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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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willen! - - Wie pflegten sie denselben zu bege-
hen! - - Was war er für ein Freudenfest! - -
Wie haben sie ihn nun zugebracht! - - Wie
traurig! als man sich leicht einbilden mag. - -
Sagen Sie nicht, daß diejenigen grausam sind,
die so viel durch mein Vergehen leiden, und die
ganzer achtzehn Jahre nach einander sich in mir
erfreueten, und durch ihre zärtliche Güte mich
erfreueten! - - Jedoch das Uebrige will ich nur
denken! - - Leben Sie wohl, meine liebste Fr.
Norton! - - Leben Sie wohl!



Der siebzigste Brief
von
Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein
Arab. Harlowe.

Hielte ich den Zustand meiner Gesundheit
nicht für sehr zweydeutig, meine liebste
Schwester, und sähe ich es nicht für meine
Schuldigkeit an, diesen Schritt zu thun: so
würde ich schwerlich so kühn gewesen seyn,
mich, obgleich nur mit meiner Feder, zu
Euch zu nahen; nachdem ich Eure Vorwür-
fe so erschrecklich gerechtfertigt befunden habe, als
sie wirklich gerechtfertigt sind.

Jch habe nicht das Herz, an meinen Vater
selbst, auch noch nicht an meine Mutter, zu schrei-
ben. Mit zittern wende ich mich an Euch, Euch

um



willen! ‒ ‒ Wie pflegten ſie denſelben zu bege-
hen! ‒ ‒ Was war er fuͤr ein Freudenfeſt! ‒ ‒
Wie haben ſie ihn nun zugebracht! ‒ ‒ Wie
traurig! als man ſich leicht einbilden mag. ‒ ‒
Sagen Sie nicht, daß diejenigen grauſam ſind,
die ſo viel durch mein Vergehen leiden, und die
ganzer achtzehn Jahre nach einander ſich in mir
erfreueten, und durch ihre zaͤrtliche Guͤte mich
erfreueten! ‒ ‒ Jedoch das Uebrige will ich nur
denken! ‒ ‒ Leben Sie wohl, meine liebſte Fr.
Norton! ‒ ‒ Leben Sie wohl!



Der ſiebzigſte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Arab. Harlowe.

Hielte ich den Zuſtand meiner Geſundheit
nicht fuͤr ſehr zweydeutig, meine liebſte
Schweſter, und ſaͤhe ich es nicht fuͤr meine
Schuldigkeit an, dieſen Schritt zu thun: ſo
wuͤrde ich ſchwerlich ſo kuͤhn geweſen ſeyn,
mich, obgleich nur mit meiner Feder, zu
Euch zu nahen; nachdem ich Eure Vorwuͤr-
fe ſo erſchrecklich gerechtfertigt befunden habe, als
ſie wirklich gerechtfertigt ſind.

Jch habe nicht das Herz, an meinen Vater
ſelbſt, auch noch nicht an meine Mutter, zu ſchrei-
ben. Mit zittern wende ich mich an Euch, Euch

um
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[507/0513] willen! ‒ ‒ Wie pflegten ſie denſelben zu bege- hen! ‒ ‒ Was war er fuͤr ein Freudenfeſt! ‒ ‒ Wie haben ſie ihn nun zugebracht! ‒ ‒ Wie traurig! als man ſich leicht einbilden mag. ‒ ‒ Sagen Sie nicht, daß diejenigen grauſam ſind, die ſo viel durch mein Vergehen leiden, und die ganzer achtzehn Jahre nach einander ſich in mir erfreueten, und durch ihre zaͤrtliche Guͤte mich erfreueten! ‒ ‒ Jedoch das Uebrige will ich nur denken! ‒ ‒ Leben Sie wohl, meine liebſte Fr. Norton! ‒ ‒ Leben Sie wohl! Der ſiebzigſte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Arab. Harlowe. Freytags, den 21ten Jul. Hielte ich den Zuſtand meiner Geſundheit nicht fuͤr ſehr zweydeutig, meine liebſte Schweſter, und ſaͤhe ich es nicht fuͤr meine Schuldigkeit an, dieſen Schritt zu thun: ſo wuͤrde ich ſchwerlich ſo kuͤhn geweſen ſeyn, mich, obgleich nur mit meiner Feder, zu Euch zu nahen; nachdem ich Eure Vorwuͤr- fe ſo erſchrecklich gerechtfertigt befunden habe, als ſie wirklich gerechtfertigt ſind. Jch habe nicht das Herz, an meinen Vater ſelbſt, auch noch nicht an meine Mutter, zu ſchrei- ben. Mit zittern wende ich mich an Euch, Euch um

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/513>, abgerufen am 22.11.2024.