Der zwey und funfzigste Brief von Hrn. Belford an Herrn Robert Lovelace.
Donnerstags, Abends.
Jch bin genöthigt worden, meine zwanzig Guineas wieder zurück zunehmen. Wie die Weibsleute es gemacht haben, kann ich nicht sagen; ich vermuthe, daß zu dem reichen Anzuge allzu bald ein Käufer gefunden war: allein sie ist auf den Argwohn gefallen, daß ich das Geld vorgeschossen hätte, und hat die Kleider nicht sah- ren lassen wollen. Jnzwischen hat Fr. Lovick in der That einige reiche Spitzen, die dreymal so viel werth waren, für funfzehn Guineas verkauft. Von dem Gelde hat sie ihr wieder gegeben, was sie zur Bezahlung des Arztes geborget hatte: in einer Krankheit, die durch die Grausamkeit des wildesten Menschen verursachet ist. Du weißt seinen Namen!
Der Arzt fragte diesen Morgen, wie es scheint, bey ihr nach, und hatte wegen der Bezah- lung einen kurzen Wortwechsel mit ihr. Sie drang darauf, daß er sie jedesmal, wenn er kä- me, nehmen sollte, er möchte etwas vorschreiben, oder nicht: weil sie muthmaßte, daß er der Fr. Lovick und ihrer Wärterinn bloß mündliche Ver- ordnungen ertheilte, um keine zu nehmen.
Er
Der zwey und funfzigſte Brief von Hrn. Belford an Herrn Robert Lovelace.
Donnerſtags, Abends.
Jch bin genoͤthigt worden, meine zwanzig Guineas wieder zuruͤck zunehmen. Wie die Weibsleute es gemacht haben, kann ich nicht ſagen; ich vermuthe, daß zu dem reichen Anzuge allzu bald ein Kaͤufer gefunden war: allein ſie iſt auf den Argwohn gefallen, daß ich das Geld vorgeſchoſſen haͤtte, und hat die Kleider nicht ſah- ren laſſen wollen. Jnzwiſchen hat Fr. Lovick in der That einige reiche Spitzen, die dreymal ſo viel werth waren, fuͤr funfzehn Guineas verkauft. Von dem Gelde hat ſie ihr wieder gegeben, was ſie zur Bezahlung des Arztes geborget hatte: in einer Krankheit, die durch die Grauſamkeit des wildeſten Menſchen verurſachet iſt. Du weißt ſeinen Namen!
Der Arzt fragte dieſen Morgen, wie es ſcheint, bey ihr nach, und hatte wegen der Bezah- lung einen kurzen Wortwechſel mit ihr. Sie drang darauf, daß er ſie jedesmal, wenn er kaͤ- me, nehmen ſollte, er moͤchte etwas vorſchreiben, oder nicht: weil ſie muthmaßte, daß er der Fr. Lovick und ihrer Waͤrterinn bloß muͤndliche Ver- ordnungen ertheilte, um keine zu nehmen.
Er
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Der zwey und funfzigſte Brief
von
Hrn. Belford an Herrn Robert Lovelace.
Donnerſtags, Abends.
Jch bin genoͤthigt worden, meine zwanzig
Guineas wieder zuruͤck zunehmen. Wie
die Weibsleute es gemacht haben, kann ich nicht
ſagen; ich vermuthe, daß zu dem reichen Anzuge
allzu bald ein Kaͤufer gefunden war: allein ſie
iſt auf den Argwohn gefallen, daß ich das Geld
vorgeſchoſſen haͤtte, und hat die Kleider nicht ſah-
ren laſſen wollen. Jnzwiſchen hat Fr. Lovick in
der That einige reiche Spitzen, die dreymal ſo viel
werth waren, fuͤr funfzehn Guineas verkauft.
Von dem Gelde hat ſie ihr wieder gegeben, was
ſie zur Bezahlung des Arztes geborget hatte: in
einer Krankheit, die durch die Grauſamkeit des
wildeſten Menſchen verurſachet iſt. Du weißt
ſeinen Namen!
Der Arzt fragte dieſen Morgen, wie es
ſcheint, bey ihr nach, und hatte wegen der Bezah-
lung einen kurzen Wortwechſel mit ihr. Sie
drang darauf, daß er ſie jedesmal, wenn er kaͤ-
me, nehmen ſollte, er moͤchte etwas vorſchreiben,
oder nicht: weil ſie muthmaßte, daß er der Fr.
Lovick und ihrer Waͤrterinn bloß muͤndliche Ver-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/405>, abgerufen am 24.11.2024.
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