Wenn ich es dann sagen muß, mein Herr: so habe ich gehört, daß die Fräulein Harlowe zu einem sehr argen Hause gebracht sey.
Es ist wahr, die Leute sind nicht so gut aus- gefallen, als sie hätten seyn sollen - - Was ha- ben sie ferner gehört?
Jch habe gehört, mein Herr, daß man sich wunderlicher Vortheile, sehr ungebührlicher Vortheile, gegen die Fräulein bedienet habe: al- lein worinn sie bestanden, kann ich nicht sagen.
Können sie es nicht sagen? Können sie es nicht muthmaßen? So will ich es ihnen denn sagen, mein Herr. Vielleicht ist einige Frey- heit gegen sie gebraucht, als sie im Schlafe gele- gen. Denken sie, daß man sich niemals eines solchen Vortheils über ein Frauenzimmer bedie- net habe? - - Sie wissen, Herr Hickmann, daß die Frauenzimmer sich sehr scheuen, sich auch den sittsamsten Mannspersonen anzuvertrauen, wenn sie geneigt sind, zu schlafen. Warum das: wo- fern sie nicht dächten, daß man sich, zu solchen Zeiten, einiger Vortheile über sie bedienen möchte?
Allein, mein Herr, war der Fräulein nichts eingegeben zu schlafen?
Das ist die Frage, Herr Hickmann. Jch möchte gern wissen, ob die Fräulein das sage?
Jch habe nicht alles gesehen, was sie geschrie- ben hat. Aber so viel ich gehört habe, ist es eine sehr scheusliche Sache - - Verzeihen sie mir, mein Herr.
Jch
Wenn ich es dann ſagen muß, mein Herr: ſo habe ich gehoͤrt, daß die Fraͤulein Harlowe zu einem ſehr argen Hauſe gebracht ſey.
Es iſt wahr, die Leute ſind nicht ſo gut aus- gefallen, als ſie haͤtten ſeyn ſollen ‒ ‒ Was ha- ben ſie ferner gehoͤrt?
Jch habe gehoͤrt, mein Herr, daß man ſich wunderlicher Vortheile, ſehr ungebuͤhrlicher Vortheile, gegen die Fraͤulein bedienet habe: al- lein worinn ſie beſtanden, kann ich nicht ſagen.
Koͤnnen ſie es nicht ſagen? Koͤnnen ſie es nicht muthmaßen? So will ich es ihnen denn ſagen, mein Herr. Vielleicht iſt einige Frey- heit gegen ſie gebraucht, als ſie im Schlafe gele- gen. Denken ſie, daß man ſich niemals eines ſolchen Vortheils uͤber ein Frauenzimmer bedie- net habe? ‒ ‒ Sie wiſſen, Herr Hickmann, daß die Frauenzimmer ſich ſehr ſcheuen, ſich auch den ſittſamſten Mannsperſonen anzuvertrauen, wenn ſie geneigt ſind, zu ſchlafen. Warum das: wo- fern ſie nicht daͤchten, daß man ſich, zu ſolchen Zeiten, einiger Vortheile uͤber ſie bedienen moͤchte?
Allein, mein Herr, war der Fraͤulein nichts eingegeben zu ſchlafen?
Das iſt die Frage, Herr Hickmann. Jch moͤchte gern wiſſen, ob die Fraͤulein das ſage?
Jch habe nicht alles geſehen, was ſie geſchrie- ben hat. Aber ſo viel ich gehoͤrt habe, iſt es eine ſehr ſcheusliche Sache ‒ ‒ Verzeihen ſie mir, mein Herr.
Jch
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Wenn ich es dann ſagen muß, mein Herr:
ſo habe ich gehoͤrt, daß die Fraͤulein Harlowe zu
einem ſehr argen Hauſe gebracht ſey.
Es iſt wahr, die Leute ſind nicht ſo gut aus-
gefallen, als ſie haͤtten ſeyn ſollen ‒ ‒ Was ha-
ben ſie ferner gehoͤrt?
Jch habe gehoͤrt, mein Herr, daß man ſich
wunderlicher Vortheile, ſehr ungebuͤhrlicher
Vortheile, gegen die Fraͤulein bedienet habe: al-
lein worinn ſie beſtanden, kann ich nicht ſagen.
Koͤnnen ſie es nicht ſagen? Koͤnnen ſie es
nicht muthmaßen? So will ich es ihnen denn
ſagen, mein Herr. Vielleicht iſt einige Frey-
heit gegen ſie gebraucht, als ſie im Schlafe gele-
gen. Denken ſie, daß man ſich niemals eines
ſolchen Vortheils uͤber ein Frauenzimmer bedie-
net habe? ‒ ‒ Sie wiſſen, Herr Hickmann, daß
die Frauenzimmer ſich ſehr ſcheuen, ſich auch den
ſittſamſten Mannsperſonen anzuvertrauen, wenn
ſie geneigt ſind, zu ſchlafen. Warum das: wo-
fern ſie nicht daͤchten, daß man ſich, zu ſolchen
Zeiten, einiger Vortheile uͤber ſie bedienen
moͤchte?
Allein, mein Herr, war der Fraͤulein nichts
eingegeben zu ſchlafen?
Das iſt die Frage, Herr Hickmann. Jch
moͤchte gern wiſſen, ob die Fraͤulein das ſage?
Jch habe nicht alles geſehen, was ſie geſchrie-
ben hat. Aber ſo viel ich gehoͤrt habe, iſt es eine
ſehr ſcheusliche Sache ‒ ‒ Verzeihen ſie mir,
mein Herr.
Jch
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/419>, abgerufen am 24.11.2024.
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