Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


Jch denke, ich will es ihrer Amme, Norton,
und ihrer Fräulein Howe, durch meine Unter-
händler in den Kopf setzen, dem lieben unerfahr-
nen Kinde für ihr Ausplaudern den Pelz zu wa-
schen.

Allein im Ernst muß ich dir sagen, daß, so
hart und übermüthig es auch ist, wenn sie so ver-
ächtlich fragt: "Was für ein Mensch ist ihr
"Freund, mein Herr, daß er sich aufwirft, die
"Schuldigen zu bestrafen!" ich doch niemals den
verfluchten Weibsleuten vergeben werde, die ver-
mögend gewesen sind, diese letzte abscheuliche Ge-
waltthätigkeit an einer so unvergleichlichen Per-
son auszuüben.

Die grausamen Verspottungen von den bey-
den Nymphen in ihren Besuchen bey ihr; die
Arglist, die abscheulichste Höle auszusuchen, wel-
che zu finden war, sonder Zweifel in der Absicht,
sie zu bewegen, daß sie wieder nach ihrem Hause
zurückkehrte; und der noch abscheulichere Ver-
such, ihr eine Mannsperson vorzuschlagen, welche
die Schuld bezahlen wollte; eine Falle, wie ich
nicht zweifele, die ihrem Herzen, in der Verzwei-
felung und dem höchsten Unwillen, von der teufe-
lischen Sarah gestellet wurde; weil sie ohne
Zweifel dachte, daß sie eine Weibsperson wä-
re; damit sie ihr meine Gunst völlig entziehen,
und mich reizen möchte, sie ihrer gewissenlosen
Grausamkeit in der Hitze zu übergeben; sind
Beschimpfungen; daß ich mich mit den Redens-

arten


Jch denke, ich will es ihrer Amme, Norton,
und ihrer Fraͤulein Howe, durch meine Unter-
haͤndler in den Kopf ſetzen, dem lieben unerfahr-
nen Kinde fuͤr ihr Ausplaudern den Pelz zu wa-
ſchen.

Allein im Ernſt muß ich dir ſagen, daß, ſo
hart und uͤbermuͤthig es auch iſt, wenn ſie ſo ver-
aͤchtlich fragt: „Was fuͤr ein Menſch iſt ihr
„Freund, mein Herr, daß er ſich aufwirft, die
„Schuldigen zu beſtrafen!“ ich doch niemals den
verfluchten Weibsleuten vergeben werde, die ver-
moͤgend geweſen ſind, dieſe letzte abſcheuliche Ge-
waltthaͤtigkeit an einer ſo unvergleichlichen Per-
ſon auszuuͤben.

Die grauſamen Verſpottungen von den bey-
den Nymphen in ihren Beſuchen bey ihr; die
Argliſt, die abſcheulichſte Hoͤle auszuſuchen, wel-
che zu finden war, ſonder Zweifel in der Abſicht,
ſie zu bewegen, daß ſie wieder nach ihrem Hauſe
zuruͤckkehrte; und der noch abſcheulichere Ver-
ſuch, ihr eine Mannsperſon vorzuſchlagen, welche
die Schuld bezahlen wollte; eine Falle, wie ich
nicht zweifele, die ihrem Herzen, in der Verzwei-
felung und dem hoͤchſten Unwillen, von der teufe-
liſchen Sarah geſtellet wurde; weil ſie ohne
Zweifel dachte, daß ſie eine Weibsperſon waͤ-
re; damit ſie ihr meine Gunſt voͤllig entziehen,
und mich reizen moͤchte, ſie ihrer gewiſſenloſen
Grauſamkeit in der Hitze zu uͤbergeben; ſind
Beſchimpfungen; daß ich mich mit den Redens-

arten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0384" n="378"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Jch denke, ich will es ihrer Amme, Norton,<lb/>
und ihrer Fra&#x0364;ulein Howe, durch meine Unter-<lb/>
ha&#x0364;ndler in den Kopf &#x017F;etzen, dem lieben unerfahr-<lb/>
nen Kinde fu&#x0364;r ihr Ausplaudern den Pelz zu wa-<lb/>
&#x017F;chen.</p><lb/>
          <p>Allein im Ern&#x017F;t muß ich dir &#x017F;agen, daß, &#x017F;o<lb/>
hart und u&#x0364;bermu&#x0364;thig es auch i&#x017F;t, wenn &#x017F;ie &#x017F;o ver-<lb/>
a&#x0364;chtlich fragt: &#x201E;Was fu&#x0364;r ein Men&#x017F;ch i&#x017F;t ihr<lb/>
&#x201E;Freund, mein Herr, daß er &#x017F;ich aufwirft, die<lb/>
&#x201E;Schuldigen zu be&#x017F;trafen!&#x201C; ich doch niemals den<lb/>
verfluchten Weibsleuten vergeben werde, die ver-<lb/>
mo&#x0364;gend gewe&#x017F;en &#x017F;ind, die&#x017F;e letzte ab&#x017F;cheuliche Ge-<lb/>
walttha&#x0364;tigkeit an einer &#x017F;o unvergleichlichen Per-<lb/>
&#x017F;on auszuu&#x0364;ben.</p><lb/>
          <p>Die grau&#x017F;amen Ver&#x017F;pottungen von den bey-<lb/>
den Nymphen in ihren Be&#x017F;uchen bey ihr; die<lb/>
Argli&#x017F;t, die ab&#x017F;cheulich&#x017F;te Ho&#x0364;le auszu&#x017F;uchen, wel-<lb/>
che zu finden war, &#x017F;onder Zweifel in der Ab&#x017F;icht,<lb/>
&#x017F;ie zu bewegen, daß &#x017F;ie wieder nach ihrem Hau&#x017F;e<lb/>
zuru&#x0364;ckkehrte; und der noch ab&#x017F;cheulichere Ver-<lb/>
&#x017F;uch, ihr eine Mannsper&#x017F;on vorzu&#x017F;chlagen, welche<lb/>
die Schuld bezahlen wollte; eine Falle, wie ich<lb/>
nicht zweifele, die ihrem Herzen, in der Verzwei-<lb/>
felung und dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten Unwillen, von der teufe-<lb/>
li&#x017F;chen Sarah ge&#x017F;tellet wurde; weil &#x017F;ie ohne<lb/>
Zweifel dachte, daß &#x017F;ie eine <hi rendition="#fr">Weibsper&#x017F;on</hi> wa&#x0364;-<lb/>
re; damit &#x017F;ie ihr meine Gun&#x017F;t vo&#x0364;llig entziehen,<lb/>
und mich reizen mo&#x0364;chte, &#x017F;ie ihrer gewi&#x017F;&#x017F;enlo&#x017F;en<lb/>
Grau&#x017F;amkeit in der Hitze zu u&#x0364;bergeben; &#x017F;ind<lb/>
Be&#x017F;chimpfungen; daß ich mich mit den Redens-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">arten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[378/0384] Jch denke, ich will es ihrer Amme, Norton, und ihrer Fraͤulein Howe, durch meine Unter- haͤndler in den Kopf ſetzen, dem lieben unerfahr- nen Kinde fuͤr ihr Ausplaudern den Pelz zu wa- ſchen. Allein im Ernſt muß ich dir ſagen, daß, ſo hart und uͤbermuͤthig es auch iſt, wenn ſie ſo ver- aͤchtlich fragt: „Was fuͤr ein Menſch iſt ihr „Freund, mein Herr, daß er ſich aufwirft, die „Schuldigen zu beſtrafen!“ ich doch niemals den verfluchten Weibsleuten vergeben werde, die ver- moͤgend geweſen ſind, dieſe letzte abſcheuliche Ge- waltthaͤtigkeit an einer ſo unvergleichlichen Per- ſon auszuuͤben. Die grauſamen Verſpottungen von den bey- den Nymphen in ihren Beſuchen bey ihr; die Argliſt, die abſcheulichſte Hoͤle auszuſuchen, wel- che zu finden war, ſonder Zweifel in der Abſicht, ſie zu bewegen, daß ſie wieder nach ihrem Hauſe zuruͤckkehrte; und der noch abſcheulichere Ver- ſuch, ihr eine Mannsperſon vorzuſchlagen, welche die Schuld bezahlen wollte; eine Falle, wie ich nicht zweifele, die ihrem Herzen, in der Verzwei- felung und dem hoͤchſten Unwillen, von der teufe- liſchen Sarah geſtellet wurde; weil ſie ohne Zweifel dachte, daß ſie eine Weibsperſon waͤ- re; damit ſie ihr meine Gunſt voͤllig entziehen, und mich reizen moͤchte, ſie ihrer gewiſſenloſen Grauſamkeit in der Hitze zu uͤbergeben; ſind Beſchimpfungen; daß ich mich mit den Redens- arten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/384
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/384>, abgerufen am 24.11.2024.