Der drey und sechzigste Brief von Frau Harlowe an Frau Howe.
Sonnabends, den 22ten Jul.
Gnädige Frau.
Jch sende Jhnen eingeschlossene Abschriften von fünf Briefen, die zwischen Fräulein Howe und meiner Arabelle gewechselt sind. Sie besitzen so viel Klugheit und Einsicht, und kön- nen, da Sie selbst eine Mutter sind, an dem Un- glück unserer ganzen Familie wegen der Unbeson- nenheit und Undankbarkeit eines Kindes, von welchem wir ehemals ganz eingenommen waren, so wohl Theil nehmen, daß ich sagen darf, Sie werden die wunderlichen Freyheiten, die sich Jh- re Tochter gegen uns alle herausgenommen hat, nicht billigen und befördern. Die gegenwärti- gen sind nicht die einzigen, worüber wir uns zu beklagen haben: allein wir haben zu den andern stille geschwiegen; weil sie nicht, wie diese, zu Pa- pier gebracht sind. Wir bitten nur, daß wir mit den Anmerkungen von einem jungen Frauenzim- mer verschont werden mögen, welches nicht weiß, was wir durch die Unbesonnenheit eines leichtfer- tigen Mägdchens gelitten haben, und noch leiden; eines leichtfertigen Mägdchens, das über sich selbst Unglück, und über eine Familie, die sie alles
Ver-
Der drey und ſechzigſte Brief von Frau Harlowe an Frau Howe.
Sonnabends, den 22ten Jul.
Gnaͤdige Frau.
Jch ſende Jhnen eingeſchloſſene Abſchriften von fuͤnf Briefen, die zwiſchen Fraͤulein Howe und meiner Arabelle gewechſelt ſind. Sie beſitzen ſo viel Klugheit und Einſicht, und koͤn- nen, da Sie ſelbſt eine Mutter ſind, an dem Un- gluͤck unſerer ganzen Familie wegen der Unbeſon- nenheit und Undankbarkeit eines Kindes, von welchem wir ehemals ganz eingenommen waren, ſo wohl Theil nehmen, daß ich ſagen darf, Sie werden die wunderlichen Freyheiten, die ſich Jh- re Tochter gegen uns alle herausgenommen hat, nicht billigen und befoͤrdern. Die gegenwaͤrti- gen ſind nicht die einzigen, woruͤber wir uns zu beklagen haben: allein wir haben zu den andern ſtille geſchwiegen; weil ſie nicht, wie dieſe, zu Pa- pier gebracht ſind. Wir bitten nur, daß wir mit den Anmerkungen von einem jungen Frauenzim- mer verſchont werden moͤgen, welches nicht weiß, was wir durch die Unbeſonnenheit eines leichtfer- tigen Maͤgdchens gelitten haben, und noch leiden; eines leichtfertigen Maͤgdchens, das uͤber ſich ſelbſt Ungluͤck, und uͤber eine Familie, die ſie alles
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Der drey und ſechzigſte Brief
von
Frau Harlowe an Frau Howe.
Sonnabends, den 22ten Jul.
Gnaͤdige Frau.
Jch ſende Jhnen eingeſchloſſene Abſchriften
von fuͤnf Briefen, die zwiſchen Fraͤulein
Howe und meiner Arabelle gewechſelt ſind. Sie
beſitzen ſo viel Klugheit und Einſicht, und koͤn-
nen, da Sie ſelbſt eine Mutter ſind, an dem Un-
gluͤck unſerer ganzen Familie wegen der Unbeſon-
nenheit und Undankbarkeit eines Kindes, von
welchem wir ehemals ganz eingenommen waren,
ſo wohl Theil nehmen, daß ich ſagen darf, Sie
werden die wunderlichen Freyheiten, die ſich Jh-
re Tochter gegen uns alle herausgenommen hat,
nicht billigen und befoͤrdern. Die gegenwaͤrti-
gen ſind nicht die einzigen, woruͤber wir uns zu
beklagen haben: allein wir haben zu den andern
ſtille geſchwiegen; weil ſie nicht, wie dieſe, zu Pa-
pier gebracht ſind. Wir bitten nur, daß wir mit
den Anmerkungen von einem jungen Frauenzim-
mer verſchont werden moͤgen, welches nicht weiß,
was wir durch die Unbeſonnenheit eines leichtfer-
tigen Maͤgdchens gelitten haben, und noch leiden;
eines leichtfertigen Maͤgdchens, das uͤber ſich
ſelbſt Ungluͤck, und uͤber eine Familie, die ſie alles
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/476>, abgerufen am 22.11.2024.
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