gegenwärtiges, oder durch einen andern Weg, den Sie am bequemsten finden, den würdigen Fräuleins, weiche sich zum Behuf ihres Ver- wandten an Sie gewendet haben, zu vermelden, daß ich zwar für ihre edelmüthige Meynung von mir unendlich ver bunden sey, aber dennoch nicht einwilligen könne, Herrn Lovelacens vielfältige Uebertretungen aller sittlichen Gesetze, so zu sa- gen, für rechtmäßig zu erklären, und durch eine Verbindung mit einem Menschen, durch des- sen vorsetzliche Beleidigungen, in einer langen Folge von den niederträchtigsten Ränken, ich al- le meine zeitliche Hoffnung verlohren habe, auch meine künftige Glückseligkeit in Gefahr zu setzen.
Er muß gewiß selbst, wenn er seine eigne Handlungen überleget, der Gerechtigkeit so wohl als der Anständigkeit meiner Entschließung Zeug- niß geben. Die Fräuleins, darf ich sagen, wür- den es thun, wenn sie den ganzen Verlauf von meinem unglücklichen Schicksal wüßten.
Haben Sie die Güte, ihnen zu eröffnen, daß ich mich selbst betrüge: wofern mein Vorsatz in diesem Stücke nicht vielmehr aus gutem Grund- sätzen, als aus einer Leidenschaft, fließet; so undankbar, ja gar unmenschlich er auch mit ihr umgegangen ist. Jch kann von der Wahrheit dieser Versicherung keinen stärkern Beweis ge- ben, als wenn ich mich erkläre, daß ich ihm ver- geben kann und will; unter dieser einzigen und
leich-
gegenwaͤrtiges, oder durch einen andern Weg, den Sie am bequemſten finden, den wuͤrdigen Fraͤuleins, weiche ſich zum Behuf ihres Ver- wandten an Sie gewendet haben, zu vermelden, daß ich zwar fuͤr ihre edelmuͤthige Meynung von mir unendlich ver bunden ſey, aber dennoch nicht einwilligen koͤnne, Herrn Lovelacens vielfaͤltige Uebertretungen aller ſittlichen Geſetze, ſo zu ſa- gen, fuͤr rechtmaͤßig zu erklaͤren, und durch eine Verbindung mit einem Menſchen, durch deſ- ſen vorſetzliche Beleidigungen, in einer langen Folge von den niedertraͤchtigſten Raͤnken, ich al- le meine zeitliche Hoffnung verlohren habe, auch meine kuͤnftige Gluͤckſeligkeit in Gefahr zu ſetzen.
Er muß gewiß ſelbſt, wenn er ſeine eigne Handlungen uͤberleget, der Gerechtigkeit ſo wohl als der Anſtaͤndigkeit meiner Entſchließung Zeug- niß geben. Die Fraͤuleins, darf ich ſagen, wuͤr- den es thun, wenn ſie den ganzen Verlauf von meinem ungluͤcklichen Schickſal wuͤßten.
Haben Sie die Guͤte, ihnen zu eroͤffnen, daß ich mich ſelbſt betruͤge: wofern mein Vorſatz in dieſem Stuͤcke nicht vielmehr aus gutem Grund- ſaͤtzen, als aus einer Leidenſchaft, fließet; ſo undankbar, ja gar unmenſchlich er auch mit ihr umgegangen iſt. Jch kann von der Wahrheit dieſer Verſicherung keinen ſtaͤrkern Beweis ge- ben, als wenn ich mich erklaͤre, daß ich ihm ver- geben kann und will; unter dieſer einzigen und
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gegenwaͤrtiges, oder durch einen andern Weg,
den Sie am bequemſten finden, den wuͤrdigen
Fraͤuleins, weiche ſich zum Behuf ihres Ver-
wandten an Sie gewendet haben, zu vermelden,
daß ich zwar fuͤr ihre edelmuͤthige Meynung von
mir unendlich ver bunden ſey, aber dennoch nicht
einwilligen koͤnne, Herrn Lovelacens vielfaͤltige
Uebertretungen aller ſittlichen Geſetze, ſo zu ſa-
gen, fuͤr rechtmaͤßig zu erklaͤren, und durch
eine Verbindung mit einem Menſchen, durch deſ-
ſen vorſetzliche Beleidigungen, in einer langen
Folge von den niedertraͤchtigſten Raͤnken, ich al-
le meine zeitliche Hoffnung verlohren habe, auch
meine kuͤnftige Gluͤckſeligkeit in Gefahr zu
ſetzen.
Er muß gewiß ſelbſt, wenn er ſeine eigne
Handlungen uͤberleget, der Gerechtigkeit ſo wohl
als der Anſtaͤndigkeit meiner Entſchließung Zeug-
niß geben. Die Fraͤuleins, darf ich ſagen, wuͤr-
den es thun, wenn ſie den ganzen Verlauf von
meinem ungluͤcklichen Schickſal wuͤßten.
Haben Sie die Guͤte, ihnen zu eroͤffnen, daß
ich mich ſelbſt betruͤge: wofern mein Vorſatz in
dieſem Stuͤcke nicht vielmehr aus gutem Grund-
ſaͤtzen, als aus einer Leidenſchaft, fließet; ſo
undankbar, ja gar unmenſchlich er auch mit ihr
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/576>, abgerufen am 22.11.2024.
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