Ganz nach meiner Mutter Art - - Was sollte ich anders sagen.
O, meine Wertheste, wie viele Dinge fallen in diesem Leben vor, die uns Misvergnügen: wie wenige, die uns Freude machen! - - Jch bin gewiß versichert, daß ich bey dieser Gelegenheit keine haben werde: weil die eigentliche Mitge- noßinn meines Herzens, die vornehmste Hälfte der einzigen Seele, welche, wie man von uns zu sagen pflegte, das Paar von Freundinnen be- lebte; weil Sie, meine Allerliebste, die eine jede Gesellschaft, worinn Sie den Fuß setzten, aufzu- klären, und mir ein wirkliches Ansehen, nächst Jhnen selbst, zu geben gewohnt waren, nicht da seyn können! - - Wie unendliche Vorzüge hat bey mir eine einzige Stunde in Jhrem Umgange, meine allezeit lehrreiche Freundinn! - - Mich dürstet recht darnach! - - vor allen Verände- rungen, allem Zeitvertreib, woran unser Ge- schlecht gemeiniglich das gröste Vergnügen fin- det! - - Leben Sie wohl, meine Allerliebste! - -
A. Howe.
Der
Ganz nach meiner Mutter Art ‒ ‒ Was ſollte ich anders ſagen.
O, meine Wertheſte, wie viele Dinge fallen in dieſem Leben vor, die uns Misvergnuͤgen: wie wenige, die uns Freude machen! ‒ ‒ Jch bin gewiß verſichert, daß ich bey dieſer Gelegenheit keine haben werde: weil die eigentliche Mitge- noßinn meines Herzens, die vornehmſte Haͤlfte der einzigen Seele, welche, wie man von uns zu ſagen pflegte, das Paar von Freundinnen be- lebte; weil Sie, meine Allerliebſte, die eine jede Geſellſchaft, worinn Sie den Fuß ſetzten, aufzu- klaͤren, und mir ein wirkliches Anſehen, naͤchſt Jhnen ſelbſt, zu geben gewohnt waren, nicht da ſeyn koͤnnen! ‒ ‒ Wie unendliche Vorzuͤge hat bey mir eine einzige Stunde in Jhrem Umgange, meine allezeit lehrreiche Freundinn! ‒ ‒ Mich duͤrſtet recht darnach! ‒ ‒ vor allen Veraͤnde- rungen, allem Zeitvertreib, woran unſer Ge- ſchlecht gemeiniglich das groͤſte Vergnuͤgen fin- det! ‒ ‒ Leben Sie wohl, meine Allerliebſte! ‒ ‒
A. Howe.
Der
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Ganz nach meiner Mutter Art ‒ ‒ Was
ſollte ich anders ſagen.
O, meine Wertheſte, wie viele Dinge fallen
in dieſem Leben vor, die uns Misvergnuͤgen: wie
wenige, die uns Freude machen! ‒ ‒ Jch bin
gewiß verſichert, daß ich bey dieſer Gelegenheit
keine haben werde: weil die eigentliche Mitge-
noßinn meines Herzens, die vornehmſte Haͤlfte der
einzigen Seele, welche, wie man von uns zu
ſagen pflegte, das Paar von Freundinnen be-
lebte; weil Sie, meine Allerliebſte, die eine jede
Geſellſchaft, worinn Sie den Fuß ſetzten, aufzu-
klaͤren, und mir ein wirkliches Anſehen, naͤchſt
Jhnen ſelbſt, zu geben gewohnt waren, nicht da
ſeyn koͤnnen! ‒ ‒ Wie unendliche Vorzuͤge hat
bey mir eine einzige Stunde in Jhrem Umgange,
meine allezeit lehrreiche Freundinn! ‒ ‒ Mich
duͤrſtet recht darnach! ‒ ‒ vor allen Veraͤnde-
rungen, allem Zeitvertreib, woran unſer Ge-
ſchlecht gemeiniglich das groͤſte Vergnuͤgen fin-
det! ‒ ‒ Leben Sie wohl, meine Allerliebſte! ‒ ‒
A. Howe.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/484>, abgerufen am 22.11.2024.
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