"Es ist gut, und ich wünsche es. Dieß Un- "glück, so schwer es auch war, ist eines der ge- "ringsten unter denen Uebeln, die ich ausgestan- "den habe. Allein hieraus werden sie abneh- "men, Frau Lovick; denn sie schienen heute frühe "begierig zu seyn, zu wissen, ob ich nicht verhey- "rathet wäre; daß ich in meinem Leben nie- "mals verheyrathet gewesen bin - - Sie, "Herr Belford, haben es ohne Zweifel vorher ge- "wußt: und nun will ich auch niemals heyra- "then. Jedoch danke ich Gott, daß ich keine "Schuld auf mich geladen habe.
"Was meine Angehörigen betrifft: so bin "ich aus keiner geringen Familie. Jch habe, "durch die mir zugedachte Gunst meines Groß- "vaters, ein ansehnliches Gut, das von Rechts- "wegen mein eigen ist; ohne daß mein Vater "etwas darüber zu sagen hätte, wenn es mir so "gefällig gewesen wäre: aber es soll mir nie- "mals gefällig seyn.
"Mein Vater hat viel Vermögen. Jch "hatte einen andern Namen angenommen, als "ich zuerst zu ihnen kam: allein das war bloß in "der Absicht geschehen, damit ich von dem treu- "losen Menschen nicht entdeckt würde; der sich "nun, durch diesen Cavallier, verbindet, mir nicht "beschwerlich zu fallen.
"Mein wirklicher Name, wissen sie itzo, ist "Harlowe: Clarissa Harlowe. Jch bin noch "nicht zwanzig Jahr alt.
"Jch
„Es iſt gut, und ich wuͤnſche es. Dieß Un- „gluͤck, ſo ſchwer es auch war, iſt eines der ge- „ringſten unter denen Uebeln, die ich ausgeſtan- „den habe. Allein hieraus werden ſie abneh- „men, Frau Lovick; denn ſie ſchienen heute fruͤhe „begierig zu ſeyn, zu wiſſen, ob ich nicht verhey- „rathet waͤre; daß ich in meinem Leben nie- „mals verheyrathet geweſen bin ‒ ‒ Sie, „Herr Belford, haben es ohne Zweifel vorher ge- „wußt: und nun will ich auch niemals heyra- „then. Jedoch danke ich Gott, daß ich keine „Schuld auf mich geladen habe.
„Was meine Angehoͤrigen betrifft: ſo bin „ich aus keiner geringen Familie. Jch habe, „durch die mir zugedachte Gunſt meines Groß- „vaters, ein anſehnliches Gut, das von Rechts- „wegen mein eigen iſt; ohne daß mein Vater „etwas daruͤber zu ſagen haͤtte, wenn es mir ſo „gefaͤllig geweſen waͤre: aber es ſoll mir nie- „mals gefaͤllig ſeyn.
„Mein Vater hat viel Vermoͤgen. Jch „hatte einen andern Namen angenommen, als „ich zuerſt zu ihnen kam: allein das war bloß in „der Abſicht geſchehen, damit ich von dem treu- „loſen Menſchen nicht entdeckt wuͤrde; der ſich „nun, durch dieſen Cavallier, verbindet, mir nicht „beſchwerlich zu fallen.
„Mein wirklicher Name, wiſſen ſie itzo, iſt „Harlowe: Clariſſa Harlowe. Jch bin noch „nicht zwanzig Jahr alt.
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„Es iſt gut, und ich wuͤnſche es. Dieß Un-
„gluͤck, ſo ſchwer es auch war, iſt eines der ge-
„ringſten unter denen Uebeln, die ich ausgeſtan-
„den habe. Allein hieraus werden ſie abneh-
„men, Frau Lovick; denn ſie ſchienen heute fruͤhe
„begierig zu ſeyn, zu wiſſen, ob ich nicht verhey-
„rathet waͤre; daß ich in meinem Leben nie-
„mals verheyrathet geweſen bin ‒ ‒ Sie,
„Herr Belford, haben es ohne Zweifel vorher ge-
„wußt: und nun will ich auch niemals heyra-
„then. Jedoch danke ich Gott, daß ich keine
„Schuld auf mich geladen habe.
„Was meine Angehoͤrigen betrifft: ſo bin
„ich aus keiner geringen Familie. Jch habe,
„durch die mir zugedachte Gunſt meines Groß-
„vaters, ein anſehnliches Gut, das von Rechts-
„wegen mein eigen iſt; ohne daß mein Vater
„etwas daruͤber zu ſagen haͤtte, wenn es mir ſo
„gefaͤllig geweſen waͤre: aber es ſoll mir nie-
„mals gefaͤllig ſeyn.
„Mein Vater hat viel Vermoͤgen. Jch
„hatte einen andern Namen angenommen, als
„ich zuerſt zu ihnen kam: allein das war bloß in
„der Abſicht geſchehen, damit ich von dem treu-
„loſen Menſchen nicht entdeckt wuͤrde; der ſich
„nun, durch dieſen Cavallier, verbindet, mir nicht
„beſchwerlich zu fallen.
„Mein wirklicher Name, wiſſen ſie itzo, iſt
„Harlowe: Clariſſa Harlowe. Jch bin noch
„nicht zwanzig Jahr alt.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/456>, abgerufen am 22.11.2024.
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