „weiſſem Damaſt war, ſetzte des Maͤgdchens „Kappe auf, haͤngte das Maͤntelchen uͤber, band „derſelben ſchlechte Schuͤrze vor, und ging hin- „unter.
„Da man jemand in dem Gange nach der „Thuͤre zu treten hoͤrte: liefen Wilhelm und Dor- „cas beyde an die Saalthuͤre und ſahen ſie. Weil „man ſie aber fuͤr Mabelle hielte: ſo ſchriee „Wilhelm nur: Geht ihr weit, Mabelle?
„Sie reckte bloß ihre Hand aus, und wies „auf die Treppe, ohne das Geſicht umzuwenden „oder zu antworten. Das nahmen beyde als „eine Erinnerung an, in ihrer Abweſenheit Ach- „tung zu geben; und indem ſie vermutheten, „daß ſie nicht lange bleiben wuͤrde, da ſie ihnen „nicht wieder umſtaͤndlich und eigentlich die Wa- „che aufgetragen hatte: ſo ging Wilhelm hinauf
„und
J i i 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0875"n="869"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>„zu gehen, und vor dem Spiegel daſelbſt alles<lb/>„recht abzupaſſen, auch ſo lange da zu bleiben,<lb/>„bis ſie zu ihnen kaͤme, ihre Meynung davon zu<lb/>„ſagen.</p><lb/><p>„Mabelle wollte ihre eigne Kleider, und die<lb/>„Kappe und das Maͤntelchen mit ſich nehmen:<lb/>„aber die Fraͤulein ſagte: Es kommt nicht dar-<lb/>„auf an; ihr koͤnnt ſie hier wieder anziehen,<lb/>„wenn wir geſehen haben, was zu aͤndern ſeyn<lb/>„wird; es iſt nicht noͤthig, das andere Zimmer<lb/>„deswegen in Unordnung zu bringen.</p><lb/><p>„Sie gingen alſo hinein: und den Augen-<lb/>„blick, wie man vermuthet, zog die Fraͤulein<lb/>„Mabellens Roͤcke uͤber ihren eignen, der von<lb/>„weiſſem Damaſt war, ſetzte des Maͤgdchens<lb/>„Kappe auf, haͤngte das Maͤntelchen uͤber, band<lb/>„derſelben ſchlechte Schuͤrze vor, und ging hin-<lb/>„unter.</p><lb/><p>„Da man jemand in dem Gange nach der<lb/>„Thuͤre zu treten hoͤrte: liefen Wilhelm und Dor-<lb/>„cas beyde an die Saalthuͤre und ſahen ſie. Weil<lb/>„man ſie aber fuͤr Mabelle hielte: ſo ſchriee<lb/>„Wilhelm nur: Geht ihr weit, Mabelle?</p><lb/><p>„Sie reckte bloß ihre Hand aus, und wies<lb/>„auf die Treppe, ohne das Geſicht umzuwenden<lb/>„oder zu antworten. Das nahmen beyde als<lb/>„eine Erinnerung an, in ihrer Abweſenheit Ach-<lb/>„tung zu geben; und indem ſie vermutheten,<lb/>„daß ſie nicht lange bleiben wuͤrde, da ſie ihnen<lb/>„nicht wieder umſtaͤndlich und eigentlich die Wa-<lb/>„che aufgetragen hatte: ſo ging Wilhelm hinauf<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J i i 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">„und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[869/0875]
„zu gehen, und vor dem Spiegel daſelbſt alles
„recht abzupaſſen, auch ſo lange da zu bleiben,
„bis ſie zu ihnen kaͤme, ihre Meynung davon zu
„ſagen.
„Mabelle wollte ihre eigne Kleider, und die
„Kappe und das Maͤntelchen mit ſich nehmen:
„aber die Fraͤulein ſagte: Es kommt nicht dar-
„auf an; ihr koͤnnt ſie hier wieder anziehen,
„wenn wir geſehen haben, was zu aͤndern ſeyn
„wird; es iſt nicht noͤthig, das andere Zimmer
„deswegen in Unordnung zu bringen.
„Sie gingen alſo hinein: und den Augen-
„blick, wie man vermuthet, zog die Fraͤulein
„Mabellens Roͤcke uͤber ihren eignen, der von
„weiſſem Damaſt war, ſetzte des Maͤgdchens
„Kappe auf, haͤngte das Maͤntelchen uͤber, band
„derſelben ſchlechte Schuͤrze vor, und ging hin-
„unter.
„Da man jemand in dem Gange nach der
„Thuͤre zu treten hoͤrte: liefen Wilhelm und Dor-
„cas beyde an die Saalthuͤre und ſahen ſie. Weil
„man ſie aber fuͤr Mabelle hielte: ſo ſchriee
„Wilhelm nur: Geht ihr weit, Mabelle?
„Sie reckte bloß ihre Hand aus, und wies
„auf die Treppe, ohne das Geſicht umzuwenden
„oder zu antworten. Das nahmen beyde als
„eine Erinnerung an, in ihrer Abweſenheit Ach-
„tung zu geben; und indem ſie vermutheten,
„daß ſie nicht lange bleiben wuͤrde, da ſie ihnen
„nicht wieder umſtaͤndlich und eigentlich die Wa-
„che aufgetragen hatte: ſo ging Wilhelm hinauf
„und
J i i 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 869. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/875>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.