"um zehn zur Ruhe. Stehen sie nicht eher, als "frühe um sieben auf. Nehmen sie in Wasser "abgekochte Habergrütze, oder eine Milchsuppe, "oder schwache Brühen zu ihrem Frühstücke; "zum Mittagsessen alles, wozu sie Lust haben, "wenn sie nur essen wollen; des Nachmittags "ein Schälchen Thee mit Milch; und zum "Abendessen eine leichte Speise. Jch will mein "Leben für das ihrige geben, wo diese Ordnung, "nebst der freyen Luft auf dem Lande einen Mo- "nat über, sie nicht wieder zu rechte bringen "wird."
Wir waren sehr vergnügt mit der uneigen- nützigen Fürschrift dieses rechtschaffenen Man- nes: und sie sagte, in Beziehung auf ihre Wär- terinn, welche für sie Gewähr leistete: Haben sie die Güte, Herr Hickmann, der Fräulein Ho- we zu vermelden, in was für guten Händen ich bin. Was aber die gütige Verordnung dieses Herrn betrifft: so versichern sie dieselbe, daß ich alles thun und nach meinem äußersten Vermö- gen thun will, was ich ihr in dem längsten von meinen beyden letzten Briefen, meiner Gesund- heit wegen, versprochen habe. Jch habe mich gegen Fräulein Howe verbindlich gemacht, mein Herr, sprach sie zu Herrn Goddard, ich habe mich verbindlich gemacht, mein Herr, zu mir, daß ich alle freywillige Verwahrlosung meiden will. Es würde ein nicht zu verzeihender Fehler seyn, wenn ich es nicht thäte, und sich sehr schlecht zu dem guten Namen, den ich gern verdienen möchte,
oder
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„um zehn zur Ruhe. Stehen ſie nicht eher, als „fruͤhe um ſieben auf. Nehmen ſie in Waſſer „abgekochte Habergruͤtze, oder eine Milchſuppe, „oder ſchwache Bruͤhen zu ihrem Fruͤhſtuͤcke; „zum Mittagseſſen alles, wozu ſie Luſt haben, „wenn ſie nur eſſen wollen; des Nachmittags „ein Schaͤlchen Thee mit Milch; und zum „Abendeſſen eine leichte Speiſe. Jch will mein „Leben fuͤr das ihrige geben, wo dieſe Ordnung, „nebſt der freyen Luft auf dem Lande einen Mo- „nat uͤber, ſie nicht wieder zu rechte bringen „wird.“
Wir waren ſehr vergnuͤgt mit der uneigen- nuͤtzigen Fuͤrſchrift dieſes rechtſchaffenen Man- nes: und ſie ſagte, in Beziehung auf ihre Waͤr- terinn, welche fuͤr ſie Gewaͤhr leiſtete: Haben ſie die Guͤte, Herr Hickmann, der Fraͤulein Ho- we zu vermelden, in was fuͤr guten Haͤnden ich bin. Was aber die guͤtige Verordnung dieſes Herrn betrifft: ſo verſichern ſie dieſelbe, daß ich alles thun und nach meinem aͤußerſten Vermoͤ- gen thun will, was ich ihr in dem laͤngſten von meinen beyden letzten Briefen, meiner Geſund- heit wegen, verſprochen habe. Jch habe mich gegen Fraͤulein Howe verbindlich gemacht, mein Herr, ſprach ſie zu Herrn Goddard, ich habe mich verbindlich gemacht, mein Herr, zu mir, daß ich alle freywillige Verwahrloſung meiden will. Es wuͤrde ein nicht zu verzeihender Fehler ſeyn, wenn ich es nicht thaͤte, und ſich ſehr ſchlecht zu dem guten Namen, den ich gern verdienen moͤchte,
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„oder ſchwache Bruͤhen zu ihrem Fruͤhſtuͤcke;
„zum Mittagseſſen alles, wozu ſie Luſt haben,
„wenn ſie nur eſſen wollen; des Nachmittags
„ein Schaͤlchen Thee mit Milch; und zum
„Abendeſſen eine leichte Speiſe. Jch will mein
„Leben fuͤr das ihrige geben, wo dieſe Ordnung,
„nebſt der freyen Luft auf dem Lande einen Mo-
„nat uͤber, ſie nicht wieder zu rechte bringen
„wird.“
Wir waren ſehr vergnuͤgt mit der uneigen-
nuͤtzigen Fuͤrſchrift dieſes rechtſchaffenen Man-
nes: und ſie ſagte, in Beziehung auf ihre Waͤr-
terinn, welche fuͤr ſie Gewaͤhr leiſtete: Haben
ſie die Guͤte, Herr Hickmann, der Fraͤulein Ho-
we zu vermelden, in was fuͤr guten Haͤnden ich
bin. Was aber die guͤtige Verordnung dieſes
Herrn betrifft: ſo verſichern ſie dieſelbe, daß ich
alles thun und nach meinem aͤußerſten Vermoͤ-
gen thun will, was ich ihr in dem laͤngſten von
meinen beyden letzten Briefen, meiner Geſund-
heit wegen, verſprochen habe. Jch habe mich
gegen Fraͤulein Howe verbindlich gemacht, mein
Herr, ſprach ſie zu Herrn Goddard, ich habe mich
verbindlich gemacht, mein Herr, zu mir, daß ich
alle freywillige Verwahrloſung meiden will. Es
wuͤrde ein nicht zu verzeihender Fehler ſeyn, wenn
ich es nicht thaͤte, und ſich ſehr ſchlecht zu dem
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/537>, abgerufen am 22.11.2024.
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