schändliche Betrügereyen, wie eine von den vori- gen, würde befunden werden, wenn ich Nachfra- ge thun wollte, und nicht schon genug, ja allzu viel, gegen den meineidigen Kerl hätte.
Wie bin ich angeführet! - - Was wird es mit einem so falschen und eidbrüchigen Bösewicht für ein Ende nehmen: da der Himmel nicht we- niger von ihm entehret und trotzig aufgefordert ist, als ich betrogen und gemishandelt bin! Dieß muß ich inzwischen wider mich selbst sagen, daß, wofern dasjenige, was ich gelitten habe, eine na- türliche Folge von meinem ersten Vergehen ist, ich mir selbst niemals vergeben kann: ob Sie gleich so parteyisch für mich sind, daß Sie mich wegen alles dessen, was vor meiner ersten Flucht vorgegangen ist, von allen Vorwürfen frey- sprechen.
Nun, gnädige Frau, und meine wertheste Fräulein Howe, die über meine Sache das Ur- theil sprechen sollen, erlauben Sie mir die Feder niederzulegen, mit einer einzigen Bitte, die ich auf das inständigste an Sie beyde thue. Jch bitte, daß sich keine von Jhnen jemals das ge- ringste Wort von den Tränken und Gewaltthä- tigkeiten, die ich mit einigen Winken angedeutet habe, verlauten lassen wolle - - Nicht, weil ich etwa Sorge tragen wollte, daß meine Schande vor der Welt verborgen bleiben möchte, oder daß es nicht überall bekannt werden sollte, daß der Kerl sich als einen schändlichen Betrüger gegen mich bewiesen habe: denn dieß hat ein jeder, nur
ich
ſchaͤndliche Betruͤgereyen, wie eine von den vori- gen, wuͤrde befunden werden, wenn ich Nachfra- ge thun wollte, und nicht ſchon genug, ja allzu viel, gegen den meineidigen Kerl haͤtte.
Wie bin ich angefuͤhret! ‒ ‒ Was wird es mit einem ſo falſchen und eidbruͤchigen Boͤſewicht fuͤr ein Ende nehmen: da der Himmel nicht we- niger von ihm entehret und trotzig aufgefordert iſt, als ich betrogen und gemishandelt bin! Dieß muß ich inzwiſchen wider mich ſelbſt ſagen, daß, wofern dasjenige, was ich gelitten habe, eine na- tuͤrliche Folge von meinem erſten Vergehen iſt, ich mir ſelbſt niemals vergeben kann: ob Sie gleich ſo parteyiſch fuͤr mich ſind, daß Sie mich wegen alles deſſen, was vor meiner erſten Flucht vorgegangen iſt, von allen Vorwuͤrfen frey- ſprechen.
Nun, gnaͤdige Frau, und meine wertheſte Fraͤulein Howe, die uͤber meine Sache das Ur- theil ſprechen ſollen, erlauben Sie mir die Feder niederzulegen, mit einer einzigen Bitte, die ich auf das inſtaͤndigſte an Sie beyde thue. Jch bitte, daß ſich keine von Jhnen jemals das ge- ringſte Wort von den Traͤnken und Gewaltthaͤ- tigkeiten, die ich mit einigen Winken angedeutet habe, verlauten laſſen wolle ‒ ‒ Nicht, weil ich etwa Sorge tragen wollte, daß meine Schande vor der Welt verborgen bleiben moͤchte, oder daß es nicht uͤberall bekannt werden ſollte, daß der Kerl ſich als einen ſchaͤndlichen Betruͤger gegen mich bewieſen habe: denn dieß hat ein jeder, nur
ich
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ſchaͤndliche Betruͤgereyen, wie eine von den vori-
gen, wuͤrde befunden werden, wenn ich Nachfra-
ge thun wollte, und nicht ſchon genug, ja allzu
viel, gegen den meineidigen Kerl haͤtte.
Wie bin ich angefuͤhret! ‒ ‒ Was wird es
mit einem ſo falſchen und eidbruͤchigen Boͤſewicht
fuͤr ein Ende nehmen: da der Himmel nicht we-
niger von ihm entehret und trotzig aufgefordert
iſt, als ich betrogen und gemishandelt bin! Dieß
muß ich inzwiſchen wider mich ſelbſt ſagen, daß,
wofern dasjenige, was ich gelitten habe, eine na-
tuͤrliche Folge von meinem erſten Vergehen iſt,
ich mir ſelbſt niemals vergeben kann: ob Sie
gleich ſo parteyiſch fuͤr mich ſind, daß Sie mich
wegen alles deſſen, was vor meiner erſten Flucht
vorgegangen iſt, von allen Vorwuͤrfen frey-
ſprechen.
Nun, gnaͤdige Frau, und meine wertheſte
Fraͤulein Howe, die uͤber meine Sache das Ur-
theil ſprechen ſollen, erlauben Sie mir die Feder
niederzulegen, mit einer einzigen Bitte, die ich
auf das inſtaͤndigſte an Sie beyde thue. Jch
bitte, daß ſich keine von Jhnen jemals das ge-
ringſte Wort von den Traͤnken und Gewaltthaͤ-
tigkeiten, die ich mit einigen Winken angedeutet
habe, verlauten laſſen wolle ‒ ‒ Nicht, weil ich
etwa Sorge tragen wollte, daß meine Schande
vor der Welt verborgen bleiben moͤchte, oder daß
es nicht uͤberall bekannt werden ſollte, daß der
Kerl ſich als einen ſchaͤndlichen Betruͤger gegen
mich bewieſen habe: denn dieß hat ein jeder, nur
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/152>, abgerufen am 21.11.2024.
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