Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



oder zu der Fassung des Gemüths, zu der ich
gern nach diesem von meinen Freunden vermö-
gend geachtet seyn wollte, schicken.

Herr Hickmann und ich gingen nachher auf
ein Caffeehaus in der Nachbarschaft. Er gab
mir einige Nachricht von eurem Betragen auf
dem Balle Montag Abends, und von eurem Be-
zeigen gegen ihn in der Unterhandlung, die ihr
vor der Zeit mit ihm hatte. Er stellte das letz-
tere auf eine vortheilhaftere Art vor, als ihr selbst
gethan habt: und gleichwohl sagte er mit großer
Freyheit, aber auch mit der einem Cavallier an-
ständigen Höflichkeit, seine Meynung von euch.

Er erzählte mir, wie fest sich die Fräulein
entschlossen hätte, euch nicht zu heyrathen. Sie
hätte sich heute frühe hingesetzt, der Fräulein Ho-
we auf den Brief, welchen er gebracht, eine Ant-
wort zu schreiben. Er sollte dieselbe um zwölfe
abfordern, weil sie beynahe schon fertig gewesen
wäre, ehe er zum Frühstück zu ihr gekommen
wäre. Er hätte sich aber vorgenommen, sich
um drey Uhr auf den Rückweg zu begeben.

Er erzählte mir ferner, die Fräulein Howe,
ihre Mutter und er, würden ihre kleine Reise
nach der Jnsel Wight am künftigen Montage
vornehmen. Allein er müßte den schlechten Zu-
stand der Gesundheit, worinn sich Fräulein Har-
lowe befände, auf das vortheilhafteste vorstellen:
sonst würden sie in ihrer Entfernung von Hause
sehr unruhig seyn. Er bezeugte sein Vergnügen
darüber, daß er die Fräulein in so guten Händen

fände,



oder zu der Faſſung des Gemuͤths, zu der ich
gern nach dieſem von meinen Freunden vermoͤ-
gend geachtet ſeyn wollte, ſchicken.

Herr Hickmann und ich gingen nachher auf
ein Caffeehaus in der Nachbarſchaft. Er gab
mir einige Nachricht von eurem Betragen auf
dem Balle Montag Abends, und von eurem Be-
zeigen gegen ihn in der Unterhandlung, die ihr
vor der Zeit mit ihm hatte. Er ſtellte das letz-
tere auf eine vortheilhaftere Art vor, als ihr ſelbſt
gethan habt: und gleichwohl ſagte er mit großer
Freyheit, aber auch mit der einem Cavallier an-
ſtaͤndigen Hoͤflichkeit, ſeine Meynung von euch.

Er erzaͤhlte mir, wie feſt ſich die Fraͤulein
entſchloſſen haͤtte, euch nicht zu heyrathen. Sie
haͤtte ſich heute fruͤhe hingeſetzt, der Fraͤulein Ho-
we auf den Brief, welchen er gebracht, eine Ant-
wort zu ſchreiben. Er ſollte dieſelbe um zwoͤlfe
abfordern, weil ſie beynahe ſchon fertig geweſen
waͤre, ehe er zum Fruͤhſtuͤck zu ihr gekommen
waͤre. Er haͤtte ſich aber vorgenommen, ſich
um drey Uhr auf den Ruͤckweg zu begeben.

Er erzaͤhlte mir ferner, die Fraͤulein Howe,
ihre Mutter und er, wuͤrden ihre kleine Reiſe
nach der Jnſel Wight am kuͤnftigen Montage
vornehmen. Allein er muͤßte den ſchlechten Zu-
ſtand der Geſundheit, worinn ſich Fraͤulein Har-
lowe befaͤnde, auf das vortheilhafteſte vorſtellen:
ſonſt wuͤrden ſie in ihrer Entfernung von Hauſe
ſehr unruhig ſeyn. Er bezeugte ſein Vergnuͤgen
daruͤber, daß er die Fraͤulein in ſo guten Haͤnden

faͤnde,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0538" n="532"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
oder zu der Fa&#x017F;&#x017F;ung des Gemu&#x0364;ths, zu der ich<lb/>
gern nach die&#x017F;em von meinen Freunden vermo&#x0364;-<lb/>
gend geachtet &#x017F;eyn wollte, &#x017F;chicken.</p><lb/>
          <p>Herr Hickmann und ich gingen nachher auf<lb/>
ein Caffeehaus in der Nachbar&#x017F;chaft. Er gab<lb/>
mir einige Nachricht von eurem Betragen auf<lb/>
dem Balle Montag Abends, und von eurem Be-<lb/>
zeigen gegen ihn in der Unterhandlung, die ihr<lb/>
vor der Zeit mit ihm hatte. Er &#x017F;tellte das letz-<lb/>
tere auf eine vortheilhaftere Art vor, als ihr &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
gethan habt: und gleichwohl &#x017F;agte er mit großer<lb/>
Freyheit, aber auch mit der einem Cavallier an-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigen Ho&#x0364;flichkeit, &#x017F;eine Meynung von euch.</p><lb/>
          <p>Er erza&#x0364;hlte mir, wie fe&#x017F;t &#x017F;ich die Fra&#x0364;ulein<lb/>
ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte, euch nicht zu heyrathen. Sie<lb/>
ha&#x0364;tte &#x017F;ich heute fru&#x0364;he hinge&#x017F;etzt, der Fra&#x0364;ulein Ho-<lb/>
we auf den Brief, welchen er gebracht, eine Ant-<lb/>
wort zu &#x017F;chreiben. Er &#x017F;ollte die&#x017F;elbe um zwo&#x0364;lfe<lb/>
abfordern, weil &#x017F;ie beynahe &#x017F;chon fertig gewe&#x017F;en<lb/>
wa&#x0364;re, ehe er zum Fru&#x0364;h&#x017F;tu&#x0364;ck zu ihr gekommen<lb/>
wa&#x0364;re. Er ha&#x0364;tte &#x017F;ich aber vorgenommen, &#x017F;ich<lb/>
um drey Uhr auf den Ru&#x0364;ckweg zu begeben.</p><lb/>
          <p>Er erza&#x0364;hlte mir ferner, die Fra&#x0364;ulein Howe,<lb/>
ihre Mutter und er, wu&#x0364;rden ihre kleine Rei&#x017F;e<lb/>
nach der Jn&#x017F;el Wight am ku&#x0364;nftigen Montage<lb/>
vornehmen. Allein er mu&#x0364;ßte den &#x017F;chlechten Zu-<lb/>
&#x017F;tand der Ge&#x017F;undheit, worinn &#x017F;ich Fra&#x0364;ulein Har-<lb/>
lowe befa&#x0364;nde, auf das vortheilhafte&#x017F;te vor&#x017F;tellen:<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t wu&#x0364;rden &#x017F;ie in ihrer Entfernung von Hau&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ehr unruhig &#x017F;eyn. Er bezeugte &#x017F;ein Vergnu&#x0364;gen<lb/>
daru&#x0364;ber, daß er die Fra&#x0364;ulein in &#x017F;o guten Ha&#x0364;nden<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fa&#x0364;nde,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[532/0538] oder zu der Faſſung des Gemuͤths, zu der ich gern nach dieſem von meinen Freunden vermoͤ- gend geachtet ſeyn wollte, ſchicken. Herr Hickmann und ich gingen nachher auf ein Caffeehaus in der Nachbarſchaft. Er gab mir einige Nachricht von eurem Betragen auf dem Balle Montag Abends, und von eurem Be- zeigen gegen ihn in der Unterhandlung, die ihr vor der Zeit mit ihm hatte. Er ſtellte das letz- tere auf eine vortheilhaftere Art vor, als ihr ſelbſt gethan habt: und gleichwohl ſagte er mit großer Freyheit, aber auch mit der einem Cavallier an- ſtaͤndigen Hoͤflichkeit, ſeine Meynung von euch. Er erzaͤhlte mir, wie feſt ſich die Fraͤulein entſchloſſen haͤtte, euch nicht zu heyrathen. Sie haͤtte ſich heute fruͤhe hingeſetzt, der Fraͤulein Ho- we auf den Brief, welchen er gebracht, eine Ant- wort zu ſchreiben. Er ſollte dieſelbe um zwoͤlfe abfordern, weil ſie beynahe ſchon fertig geweſen waͤre, ehe er zum Fruͤhſtuͤck zu ihr gekommen waͤre. Er haͤtte ſich aber vorgenommen, ſich um drey Uhr auf den Ruͤckweg zu begeben. Er erzaͤhlte mir ferner, die Fraͤulein Howe, ihre Mutter und er, wuͤrden ihre kleine Reiſe nach der Jnſel Wight am kuͤnftigen Montage vornehmen. Allein er muͤßte den ſchlechten Zu- ſtand der Geſundheit, worinn ſich Fraͤulein Har- lowe befaͤnde, auf das vortheilhafteſte vorſtellen: ſonſt wuͤrden ſie in ihrer Entfernung von Hauſe ſehr unruhig ſeyn. Er bezeugte ſein Vergnuͤgen daruͤber, daß er die Fraͤulein in ſo guten Haͤnden faͤnde,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/538
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/538>, abgerufen am 17.09.2024.