"wenn ich sage, ich will mich nicht entschließen "- - jemals die Seinige zu seyn.
"Allein Sie werden meine Gründe erwarten. "Jch weiß gewiß, Sie werden es thun. Halte "ich dieselben zurück: so werden Sie schließen, "daß ich entweder eigensinnig, oder unversöhnlich, "oder gar beydes sey. Das würden harte Be- "schuldigungen seyn, wenn sie gegründet wären, "und einer Person, die den Tod in Gedanken "und im Munde führet, zu einem Vorwurf die- "nen müßten. Und dennoch würde ich etwas "sagen, das schwerlich Glauben finden würde: "wenn ich sagen wollte, daß Unwillen, und Mis- "vergnügen über eine fehlgeschlagene Hoffnung, "an meinem Entschlusse kein Theil hätten. Denn "ich gestehe, ich bin unwillig, höchst unwillig: "aber mein Unwillen ist nicht unvernünftig. Sie "werden selbst davon überzeugt werden, wo Sie "es noch nicht sind: wenn Sie meine ganze Ge- "schichte wissen; - - wofern Sie dieselbe jemals "erfahren - - Da ich so viele Dinge zu thun "habe, an die es nöthiger ist zu gedenken, als an "diesen Menschen, oder an meine eigne Rechtfer- "tigung: so fange ich an, zu befürchten, daß ich "nicht Zeit haben werde, das zu Stande zu brin- "gen, was ich mir vorgenommen, und Jhnen ge- "wissermaßen versprochen habe (*).
"Jch habe einen Grund zur Unterstützung "meines Entschlusses anzugeben, den Sie, wie
"ich
(*) Man sehe den XXV Brief dieses Theils.
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„wenn ich ſage, ich will mich nicht entſchließen „‒ ‒ jemals die Seinige zu ſeyn.
„Allein Sie werden meine Gruͤnde erwarten. „Jch weiß gewiß, Sie werden es thun. Halte „ich dieſelben zuruͤck: ſo werden Sie ſchließen, „daß ich entweder eigenſinnig, oder unverſoͤhnlich, „oder gar beydes ſey. Das wuͤrden harte Be- „ſchuldigungen ſeyn, wenn ſie gegruͤndet waͤren, „und einer Perſon, die den Tod in Gedanken „und im Munde fuͤhret, zu einem Vorwurf die- „nen muͤßten. Und dennoch wuͤrde ich etwas „ſagen, das ſchwerlich Glauben finden wuͤrde: „wenn ich ſagen wollte, daß Unwillen, und Mis- „vergnuͤgen uͤber eine fehlgeſchlagene Hoffnung, „an meinem Entſchluſſe kein Theil haͤtten. Denn „ich geſtehe, ich bin unwillig, hoͤchſt unwillig: „aber mein Unwillen iſt nicht unvernuͤnftig. Sie „werden ſelbſt davon uͤberzeugt werden, wo Sie „es noch nicht ſind: wenn Sie meine ganze Ge- „ſchichte wiſſen; ‒ ‒ wofern Sie dieſelbe jemals „erfahren ‒ ‒ Da ich ſo viele Dinge zu thun „habe, an die es noͤthiger iſt zu gedenken, als an „dieſen Menſchen, oder an meine eigne Rechtfer- „tigung: ſo fange ich an, zu befuͤrchten, daß ich „nicht Zeit haben werde, das zu Stande zu brin- „gen, was ich mir vorgenommen, und Jhnen ge- „wiſſermaßen verſprochen habe (*).
„Jch habe einen Grund zur Unterſtuͤtzung „meines Entſchluſſes anzugeben, den Sie, wie
„ich
(*) Man ſehe den XXV Brief dieſes Theils.
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„wenn ich ſage, ich will mich nicht entſchließen
„‒ ‒ jemals die Seinige zu ſeyn.
„Allein Sie werden meine Gruͤnde erwarten.
„Jch weiß gewiß, Sie werden es thun. Halte
„ich dieſelben zuruͤck: ſo werden Sie ſchließen,
„daß ich entweder eigenſinnig, oder unverſoͤhnlich,
„oder gar beydes ſey. Das wuͤrden harte Be-
„ſchuldigungen ſeyn, wenn ſie gegruͤndet waͤren,
„und einer Perſon, die den Tod in Gedanken
„und im Munde fuͤhret, zu einem Vorwurf die-
„nen muͤßten. Und dennoch wuͤrde ich etwas
„ſagen, das ſchwerlich Glauben finden wuͤrde:
„wenn ich ſagen wollte, daß Unwillen, und Mis-
„vergnuͤgen uͤber eine fehlgeſchlagene Hoffnung,
„an meinem Entſchluſſe kein Theil haͤtten. Denn
„ich geſtehe, ich bin unwillig, hoͤchſt unwillig:
„aber mein Unwillen iſt nicht unvernuͤnftig. Sie
„werden ſelbſt davon uͤberzeugt werden, wo Sie
„es noch nicht ſind: wenn Sie meine ganze Ge-
„ſchichte wiſſen; ‒ ‒ wofern Sie dieſelbe jemals
„erfahren ‒ ‒ Da ich ſo viele Dinge zu thun
„habe, an die es noͤthiger iſt zu gedenken, als an
„dieſen Menſchen, oder an meine eigne Rechtfer-
„tigung: ſo fange ich an, zu befuͤrchten, daß ich
„nicht Zeit haben werde, das zu Stande zu brin-
„gen, was ich mir vorgenommen, und Jhnen ge-
„wiſſermaßen verſprochen habe (*).
„Jch habe einen Grund zur Unterſtuͤtzung
„meines Entſchluſſes anzugeben, den Sie, wie
„ich
(*) Man ſehe den XXV Brief dieſes Theils.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/489>, abgerufen am 22.11.2024.
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