Fräulein eine sehr schlechte Nacht gehabt hätte, aber doch auf wäre: so schickte ich nach ih- rem würdigen Apotheker. Der kam zu mir, und billigte meinen Vorschlag, Dr. H. zu Hülfe zu nehmen. Daher trug ich den Frauensleuten auf, ihr den Besuch, welcher ihr zugedacht wäre, zu melden.
Es schien, als wenn sie anfangs nicht damit zufrieden war: jedoch behielte sie ihre Einwen- dung zurück. Aber nach einer kleinen Weile fragte sie dieselben, was sie thun sollte. Sie hätte zwar Sachen von Werth, und wäre wil- lens, einige davon, so bald als sie könnte, zu Gelde zu machen: aber eben itzo hätte sie nicht eine einzige Guinea, die sie dem Arzt für seine Mühe geben könnte.
Frau Lovick sagte, sie hätte fünf Guineas bey sich: die stünden ihr zu Dienste.
Sie wollte drey davon annehmen, antworte- te sie: wofern sie das; - - sie zog einen diaman- tenen Ring von ihrem Finger; - - so lange be- halten wollte, bis sie wieder bezahlte; allein unter keinen andern Bedingungen.
Als sie hörte, daß ich mit Herrn Goddard unten war: verlangte sie vorher ein Wort mit mir zu sprechen, ehe sie den Arzt sähe.
Sie saß in einem Lehnstuhl, und hatte den Kopf an ein Küssen gelegt. Frau Smithen und die Witwe stunden, eine an dieser, die andere an jener Seite, bey ihrem Stuhl. Jhre Wärterinn
war
Fraͤulein eine ſehr ſchlechte Nacht gehabt haͤtte, aber doch auf waͤre: ſo ſchickte ich nach ih- rem wuͤrdigen Apotheker. Der kam zu mir, und billigte meinen Vorſchlag, Dr. H. zu Huͤlfe zu nehmen. Daher trug ich den Frauensleuten auf, ihr den Beſuch, welcher ihr zugedacht waͤre, zu melden.
Es ſchien, als wenn ſie anfangs nicht damit zufrieden war: jedoch behielte ſie ihre Einwen- dung zuruͤck. Aber nach einer kleinen Weile fragte ſie dieſelben, was ſie thun ſollte. Sie haͤtte zwar Sachen von Werth, und waͤre wil- lens, einige davon, ſo bald als ſie koͤnnte, zu Gelde zu machen: aber eben itzo haͤtte ſie nicht eine einzige Guinea, die ſie dem Arzt fuͤr ſeine Muͤhe geben koͤnnte.
Frau Lovick ſagte, ſie haͤtte fuͤnf Guineas bey ſich: die ſtuͤnden ihr zu Dienſte.
Sie wollte drey davon annehmen, antworte- te ſie: wofern ſie das; ‒ ‒ ſie zog einen diaman- tenen Ring von ihrem Finger; ‒ ‒ ſo lange be- halten wollte, bis ſie wieder bezahlte; allein unter keinen andern Bedingungen.
Als ſie hoͤrte, daß ich mit Herrn Goddard unten war: verlangte ſie vorher ein Wort mit mir zu ſprechen, ehe ſie den Arzt ſaͤhe.
Sie ſaß in einem Lehnſtuhl, und hatte den Kopf an ein Kuͤſſen gelegt. Frau Smithen und die Witwe ſtunden, eine an dieſer, die andere an jener Seite, bey ihrem Stuhl. Jhre Waͤrterinn
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Fraͤulein eine ſehr ſchlechte Nacht gehabt haͤtte,
aber doch auf waͤre: ſo ſchickte ich nach ih-
rem wuͤrdigen Apotheker. Der kam zu mir, und
billigte meinen Vorſchlag, Dr. H. zu Huͤlfe zu
nehmen. Daher trug ich den Frauensleuten
auf, ihr den Beſuch, welcher ihr zugedacht waͤre,
zu melden.
Es ſchien, als wenn ſie anfangs nicht damit
zufrieden war: jedoch behielte ſie ihre Einwen-
dung zuruͤck. Aber nach einer kleinen Weile
fragte ſie dieſelben, was ſie thun ſollte. Sie
haͤtte zwar Sachen von Werth, und waͤre wil-
lens, einige davon, ſo bald als ſie koͤnnte, zu
Gelde zu machen: aber eben itzo haͤtte ſie nicht
eine einzige Guinea, die ſie dem Arzt fuͤr ſeine
Muͤhe geben koͤnnte.
Frau Lovick ſagte, ſie haͤtte fuͤnf Guineas
bey ſich: die ſtuͤnden ihr zu Dienſte.
Sie wollte drey davon annehmen, antworte-
te ſie: wofern ſie das; ‒ ‒ ſie zog einen diaman-
tenen Ring von ihrem Finger; ‒ ‒ ſo lange be-
halten wollte, bis ſie wieder bezahlte; allein
unter keinen andern Bedingungen.
Als ſie hoͤrte, daß ich mit Herrn Goddard
unten war: verlangte ſie vorher ein Wort mit
mir zu ſprechen, ehe ſie den Arzt ſaͤhe.
Sie ſaß in einem Lehnſtuhl, und hatte den
Kopf an ein Kuͤſſen gelegt. Frau Smithen und
die Witwe ſtunden, eine an dieſer, die andere an
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/373>, abgerufen am 24.11.2024.
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