Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



schuldete Bosheit gegen ein armes Frauenzimmer,
das durch seine grausame Ränke aller Freunde
beraubet ist, endigen wird.

Jch schließe mit meinem gehorsamen Dank
für Jhrer Gnaden vortheilhafte Meynung von
mir, und mit der Versicherung, daß ich, so lan-
ge mir noch das Leben gegönnet wird, allezeit
seyn werde

Jhrer Gnaden dankbare und verpflich-
tete Dienerinn
Clarissa Harlowe.


Der vierzehnte Brief
von
Fräulein Clarissa Harlowe an Frau
Norton.

Wie gütig meine geliebte Fr. Norton, wie
gütig lindern Sie die Angst eines bluten-
den Herzens! Gewiß Sie sind meine rechte
Mutter. Jch muß durch ein unbegreifliches
Versehen in eine Familie untergeschoben seyn,
die mich, nachdem sie neulich den Betrug entde-
cket, oder wenigstens einen Argwohn davon be-
kommen hat, mit einem solchen Unwillen, als ei-
ne solche Entdeckung gewiß versprechen wird,
aus ihrer aller Herzen verbannet hat.

O! wäre ich doch in der That Jhr eignes
Kind gewesen! Wäre ich doch nur dazu gebohren

worden,



ſchuldete Bosheit gegen ein armes Frauenzimmer,
das durch ſeine grauſame Raͤnke aller Freunde
beraubet iſt, endigen wird.

Jch ſchließe mit meinem gehorſamen Dank
fuͤr Jhrer Gnaden vortheilhafte Meynung von
mir, und mit der Verſicherung, daß ich, ſo lan-
ge mir noch das Leben gegoͤnnet wird, allezeit
ſeyn werde

Jhrer Gnaden dankbare und verpflich-
tete Dienerinn
Clariſſa Harlowe.


Der vierzehnte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Frau
Norton.

Wie guͤtig meine geliebte Fr. Norton, wie
guͤtig lindern Sie die Angſt eines bluten-
den Herzens! Gewiß Sie ſind meine rechte
Mutter. Jch muß durch ein unbegreifliches
Verſehen in eine Familie untergeſchoben ſeyn,
die mich, nachdem ſie neulich den Betrug entde-
cket, oder wenigſtens einen Argwohn davon be-
kommen hat, mit einem ſolchen Unwillen, als ei-
ne ſolche Entdeckung gewiß verſprechen wird,
aus ihrer aller Herzen verbannet hat.

O! waͤre ich doch in der That Jhr eignes
Kind geweſen! Waͤre ich doch nur dazu gebohren

worden,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0060" n="54"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;chuldete Bosheit gegen ein armes Frauenzimmer,<lb/>
das durch &#x017F;eine grau&#x017F;ame Ra&#x0364;nke aller Freunde<lb/>
beraubet i&#x017F;t, endigen wird.</p><lb/>
          <p>Jch &#x017F;chließe mit meinem gehor&#x017F;amen Dank<lb/>
fu&#x0364;r Jhrer Gnaden vortheilhafte Meynung von<lb/>
mir, und mit der Ver&#x017F;icherung, daß ich, &#x017F;o lan-<lb/>
ge mir noch das Leben gego&#x0364;nnet wird, allezeit<lb/>
&#x017F;eyn werde</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Jhrer Gnaden dankbare und verpflich-<lb/>
tete Dienerinn<lb/><hi rendition="#fr">Clari&#x017F;&#x017F;a Harlowe.</hi></hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der vierzehnte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein Clari&#x017F;&#x017F;a Harlowe an Frau<lb/>
Norton.</hi></head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Sonntags Abends, den 2ten Jul.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>ie gu&#x0364;tig meine geliebte Fr. Norton, wie<lb/>
gu&#x0364;tig lindern Sie die Ang&#x017F;t eines bluten-<lb/>
den Herzens! Gewiß Sie &#x017F;ind meine rechte<lb/>
Mutter. Jch muß durch ein unbegreifliches<lb/>
Ver&#x017F;ehen in eine Familie unterge&#x017F;choben &#x017F;eyn,<lb/>
die mich, nachdem &#x017F;ie neulich den Betrug entde-<lb/>
cket, oder wenig&#x017F;tens einen Argwohn davon be-<lb/>
kommen hat, mit einem &#x017F;olchen Unwillen, als ei-<lb/>
ne &#x017F;olche Entdeckung gewiß ver&#x017F;prechen wird,<lb/>
aus ihrer aller Herzen verbannet hat.</p><lb/>
          <p>O! wa&#x0364;re ich doch in der That Jhr eignes<lb/>
Kind gewe&#x017F;en! Wa&#x0364;re ich doch nur dazu gebohren<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">worden,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0060] ſchuldete Bosheit gegen ein armes Frauenzimmer, das durch ſeine grauſame Raͤnke aller Freunde beraubet iſt, endigen wird. Jch ſchließe mit meinem gehorſamen Dank fuͤr Jhrer Gnaden vortheilhafte Meynung von mir, und mit der Verſicherung, daß ich, ſo lan- ge mir noch das Leben gegoͤnnet wird, allezeit ſeyn werde Jhrer Gnaden dankbare und verpflich- tete Dienerinn Clariſſa Harlowe. Der vierzehnte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Frau Norton. Sonntags Abends, den 2ten Jul. Wie guͤtig meine geliebte Fr. Norton, wie guͤtig lindern Sie die Angſt eines bluten- den Herzens! Gewiß Sie ſind meine rechte Mutter. Jch muß durch ein unbegreifliches Verſehen in eine Familie untergeſchoben ſeyn, die mich, nachdem ſie neulich den Betrug entde- cket, oder wenigſtens einen Argwohn davon be- kommen hat, mit einem ſolchen Unwillen, als ei- ne ſolche Entdeckung gewiß verſprechen wird, aus ihrer aller Herzen verbannet hat. O! waͤre ich doch in der That Jhr eignes Kind geweſen! Waͤre ich doch nur dazu gebohren worden,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/60
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/60>, abgerufen am 24.11.2024.