So groß ist das Wohlgefallen, das ich an dem Umgange mit dieser göttlichen Freundinn finde, und so groß meine Bewunderung ihres Bezei- gens und ihrer Gesinnung, daß ich so gar deiner Gesellschaft, auf einen Monat, entbehren wollte, damit ich nur eine Stunde in ihrer Gesellschaft seyn könnte. Jch bin mit mir selbst ausnehmend wohl zufrieden, daß ich im Stande bin, so hoch als ich deine Gesellschaft zu schätzen pflegte, von freyen Stücken, so zu sagen, diese Wahl zu treffen.
Es ist doch, wenn alles herauskommt, ein teuflisches Leben, das wir geführt haben. Wenn man bedenken muß, wie sich alles in sehr weni- gen Jahren endiget; wenn man sieht, was für einen schlechten Zustand in Ansehung der Gesund- heit sich dieser arme Kerl so bald zugezogen hat; und alsdenn bemerket, wie ein jeder von euch den Unglücklichen verläßt, und davon läuft, wie die Ratzen von einem einfallenden Hause: so ist das gewiß ein feiner Trost, der einem Menschen helfen kann, auf seine übel gewählte Gesellschaft und ein übel angewandtes Leben zurück zusehen.
Kann ich meines Theils nur irgend eine gu- te Familie gewinnen; mir eine Schwester oder eine Tochter anzuvertrauen; da mein Vermögen nun gewachsen ist und mich in den Stand setzen wird, gute Ehestiftungen vorzuschlagen: so will ich euch alle verlassen, will heyrathen und in Zu- kunft vielmehr ein vernünftiges, als ein viehisches Leben führen.
Der
So groß iſt das Wohlgefallen, das ich an dem Umgange mit dieſer goͤttlichen Freundinn finde, und ſo groß meine Bewunderung ihres Bezei- gens und ihrer Geſinnung, daß ich ſo gar deiner Geſellſchaft, auf einen Monat, entbehren wollte, damit ich nur eine Stunde in ihrer Geſellſchaft ſeyn koͤnnte. Jch bin mit mir ſelbſt ausnehmend wohl zufrieden, daß ich im Stande bin, ſo hoch als ich deine Geſellſchaft zu ſchaͤtzen pflegte, von freyen Stuͤcken, ſo zu ſagen, dieſe Wahl zu treffen.
Es iſt doch, wenn alles herauskommt, ein teufliſches Leben, das wir gefuͤhrt haben. Wenn man bedenken muß, wie ſich alles in ſehr weni- gen Jahren endiget; wenn man ſieht, was fuͤr einen ſchlechten Zuſtand in Anſehung der Geſund- heit ſich dieſer arme Kerl ſo bald zugezogen hat; und alsdenn bemerket, wie ein jeder von euch den Ungluͤcklichen verlaͤßt, und davon laͤuft, wie die Ratzen von einem einfallenden Hauſe: ſo iſt das gewiß ein feiner Troſt, der einem Menſchen helfen kann, auf ſeine uͤbel gewaͤhlte Geſellſchaft und ein uͤbel angewandtes Leben zuruͤck zuſehen.
Kann ich meines Theils nur irgend eine gu- te Familie gewinnen; mir eine Schweſter oder eine Tochter anzuvertrauen; da mein Vermoͤgen nun gewachſen iſt und mich in den Stand ſetzen wird, gute Eheſtiftungen vorzuſchlagen: ſo will ich euch alle verlaſſen, will heyrathen und in Zu- kunft vielmehr ein vernuͤnftiges, als ein viehiſches Leben fuͤhren.
Der
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So groß iſt das Wohlgefallen, das ich an dem
Umgange mit dieſer goͤttlichen Freundinn finde,
und ſo groß meine Bewunderung ihres Bezei-
gens und ihrer Geſinnung, daß ich ſo gar deiner
Geſellſchaft, auf einen Monat, entbehren wollte,
damit ich nur eine Stunde in ihrer Geſellſchaft
ſeyn koͤnnte. Jch bin mit mir ſelbſt ausnehmend
wohl zufrieden, daß ich im Stande bin, ſo hoch
als ich deine Geſellſchaft zu ſchaͤtzen pflegte, von
freyen Stuͤcken, ſo zu ſagen, dieſe Wahl zu
treffen.
Es iſt doch, wenn alles herauskommt, ein
teufliſches Leben, das wir gefuͤhrt haben. Wenn
man bedenken muß, wie ſich alles in ſehr weni-
gen Jahren endiget; wenn man ſieht, was fuͤr
einen ſchlechten Zuſtand in Anſehung der Geſund-
heit ſich dieſer arme Kerl ſo bald zugezogen hat;
und alsdenn bemerket, wie ein jeder von euch
den Ungluͤcklichen verlaͤßt, und davon laͤuft, wie
die Ratzen von einem einfallenden Hauſe: ſo iſt
das gewiß ein feiner Troſt, der einem Menſchen
helfen kann, auf ſeine uͤbel gewaͤhlte Geſellſchaft
und ein uͤbel angewandtes Leben zuruͤck zuſehen.
Kann ich meines Theils nur irgend eine gu-
te Familie gewinnen; mir eine Schweſter oder
eine Tochter anzuvertrauen; da mein Vermoͤgen
nun gewachſen iſt und mich in den Stand ſetzen
wird, gute Eheſtiftungen vorzuſchlagen: ſo will
ich euch alle verlaſſen, will heyrathen und in Zu-
kunft vielmehr ein vernuͤnftiges, als ein viehiſches
Leben fuͤhren.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/404>, abgerufen am 24.11.2024.
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