verboten haben, nicht in ihre Zimmer zu kommen, gleichwie ich ihnen untersagt habe, nicht in meine zu treten. Auf die Art halte ich sie alle gefan- gen. Artige Hunde und Hündinnen, die Lerm machen, und mich anbellen, und doch, wenn ich mich sehen lasse, sich scheuen aus ihren Hütten nur eben hervorzukommen; oder wo sie außen sind, ehe sie mich sehen, bey meinem Anblick knorren, und mit hangenden Ohren, herumfliegenden Wammen am Halse, und bebenden und einwärts gebognen Schwänzen, wieder hinein laufen.
Unterdessen da ich so tapfer mit Käfern, Hummeln, Wespen, und Hornissen Krieg führe; und aus Wuth über eine verachtete Liebe ganz in Feuer bin: thust du dir mit deiner Kaltsinnigkeit etwas zu gute, und gehst in deinem Anschlage fromm zu werden und in deinem Frohlocken über mein Unglück fort.
Der Teufel hole dich, als einen unempfindli- chen Kloß von einem Kerl. Jch habe nicht mehr Gedult mit dir, als mit der Fräulein. Denn du weißt nichts von Liebe oder Freundschaft: son- dern dist zu der einen so ungeschickt, als der an- dern unwürdig; sonst würdest du dich nicht, wie du unter dem seltsamen Bezeigen des Mit- leidens thust, über meine fehlgeschlagene Hoff- nung freuen.
Du bist ein artiger Kerl! nicht wahr? daß du dich anheischig machst, ihr einige Stellen aus meinen Briefen, die im Vertrauen an dich ge- schrieben sind, abzuschreiben! Aus Briefen von
der
Sechster Theil. Y y
verboten haben, nicht in ihre Zimmer zu kommen, gleichwie ich ihnen unterſagt habe, nicht in meine zu treten. Auf die Art halte ich ſie alle gefan- gen. Artige Hunde und Huͤndinnen, die Lerm machen, und mich anbellen, und doch, wenn ich mich ſehen laſſe, ſich ſcheuen aus ihren Huͤtten nur eben hervorzukommen; oder wo ſie außen ſind, ehe ſie mich ſehen, bey meinem Anblick knorren, und mit hangenden Ohren, herumfliegenden Wammen am Halſe, und bebenden und einwaͤrts gebognen Schwaͤnzen, wieder hinein laufen.
Unterdeſſen da ich ſo tapfer mit Kaͤfern, Hummeln, Wespen, und Horniſſen Krieg fuͤhre; und aus Wuth uͤber eine verachtete Liebe ganz in Feuer bin: thuſt du dir mit deiner Kaltſinnigkeit etwas zu gute, und gehſt in deinem Anſchlage fromm zu werden und in deinem Frohlocken uͤber mein Ungluͤck fort.
Der Teufel hole dich, als einen unempfindli- chen Kloß von einem Kerl. Jch habe nicht mehr Gedult mit dir, als mit der Fraͤulein. Denn du weißt nichts von Liebe oder Freundſchaft: ſon- dern diſt zu der einen ſo ungeſchickt, als der an- dern unwuͤrdig; ſonſt wuͤrdeſt du dich nicht, wie du unter dem ſeltſamen Bezeigen des Mit- leidens thuſt, uͤber meine fehlgeſchlagene Hoff- nung freuen.
Du biſt ein artiger Kerl! nicht wahr? daß du dich anheiſchig machſt, ihr einige Stellen aus meinen Briefen, die im Vertrauen an dich ge- ſchrieben ſind, abzuſchreiben! Aus Briefen von
der
Sechſter Theil. Y y
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verboten haben, nicht in ihre Zimmer zu kommen,
gleichwie ich ihnen unterſagt habe, nicht in meine
zu treten. Auf die Art halte ich ſie alle gefan-
gen. Artige Hunde und Huͤndinnen, die Lerm
machen, und mich anbellen, und doch, wenn ich
mich ſehen laſſe, ſich ſcheuen aus ihren Huͤtten nur
eben hervorzukommen; oder wo ſie außen ſind,
ehe ſie mich ſehen, bey meinem Anblick knorren,
und mit hangenden Ohren, herumfliegenden
Wammen am Halſe, und bebenden und einwaͤrts
gebognen Schwaͤnzen, wieder hinein laufen.
Unterdeſſen da ich ſo tapfer mit Kaͤfern,
Hummeln, Wespen, und Horniſſen Krieg fuͤhre;
und aus Wuth uͤber eine verachtete Liebe ganz in
Feuer bin: thuſt du dir mit deiner Kaltſinnigkeit
etwas zu gute, und gehſt in deinem Anſchlage
fromm zu werden und in deinem Frohlocken uͤber
mein Ungluͤck fort.
Der Teufel hole dich, als einen unempfindli-
chen Kloß von einem Kerl. Jch habe nicht mehr
Gedult mit dir, als mit der Fraͤulein. Denn
du weißt nichts von Liebe oder Freundſchaft: ſon-
dern diſt zu der einen ſo ungeſchickt, als der an-
dern unwuͤrdig; ſonſt wuͤrdeſt du dich nicht, wie
du unter dem ſeltſamen Bezeigen des Mit-
leidens thuſt, uͤber meine fehlgeſchlagene Hoff-
nung freuen.
Du biſt ein artiger Kerl! nicht wahr? daß
du dich anheiſchig machſt, ihr einige Stellen aus
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 705. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/711>, abgerufen am 22.11.2024.
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