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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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Weil ich sahe, daß sie so fest entschlossen war:
sagte ich nur, wenn es so seyn müßte, sollte es
seyn.

Dann mag der Mann kommen, mein Herr.
Aber ich werde nicht im Stande seyn, viele Fra-
gen zu beantworten. Wärterinn, ihr könnt ihm,
dort am Fenster, erzählen, was ich für eine Nacht
gehabt habe, und wie es die beyden verwichnen
Tage mit mir gewesen ist. Und Herr Goddard,
wo er hier ist, kann ihm melden, was ich einge-
nommen habe. Jch bitte, lassen sie mich so we-
nig, als möglich ist, mit Fragen beschweret
werden.

Der Arzt bezeigte ihr die schuldige Höflich-
keit mit dem artigen Wesen, das ihn überall so
beliebt machet: und sie warf ihre angenehme
Augen mit derjenigen Gütigkeit, welche alle ihre
liebreiche Blicke begleitet, auf ihn.

Jch wollte abtreten: allein sie verbot es.

Er nahm ihre Hand. Keine Lilie hat eine
solche Schönheit in ihrer Farbe. Jn der That,
Madame, sie sind sehr matt, sprach er: allein
erlauben sie mir zu sagen, sie können selbst mehr
für sich thun, als unser ganzer Orden für sie
thun kann.

Darauf ging er ans Fenster. Und nach ei-
ner kurzen Unterredung mit den Frauensleuten,
kam er zu mir und zu Herrn Goddard an das
andre Fenster. Wir können hier nichts thun,
sagte er leise, als durch Herzstärkungen und Nah-
rungsmittel. Was für Freunde hat das Frau-

enzim-
Sechster Theil. A a


Weil ich ſahe, daß ſie ſo feſt entſchloſſen war:
ſagte ich nur, wenn es ſo ſeyn muͤßte, ſollte es
ſeyn.

Dann mag der Mann kommen, mein Herr.
Aber ich werde nicht im Stande ſeyn, viele Fra-
gen zu beantworten. Waͤrterinn, ihr koͤnnt ihm,
dort am Fenſter, erzaͤhlen, was ich fuͤr eine Nacht
gehabt habe, und wie es die beyden verwichnen
Tage mit mir geweſen iſt. Und Herr Goddard,
wo er hier iſt, kann ihm melden, was ich einge-
nommen habe. Jch bitte, laſſen ſie mich ſo we-
nig, als moͤglich iſt, mit Fragen beſchweret
werden.

Der Arzt bezeigte ihr die ſchuldige Hoͤflich-
keit mit dem artigen Weſen, das ihn uͤberall ſo
beliebt machet: und ſie warf ihre angenehme
Augen mit derjenigen Guͤtigkeit, welche alle ihre
liebreiche Blicke begleitet, auf ihn.

Jch wollte abtreten: allein ſie verbot es.

Er nahm ihre Hand. Keine Lilie hat eine
ſolche Schoͤnheit in ihrer Farbe. Jn der That,
Madame, ſie ſind ſehr matt, ſprach er: allein
erlauben ſie mir zu ſagen, ſie koͤnnen ſelbſt mehr
fuͤr ſich thun, als unſer ganzer Orden fuͤr ſie
thun kann.

Darauf ging er ans Fenſter. Und nach ei-
ner kurzen Unterredung mit den Frauensleuten,
kam er zu mir und zu Herrn Goddard an das
andre Fenſter. Wir koͤnnen hier nichts thun,
ſagte er leiſe, als durch Herzſtaͤrkungen und Nah-
rungsmittel. Was fuͤr Freunde hat das Frau-

enzim-
Sechſter Theil. A a
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[369/0375] Weil ich ſahe, daß ſie ſo feſt entſchloſſen war: ſagte ich nur, wenn es ſo ſeyn muͤßte, ſollte es ſeyn. Dann mag der Mann kommen, mein Herr. Aber ich werde nicht im Stande ſeyn, viele Fra- gen zu beantworten. Waͤrterinn, ihr koͤnnt ihm, dort am Fenſter, erzaͤhlen, was ich fuͤr eine Nacht gehabt habe, und wie es die beyden verwichnen Tage mit mir geweſen iſt. Und Herr Goddard, wo er hier iſt, kann ihm melden, was ich einge- nommen habe. Jch bitte, laſſen ſie mich ſo we- nig, als moͤglich iſt, mit Fragen beſchweret werden. Der Arzt bezeigte ihr die ſchuldige Hoͤflich- keit mit dem artigen Weſen, das ihn uͤberall ſo beliebt machet: und ſie warf ihre angenehme Augen mit derjenigen Guͤtigkeit, welche alle ihre liebreiche Blicke begleitet, auf ihn. Jch wollte abtreten: allein ſie verbot es. Er nahm ihre Hand. Keine Lilie hat eine ſolche Schoͤnheit in ihrer Farbe. Jn der That, Madame, ſie ſind ſehr matt, ſprach er: allein erlauben ſie mir zu ſagen, ſie koͤnnen ſelbſt mehr fuͤr ſich thun, als unſer ganzer Orden fuͤr ſie thun kann. Darauf ging er ans Fenſter. Und nach ei- ner kurzen Unterredung mit den Frauensleuten, kam er zu mir und zu Herrn Goddard an das andre Fenſter. Wir koͤnnen hier nichts thun, ſagte er leiſe, als durch Herzſtaͤrkungen und Nah- rungsmittel. Was fuͤr Freunde hat das Frau- enzim- Sechſter Theil. A a

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/375>, abgerufen am 27.09.2024.