Der acht und funfzigste Brief von Fräulein Howe an Fräulein Arabelle Har- lowe.
Donnerstags, den 20ten Jul.
Fräulein Harlowe.
Jch kann nicht umhin, es mag aufgenommen werden, wie es will, weil es von mir kommt, Jhnen zu melden, daß Jhre arme Schwe- ster in dem Hause eines gewissen Smithen, der einen Handschuhladen hält und mit wohlriechen- den Sachen handelt, auf der Königsstraße beym Covent-Garden, gefährlich krank liege. Sie weiß nicht, daß ich schreibe. Einige heftige Wor- te, als ein Fluch, von ihrem Vater, beunruhigen sie bey ihrem schwachen Zustande ungemein. Jch darf Jhnen nicht an die Hand geben, was dabey zu thun sey. Sie sind ihre Schwester. Jch habe mich daher nicht entbrechen können, nicht allein um derselben, sondern auch um Jhrer selbst willen, an Sie zu schreiben.
Jch bin, Fräulein, Jhre gehorsame Dienerinn Anna Howe.
Der
Der acht und funfzigſte Brief von Fraͤulein Howe an Fraͤulein Arabelle Har- lowe.
Donnerſtags, den 20ten Jul.
Fraͤulein Harlowe.
Jch kann nicht umhin, es mag aufgenommen werden, wie es will, weil es von mir kommt, Jhnen zu melden, daß Jhre arme Schwe- ſter in dem Hauſe eines gewiſſen Smithen, der einen Handſchuhladen haͤlt und mit wohlriechen- den Sachen handelt, auf der Koͤnigsſtraße beym Covent-Garden, gefaͤhrlich krank liege. Sie weiß nicht, daß ich ſchreibe. Einige heftige Wor- te, als ein Fluch, von ihrem Vater, beunruhigen ſie bey ihrem ſchwachen Zuſtande ungemein. Jch darf Jhnen nicht an die Hand geben, was dabey zu thun ſey. Sie ſind ihre Schweſter. Jch habe mich daher nicht entbrechen koͤnnen, nicht allein um derſelben, ſondern auch um Jhrer ſelbſt willen, an Sie zu ſchreiben.
Jch bin, Fraͤulein, Jhre gehorſame Dienerinn Anna Howe.
Der
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Der acht und funfzigſte Brief
von
Fraͤulein Howe an Fraͤulein Arabelle Har-
lowe.
Donnerſtags, den 20ten Jul.
Fraͤulein Harlowe.
Jch kann nicht umhin, es mag aufgenommen
werden, wie es will, weil es von mir
kommt, Jhnen zu melden, daß Jhre arme Schwe-
ſter in dem Hauſe eines gewiſſen Smithen, der
einen Handſchuhladen haͤlt und mit wohlriechen-
den Sachen handelt, auf der Koͤnigsſtraße beym
Covent-Garden, gefaͤhrlich krank liege. Sie
weiß nicht, daß ich ſchreibe. Einige heftige Wor-
te, als ein Fluch, von ihrem Vater, beunruhigen
ſie bey ihrem ſchwachen Zuſtande ungemein. Jch
darf Jhnen nicht an die Hand geben, was dabey
zu thun ſey. Sie ſind ihre Schweſter. Jch
habe mich daher nicht entbrechen koͤnnen, nicht
allein um derſelben, ſondern auch um Jhrer ſelbſt
willen, an Sie zu ſchreiben.
Jch bin, Fraͤulein,
Jhre gehorſame Dienerinn
Anna Howe.
Der
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/469>, abgerufen am 22.11.2024.
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