sprüche in Ansehung desselben, zu eines jeden Vor- theil, den sie zu bestimmen Belieben tragen wird, Verzicht thun wolle, wofern sie das Leben ohne Erben aufgiebet - - Jch bin kein so niederträch- tiger Kerl, daß ich mich irgend pöbelhafter Ab- sichten auf ihr Vermögen schuldig machen sollte. Laß sie dann für sich selbst urtheilen, ob es ihrer Ehre nicht gemäß sey, vielmehr wie eine Lovela- cen, als wie eine Harlowe, diese Welt zu verlassen?
Aber denke nicht, daß ich eine Sache, die mir so nahe am Herzen liegt, ganz auf einen Fürspre- cher ankommen lassen werde, der die Gegenpartey so viel mehr bewundert, als seine eigne Partey. Jch will in wenigen Tagen nach London gehen, damit ich mich selbst zu ihren Füßen werfen kön- ne. Jch will einen unerschrocknen wohlvor- bereiteten Pfarrer mitbringen oder zur Hand haben: und die Trauung soll vollzogen werden; es mag daraus erfolgen, was da will.
Allein wo sie mir erlauben will, zu diesem Ende in eine von denen Kirchen zu ihr zu kom- men, welche in dem Trauschein, den sie bey sich behalten, und, dem Himmel sey Dank! mir mit meinen Briefen nicht zurückgeschicket hat, benannt sind: so will ich sie nicht beunruhigen, sondern vor dem Altar in einer von den beyden Kirchen mit ihr zusammen kommen, und mich verbinden, meine beyden Basen mitzubringen, daß sie ihr aufwarten, und selbst die Lady Sarah und Lady Elisabeth und meinen Lord M. in Person, damit sie mir ihre Hand gebe.
Oder,
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ſpruͤche in Anſehung deſſelben, zu eines jeden Vor- theil, den ſie zu beſtimmen Belieben tragen wird, Verzicht thun wolle, wofern ſie das Leben ohne Erben aufgiebet ‒ ‒ Jch bin kein ſo niedertraͤch- tiger Kerl, daß ich mich irgend poͤbelhafter Ab- ſichten auf ihr Vermoͤgen ſchuldig machen ſollte. Laß ſie dann fuͤr ſich ſelbſt urtheilen, ob es ihrer Ehre nicht gemaͤß ſey, vielmehr wie eine Lovela- cen, als wie eine Harlowe, dieſe Welt zu verlaſſen?
Aber denke nicht, daß ich eine Sache, die mir ſo nahe am Herzen liegt, ganz auf einen Fuͤrſpre- cher ankommen laſſen werde, der die Gegenpartey ſo viel mehr bewundert, als ſeine eigne Partey. Jch will in wenigen Tagen nach London gehen, damit ich mich ſelbſt zu ihren Fuͤßen werfen koͤn- ne. Jch will einen unerſchrocknen wohlvor- bereiteten Pfarrer mitbringen oder zur Hand haben: und die Trauung ſoll vollzogen werden; es mag daraus erfolgen, was da will.
Allein wo ſie mir erlauben will, zu dieſem Ende in eine von denen Kirchen zu ihr zu kom- men, welche in dem Trauſchein, den ſie bey ſich behalten, und, dem Himmel ſey Dank! mir mit meinen Briefen nicht zuruͤckgeſchicket hat, benannt ſind: ſo will ich ſie nicht beunruhigen, ſondern vor dem Altar in einer von den beyden Kirchen mit ihr zuſammen kommen, und mich verbinden, meine beyden Baſen mitzubringen, daß ſie ihr aufwarten, und ſelbſt die Lady Sarah und Lady Eliſabeth und meinen Lord M. in Perſon, damit ſie mir ihre Hand gebe.
Oder,
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ſpruͤche in Anſehung deſſelben, zu eines jeden Vor-
theil, den ſie zu beſtimmen Belieben tragen wird,
Verzicht thun wolle, wofern ſie das Leben ohne
Erben aufgiebet ‒ ‒ Jch bin kein ſo niedertraͤch-
tiger Kerl, daß ich mich irgend poͤbelhafter Ab-
ſichten auf ihr Vermoͤgen ſchuldig machen ſollte.
Laß ſie dann fuͤr ſich ſelbſt urtheilen, ob es ihrer
Ehre nicht gemaͤß ſey, vielmehr wie eine Lovela-
cen, als wie eine Harlowe, dieſe Welt zu verlaſſen?
Aber denke nicht, daß ich eine Sache, die mir
ſo nahe am Herzen liegt, ganz auf einen Fuͤrſpre-
cher ankommen laſſen werde, der die Gegenpartey
ſo viel mehr bewundert, als ſeine eigne Partey.
Jch will in wenigen Tagen nach London gehen,
damit ich mich ſelbſt zu ihren Fuͤßen werfen koͤn-
ne. Jch will einen unerſchrocknen wohlvor-
bereiteten Pfarrer mitbringen oder zur Hand
haben: und die Trauung ſoll vollzogen werden;
es mag daraus erfolgen, was da will.
Allein wo ſie mir erlauben will, zu dieſem
Ende in eine von denen Kirchen zu ihr zu kom-
men, welche in dem Trauſchein, den ſie bey ſich
behalten, und, dem Himmel ſey Dank! mir mit
meinen Briefen nicht zuruͤckgeſchicket hat, benannt
ſind: ſo will ich ſie nicht beunruhigen, ſondern
vor dem Altar in einer von den beyden Kirchen
mit ihr zuſammen kommen, und mich verbinden,
meine beyden Baſen mitzubringen, daß ſie ihr
aufwarten, und ſelbſt die Lady Sarah und Lady
Eliſabeth und meinen Lord M. in Perſon, damit
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/669>, abgerufen am 22.11.2024.
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