Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite




Der sechste Brief
von
Hanna Burton zur Antwort.
Gnädige Freilein!

Jch habe nicht fergessen zu schreiben und werde
niemals etwas fergessen, das sie, meine
werte Freilein, so gut gewesen sind mich zu ler-
nen. Jhr Unglück meine gnätige Freilein, thut
mier sehr leit, so leit, ich weis nicht, was ich
thun sol. Von Hertsen wolte ich mich frauen,
wen ich in Stande währe, zu ihnen zu kommen.
Aber in der That, ich bin nicht in Stande gewe-
sen, hier bei meiner Mutter aus der Stube einen
Fus zu setsen, seit dem ich gezwungen wahr,
meinen Dienst zu ferlassen, wegen der lauffen-
den Gicht, die mich gans und gahr hülflos ge-
machet hat. Jch wil Nacht und Tach für sie
betten, meine allerliebste, meine gütichste,
meine beste Freilein, mit der man so übel umge-
gangen ist: und es thut mir sehr leit, das ich
nicht kommen kan, ihnen Liebe und Dienste zu
thun, welches ich allezeit von Hertsen gern thun
will, wen es in meinem Vermögen währe, die
ich bin

Jhre gehorsamste Dienerin
Hanna Burton.
Der




Der ſechſte Brief
von
Hanna Burton zur Antwort.
Gnaͤdige Freilein!

Jch habe nicht fergeſſen zu ſchreiben und werde
niemals etwas fergeſſen, das ſie, meine
werte Freilein, ſo gut geweſen ſind mich zu ler-
nen. Jhr Ungluͤck meine gnaͤtige Freilein, thut
mier ſehr leit, ſo leit, ich weis nicht, was ich
thun ſol. Von Hertſen wolte ich mich frauen,
wen ich in Stande waͤhre, zu ihnen zu kommen.
Aber in der That, ich bin nicht in Stande gewe-
ſen, hier bei meiner Mutter aus der Stube einen
Fus zu ſetſen, ſeit dem ich gezwungen wahr,
meinen Dienſt zu ferlaſſen, wegen der lauffen-
den Gicht, die mich gans und gahr huͤlflos ge-
machet hat. Jch wil Nacht und Tach fuͤr ſie
betten, meine allerliebſte, meine guͤtichſte,
meine beſte Freilein, mit der man ſo uͤbel umge-
gangen iſt: und es thut mir ſehr leit, das ich
nicht kommen kan, ihnen Liebe und Dienſte zu
thun, welches ich allezeit von Hertſen gern thun
will, wen es in meinem Vermoͤgen waͤhre, die
ich bin

Jhre gehorſamſte Dienerin
Hanna Burton.
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0033" n="27"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der &#x017F;ech&#x017F;te Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Hanna Burton zur Antwort.</hi></head><lb/>
          <salute> <hi rendition="#b">Gna&#x0364;dige Freilein!</hi> </salute><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>ch habe nicht ferge&#x017F;&#x017F;en zu &#x017F;chreiben und werde<lb/>
niemals etwas ferge&#x017F;&#x017F;en, das &#x017F;ie, meine<lb/>
werte Freilein, &#x017F;o gut gewe&#x017F;en &#x017F;ind mich zu ler-<lb/>
nen. Jhr Unglu&#x0364;ck meine gna&#x0364;tige Freilein, thut<lb/>
mier &#x017F;ehr leit, &#x017F;o leit, ich weis nicht, was ich<lb/>
thun &#x017F;ol. Von Hert&#x017F;en wolte ich mich frauen,<lb/>
wen ich in Stande wa&#x0364;hre, zu ihnen zu kommen.<lb/>
Aber in der That, ich bin nicht in Stande gewe-<lb/>
&#x017F;en, hier bei meiner Mutter aus der Stube einen<lb/>
Fus zu &#x017F;et&#x017F;en, &#x017F;eit dem ich gezwungen wahr,<lb/>
meinen Dien&#x017F;t zu ferla&#x017F;&#x017F;en, wegen der lauffen-<lb/>
den Gicht, die mich gans und gahr hu&#x0364;lflos ge-<lb/>
machet hat. Jch wil Nacht und Tach fu&#x0364;r &#x017F;ie<lb/>
betten, meine allerlieb&#x017F;te, meine gu&#x0364;tich&#x017F;te,<lb/>
meine be&#x017F;te Freilein, mit der man &#x017F;o u&#x0364;bel umge-<lb/>
gangen i&#x017F;t: und es thut mir &#x017F;ehr leit, das ich<lb/>
nicht kommen kan, ihnen Liebe und Dien&#x017F;te zu<lb/>
thun, welches ich allezeit von Hert&#x017F;en gern thun<lb/>
will, wen es in meinem Vermo&#x0364;gen wa&#x0364;hre, die<lb/>
ich bin</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Jhre gehor&#x017F;am&#x017F;te Dienerin<lb/><hi rendition="#fr">Hanna Burton.</hi></hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0033] Der ſechſte Brief von Hanna Burton zur Antwort. Gnaͤdige Freilein! Jch habe nicht fergeſſen zu ſchreiben und werde niemals etwas fergeſſen, das ſie, meine werte Freilein, ſo gut geweſen ſind mich zu ler- nen. Jhr Ungluͤck meine gnaͤtige Freilein, thut mier ſehr leit, ſo leit, ich weis nicht, was ich thun ſol. Von Hertſen wolte ich mich frauen, wen ich in Stande waͤhre, zu ihnen zu kommen. Aber in der That, ich bin nicht in Stande gewe- ſen, hier bei meiner Mutter aus der Stube einen Fus zu ſetſen, ſeit dem ich gezwungen wahr, meinen Dienſt zu ferlaſſen, wegen der lauffen- den Gicht, die mich gans und gahr huͤlflos ge- machet hat. Jch wil Nacht und Tach fuͤr ſie betten, meine allerliebſte, meine guͤtichſte, meine beſte Freilein, mit der man ſo uͤbel umge- gangen iſt: und es thut mir ſehr leit, das ich nicht kommen kan, ihnen Liebe und Dienſte zu thun, welches ich allezeit von Hertſen gern thun will, wen es in meinem Vermoͤgen waͤhre, die ich bin Jhre gehorſamſte Dienerin Hanna Burton. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/33
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/33>, abgerufen am 21.11.2024.