Jch verzeihe ihnen, Herr Hickmann, Allein, gesetzt, es wäre so: denken sie denn, daß niemals ein Frauenzimmer durch Wein, oder dergleichen, berückt sey? - - Denken sie, daß die vorsichtig- ste Weibsperson von der Welt nicht durch ein stärkeres Getränke, statt eines schwächern, wenn sie durstig gewesen, nach einer Ermüdung bey die- sem sehr heißen Wetter, betrogen werden könnte? Und denken sie, daß, wenn sie auf die Art in ei- nen tiefen Schlaf gefallen, sie das einzige Frauen- zimmer sey, bey dem man sich eines solchen Vor- theils bedient habe?
Auch so, wie sie es vorstellen, Herr Lovelace, ist die Sache nicht geringe. Aber ich besorge, daß sie um ein großes schwerer sey, als sie diesel- be machen.
Was haben sie für Ursache, mein Herr, dieß zu besorgen? Was hat die Fräulein gesagt? Haben sie die Güte, es mir zu eröffnen. Jch habe Ursache, so ernstlich darauf zu dringen.
Die Fräulein Howe weiß noch selbst nicht alles, mein Herr. Die Fräulein verspricht, ihr zu gelegner Zeit, wo sie lebet, alle Umstände zu melden: aber sie hat schon genug gesagt, zu bewei- sen, daß es eine sehr arge Sache sey.
Es ist mir lieb, daß die Fräulein Harlowe noch nicht von allen Umständen genaue Nach- richt gegeben hat. Weil sie es nicht gethan: so können sie der Fräulein Howe von mir vermel- den, daß weder sie, noch irgend ein Frauenzim- mer auf der Welt, tugendhafter seyn kann, als
die
Jch verzeihe ihnen, Herr Hickmann, Allein, geſetzt, es waͤre ſo: denken ſie denn, daß niemals ein Frauenzimmer durch Wein, oder dergleichen, beruͤckt ſey? ‒ ‒ Denken ſie, daß die vorſichtig- ſte Weibsperſon von der Welt nicht durch ein ſtaͤrkeres Getraͤnke, ſtatt eines ſchwaͤchern, wenn ſie durſtig geweſen, nach einer Ermuͤdung bey die- ſem ſehr heißen Wetter, betrogen werden koͤnnte? Und denken ſie, daß, wenn ſie auf die Art in ei- nen tiefen Schlaf gefallen, ſie das einzige Frauen- zimmer ſey, bey dem man ſich eines ſolchen Vor- theils bedient habe?
Auch ſo, wie ſie es vorſtellen, Herr Lovelace, iſt die Sache nicht geringe. Aber ich beſorge, daß ſie um ein großes ſchwerer ſey, als ſie dieſel- be machen.
Was haben ſie fuͤr Urſache, mein Herr, dieß zu beſorgen? Was hat die Fraͤulein geſagt? Haben ſie die Guͤte, es mir zu eroͤffnen. Jch habe Urſache, ſo ernſtlich darauf zu dringen.
Die Fraͤulein Howe weiß noch ſelbſt nicht alles, mein Herr. Die Fraͤulein verſpricht, ihr zu gelegner Zeit, wo ſie lebet, alle Umſtaͤnde zu melden: aber ſie hat ſchon genug geſagt, zu bewei- ſen, daß es eine ſehr arge Sache ſey.
Es iſt mir lieb, daß die Fraͤulein Harlowe noch nicht von allen Umſtaͤnden genaue Nach- richt gegeben hat. Weil ſie es nicht gethan: ſo koͤnnen ſie der Fraͤulein Howe von mir vermel- den, daß weder ſie, noch irgend ein Frauenzim- mer auf der Welt, tugendhafter ſeyn kann, als
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Jch verzeihe ihnen, Herr Hickmann, Allein,
geſetzt, es waͤre ſo: denken ſie denn, daß niemals
ein Frauenzimmer durch Wein, oder dergleichen,
beruͤckt ſey? ‒ ‒ Denken ſie, daß die vorſichtig-
ſte Weibsperſon von der Welt nicht durch ein
ſtaͤrkeres Getraͤnke, ſtatt eines ſchwaͤchern, wenn
ſie durſtig geweſen, nach einer Ermuͤdung bey die-
ſem ſehr heißen Wetter, betrogen werden koͤnnte?
Und denken ſie, daß, wenn ſie auf die Art in ei-
nen tiefen Schlaf gefallen, ſie das einzige Frauen-
zimmer ſey, bey dem man ſich eines ſolchen Vor-
theils bedient habe?
Auch ſo, wie ſie es vorſtellen, Herr Lovelace,
iſt die Sache nicht geringe. Aber ich beſorge,
daß ſie um ein großes ſchwerer ſey, als ſie dieſel-
be machen.
Was haben ſie fuͤr Urſache, mein Herr, dieß
zu beſorgen? Was hat die Fraͤulein geſagt?
Haben ſie die Guͤte, es mir zu eroͤffnen. Jch
habe Urſache, ſo ernſtlich darauf zu dringen.
Die Fraͤulein Howe weiß noch ſelbſt nicht
alles, mein Herr. Die Fraͤulein verſpricht, ihr
zu gelegner Zeit, wo ſie lebet, alle Umſtaͤnde zu
melden: aber ſie hat ſchon genug geſagt, zu bewei-
ſen, daß es eine ſehr arge Sache ſey.
Es iſt mir lieb, daß die Fraͤulein Harlowe
noch nicht von allen Umſtaͤnden genaue Nach-
richt gegeben hat. Weil ſie es nicht gethan: ſo
koͤnnen ſie der Fraͤulein Howe von mir vermel-
den, daß weder ſie, noch irgend ein Frauenzim-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/420>, abgerufen am 24.11.2024.
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