Dorcas, oder die Mannsperson Wilhelm, kann sagen, wo die sind. Lassen sie die und meine Kleider bey dem gottlosen Weibe, wo sie mich ge- sehen haben, verkaufen, daß davon erst meine Zimmer, und dann ihres Freundes Schulden, weswegen ich in Verhaft gezogen bin, bezahlet werden, so weit es reichen will: wenn nur so viel zurück behalten wird, als genug ist, mich irgend- wo, oder auf irgend eine Art, es ist gleich gut, wo oder wie, zur Erde zu schaffen. - - Sagen sie ihrem Freunde, ich wünsche, daß es genug seyn möge, die ganze Forderung abzuthun: wo es aber nicht ist, so muß er sie selbst richtig machen; oder sich deswegen, wo er es für gut befindet, an Fräulein Howe wenden; die wird es wieder er- statten, und mit den Zinsen, wenn er darauf be- stehet - - Wenn sie mir versprechen, mein Herr, dieß auszurichten: so werden sie mir, wie sie sich erbieten, so wohl etwas gefälliges, als einen Dienst erweisen. Sagen sie nur, daß sie es thun wollen, und nehmen den Ring, und gehen. Wo ich nöthig habe, ihnen noch etwas mehr zu sagen; sie scheinen eine leutselige Mannsperson zu seyn: so will ich sie es wissen lassen. Und so leben sie wohl, mein Herr.
Jch nahete mich zu ihr, und wollte reden - -
Reden sie nicht, mein Herr: hier ist der Ring.
Jch trat zurück.
Wollen sie ihn nicht nehmen? Wollen sie mir nicht diesen letzten Liebesdienst erweisen? - -
Jch
Dorcas, oder die Mannsperſon Wilhelm, kann ſagen, wo die ſind. Laſſen ſie die und meine Kleider bey dem gottloſen Weibe, wo ſie mich ge- ſehen haben, verkaufen, daß davon erſt meine Zimmer, und dann ihres Freundes Schulden, weswegen ich in Verhaft gezogen bin, bezahlet werden, ſo weit es reichen will: wenn nur ſo viel zuruͤck behalten wird, als genug iſt, mich irgend- wo, oder auf irgend eine Art, es iſt gleich gut, wo oder wie, zur Erde zu ſchaffen. ‒ ‒ Sagen ſie ihrem Freunde, ich wuͤnſche, daß es genug ſeyn moͤge, die ganze Forderung abzuthun: wo es aber nicht iſt, ſo muß er ſie ſelbſt richtig machen; oder ſich deswegen, wo er es fuͤr gut befindet, an Fraͤulein Howe wenden; die wird es wieder er- ſtatten, und mit den Zinſen, wenn er darauf be- ſtehet ‒ ‒ Wenn ſie mir verſprechen, mein Herr, dieß auszurichten: ſo werden ſie mir, wie ſie ſich erbieten, ſo wohl etwas gefaͤlliges, als einen Dienſt erweiſen. Sagen ſie nur, daß ſie es thun wollen, und nehmen den Ring, und gehen. Wo ich noͤthig habe, ihnen noch etwas mehr zu ſagen; ſie ſcheinen eine leutſelige Mannsperſon zu ſeyn: ſo will ich ſie es wiſſen laſſen. Und ſo leben ſie wohl, mein Herr.
Jch nahete mich zu ihr, und wollte reden ‒ ‒
Reden ſie nicht, mein Herr: hier iſt der Ring.
Jch trat zuruͤck.
Wollen ſie ihn nicht nehmen? Wollen ſie mir nicht dieſen letzten Liebesdienſt erweiſen? ‒ ‒
Jch
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Dorcas, oder die Mannsperſon Wilhelm, kann
ſagen, wo die ſind. Laſſen ſie die und meine
Kleider bey dem gottloſen Weibe, wo ſie mich ge-
ſehen haben, verkaufen, daß davon erſt meine
Zimmer, und dann ihres Freundes Schulden,
weswegen ich in Verhaft gezogen bin, bezahlet
werden, ſo weit es reichen will: wenn nur ſo viel
zuruͤck behalten wird, als genug iſt, mich irgend-
wo, oder auf irgend eine Art, es iſt gleich gut,
wo oder wie, zur Erde zu ſchaffen. ‒ ‒ Sagen
ſie ihrem Freunde, ich wuͤnſche, daß es genug ſeyn
moͤge, die ganze Forderung abzuthun: wo es
aber nicht iſt, ſo muß er ſie ſelbſt richtig machen;
oder ſich deswegen, wo er es fuͤr gut befindet, an
Fraͤulein Howe wenden; die wird es wieder er-
ſtatten, und mit den Zinſen, wenn er darauf be-
ſtehet ‒ ‒ Wenn ſie mir verſprechen, mein Herr,
dieß auszurichten: ſo werden ſie mir, wie ſie ſich
erbieten, ſo wohl etwas gefaͤlliges, als einen
Dienſt erweiſen. Sagen ſie nur, daß ſie es thun
wollen, und nehmen den Ring, und gehen. Wo
ich noͤthig habe, ihnen noch etwas mehr zu ſagen;
ſie ſcheinen eine leutſelige Mannsperſon zu ſeyn:
ſo will ich ſie es wiſſen laſſen. Und ſo leben ſie
wohl, mein Herr.
Jch nahete mich zu ihr, und wollte reden ‒ ‒
Reden ſie nicht, mein Herr: hier iſt der
Ring.
Jch trat zuruͤck.
Wollen ſie ihn nicht nehmen? Wollen ſie
mir nicht dieſen letzten Liebesdienſt erweiſen? ‒ ‒
Jch
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/328>, abgerufen am 22.11.2024.
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