Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


Er sprach sehr wenig. Denn, ich glaube,
sie hatten gestern und heute frühe, ehe ich kam,
sich einander schon alles gesagt.

Bey dem, was man sich verlauten ließ, merk-
te ich, daß Fräulein Howe, in ihrem Briefe, von
eurer Zusammenkunft mit ihr, bey dem Obristen
Ambrose, Nachricht gegeben; - - daß sie eurer
Erklärungen gegen sie Erwähnung gethan; und
ihre Meynung eröffnet hatte, daß die Vermäh-
lung mit euch itzo nur noch das einzige Mittel
wäre, ihr Uebel wieder gut zu machen.

Herr Hickmann hatte, wie ich ebenfalls aus
ihren Reden abnehmen konnte, im Namen der
Fräulein Howe bey ihr angehalten, daß sie sich,
bey der Rückkunft ihrer Freundinn, in eines be-
nachbarten Pachters Hause finden lassen möchte,
wo man saubere Zimmer zu ihrer Aufnahme in
Bereitschaft halten würde. Sie fragte, wie lan-
ge sie von Hause zu seyn gedächten: und er gab
ihr die Nachricht, daß sie sich vorgenommen hät-
ten, nicht länger als vierzehn Tage, mit der Hin-
und Herreise, wegzubleiben. Sie würde also
vielleicht Zeit haben, versetzte sie hierauf, den gü-
tigen Vorschlag zu überlegen.

Er hatte ihr von der Fräulein Howe Geld
angeboten: aber konnte sie nicht bereden, etwas
anzunehmen. Kein Wunder, daß ich abschlägi-
ge Antwort bekommen hatte! Sie sagte nur dieß
einzige, daß, wenn sie etwas nöthig haben sollte,
sie dafür niemanden, als der Fräulein Howe, ver-
bunden seyn wollte.

Herr
Sechster Theil. L l


Er ſprach ſehr wenig. Denn, ich glaube,
ſie hatten geſtern und heute fruͤhe, ehe ich kam,
ſich einander ſchon alles geſagt.

Bey dem, was man ſich verlauten ließ, merk-
te ich, daß Fraͤulein Howe, in ihrem Briefe, von
eurer Zuſammenkunft mit ihr, bey dem Obriſten
Ambroſe, Nachricht gegeben; ‒ ‒ daß ſie eurer
Erklaͤrungen gegen ſie Erwaͤhnung gethan; und
ihre Meynung eroͤffnet hatte, daß die Vermaͤh-
lung mit euch itzo nur noch das einzige Mittel
waͤre, ihr Uebel wieder gut zu machen.

Herr Hickmann hatte, wie ich ebenfalls aus
ihren Reden abnehmen konnte, im Namen der
Fraͤulein Howe bey ihr angehalten, daß ſie ſich,
bey der Ruͤckkunft ihrer Freundinn, in eines be-
nachbarten Pachters Hauſe finden laſſen moͤchte,
wo man ſaubere Zimmer zu ihrer Aufnahme in
Bereitſchaft halten wuͤrde. Sie fragte, wie lan-
ge ſie von Hauſe zu ſeyn gedaͤchten: und er gab
ihr die Nachricht, daß ſie ſich vorgenommen haͤt-
ten, nicht laͤnger als vierzehn Tage, mit der Hin-
und Herreiſe, wegzubleiben. Sie wuͤrde alſo
vielleicht Zeit haben, verſetzte ſie hierauf, den guͤ-
tigen Vorſchlag zu uͤberlegen.

Er hatte ihr von der Fraͤulein Howe Geld
angeboten: aber konnte ſie nicht bereden, etwas
anzunehmen. Kein Wunder, daß ich abſchlaͤgi-
ge Antwort bekommen hatte! Sie ſagte nur dieß
einzige, daß, wenn ſie etwas noͤthig haben ſollte,
ſie dafuͤr niemanden, als der Fraͤulein Howe, ver-
bunden ſeyn wollte.

Herr
Sechſter Theil. L l
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0535" n="529"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Er &#x017F;prach &#x017F;ehr wenig. Denn, ich glaube,<lb/>
&#x017F;ie hatten ge&#x017F;tern und heute fru&#x0364;he, ehe ich kam,<lb/>
&#x017F;ich einander &#x017F;chon alles ge&#x017F;agt.</p><lb/>
          <p>Bey dem, was man &#x017F;ich verlauten ließ, merk-<lb/>
te ich, daß Fra&#x0364;ulein Howe, in ihrem Briefe, von<lb/>
eurer Zu&#x017F;ammenkunft mit ihr, bey dem Obri&#x017F;ten<lb/>
Ambro&#x017F;e, Nachricht gegeben; &#x2012; &#x2012; daß &#x017F;ie eurer<lb/>
Erkla&#x0364;rungen gegen &#x017F;ie Erwa&#x0364;hnung gethan; und<lb/>
ihre Meynung ero&#x0364;ffnet hatte, daß die Verma&#x0364;h-<lb/>
lung mit euch itzo nur noch das einzige Mittel<lb/>
wa&#x0364;re, ihr Uebel wieder gut zu machen.</p><lb/>
          <p>Herr Hickmann hatte, wie ich ebenfalls aus<lb/>
ihren Reden abnehmen konnte, im Namen der<lb/>
Fra&#x0364;ulein Howe bey ihr angehalten, daß &#x017F;ie &#x017F;ich,<lb/>
bey der Ru&#x0364;ckkunft ihrer Freundinn, in eines be-<lb/>
nachbarten Pachters Hau&#x017F;e finden la&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;chte,<lb/>
wo man &#x017F;aubere Zimmer zu ihrer Aufnahme in<lb/>
Bereit&#x017F;chaft halten wu&#x0364;rde. Sie fragte, wie lan-<lb/>
ge &#x017F;ie von Hau&#x017F;e zu &#x017F;eyn geda&#x0364;chten: und er gab<lb/>
ihr die Nachricht, daß &#x017F;ie &#x017F;ich vorgenommen ha&#x0364;t-<lb/>
ten, nicht la&#x0364;nger als vierzehn Tage, mit der Hin-<lb/>
und Herrei&#x017F;e, wegzubleiben. Sie wu&#x0364;rde al&#x017F;o<lb/>
vielleicht Zeit haben, ver&#x017F;etzte &#x017F;ie hierauf, den gu&#x0364;-<lb/>
tigen Vor&#x017F;chlag zu u&#x0364;berlegen.</p><lb/>
          <p>Er hatte ihr von der Fra&#x0364;ulein Howe Geld<lb/>
angeboten: aber konnte &#x017F;ie nicht bereden, etwas<lb/>
anzunehmen. Kein Wunder, daß ich ab&#x017F;chla&#x0364;gi-<lb/>
ge Antwort bekommen hatte! Sie &#x017F;agte nur dieß<lb/>
einzige, daß, wenn &#x017F;ie etwas no&#x0364;thig haben &#x017F;ollte,<lb/>
&#x017F;ie dafu&#x0364;r niemanden, als der Fra&#x0364;ulein Howe, ver-<lb/>
bunden &#x017F;eyn wollte.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Sech&#x017F;ter Theil.</hi> L l</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Herr</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[529/0535] Er ſprach ſehr wenig. Denn, ich glaube, ſie hatten geſtern und heute fruͤhe, ehe ich kam, ſich einander ſchon alles geſagt. Bey dem, was man ſich verlauten ließ, merk- te ich, daß Fraͤulein Howe, in ihrem Briefe, von eurer Zuſammenkunft mit ihr, bey dem Obriſten Ambroſe, Nachricht gegeben; ‒ ‒ daß ſie eurer Erklaͤrungen gegen ſie Erwaͤhnung gethan; und ihre Meynung eroͤffnet hatte, daß die Vermaͤh- lung mit euch itzo nur noch das einzige Mittel waͤre, ihr Uebel wieder gut zu machen. Herr Hickmann hatte, wie ich ebenfalls aus ihren Reden abnehmen konnte, im Namen der Fraͤulein Howe bey ihr angehalten, daß ſie ſich, bey der Ruͤckkunft ihrer Freundinn, in eines be- nachbarten Pachters Hauſe finden laſſen moͤchte, wo man ſaubere Zimmer zu ihrer Aufnahme in Bereitſchaft halten wuͤrde. Sie fragte, wie lan- ge ſie von Hauſe zu ſeyn gedaͤchten: und er gab ihr die Nachricht, daß ſie ſich vorgenommen haͤt- ten, nicht laͤnger als vierzehn Tage, mit der Hin- und Herreiſe, wegzubleiben. Sie wuͤrde alſo vielleicht Zeit haben, verſetzte ſie hierauf, den guͤ- tigen Vorſchlag zu uͤberlegen. Er hatte ihr von der Fraͤulein Howe Geld angeboten: aber konnte ſie nicht bereden, etwas anzunehmen. Kein Wunder, daß ich abſchlaͤgi- ge Antwort bekommen hatte! Sie ſagte nur dieß einzige, daß, wenn ſie etwas noͤthig haben ſollte, ſie dafuͤr niemanden, als der Fraͤulein Howe, ver- bunden ſeyn wollte. Herr Sechſter Theil. L l

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/535
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/535>, abgerufen am 22.11.2024.