welcher sie größtentheils die Herzhaftigkeit und Großmuth zu danken hat, mit der sie ihre unver- diente Verfolgungen erträget.
Geistliche Betrachtung. Die armen Sterblichen, als die Ursache ihres eignen Jammers.
Sage du nicht: Es ist durch den Herrn ge- schehen, daß ich dahin gefallen bin. Denn du solltest das nicht thun, was er hasset.
Sage du nicht: Er hat verursachet, daß ich geirret habe. Denn er braucht den Sün- der nicht.
Er hat den Menschen selbst anfangs ge- macht, und ihn seinen eignen Anschlägen über- lassen;
Die Gebote zu halten, wo du willst, und angenehme Treue zu beweisen.
Er hat dir Feuer und Wasser vorgestellt. Recke deine Hand aus, zu welchem von bey- den du willst.
Er hat keinem Menschen befohlen, Böses zu thun; auch keinem Freyheit gegeben, zu sün- digen.
Und nun, Herr, was ist meine Hoffnung? Wahrlich, meine Hoffnung ist allein in dir.
Errette mich von allen meinen Uebertretun- gen, und mache mich nicht zu einem Anlauf für den Thoren.
Wenn
welcher ſie groͤßtentheils die Herzhaftigkeit und Großmuth zu danken hat, mit der ſie ihre unver- diente Verfolgungen ertraͤget.
Geiſtliche Betrachtung. Die armen Sterblichen, als die Urſache ihres eignen Jammers.
Sage du nicht: Es iſt durch den Herrn ge- ſchehen, daß ich dahin gefallen bin. Denn du ſollteſt das nicht thun, was er haſſet.
Sage du nicht: Er hat verurſachet, daß ich geirret habe. Denn er braucht den Suͤn- der nicht.
Er hat den Menſchen ſelbſt anfangs ge- macht, und ihn ſeinen eignen Anſchlaͤgen uͤber- laſſen;
Die Gebote zu halten, wo du willſt, und angenehme Treue zu beweiſen.
Er hat dir Feuer und Waſſer vorgeſtellt. Recke deine Hand aus, zu welchem von bey- den du willſt.
Er hat keinem Menſchen befohlen, Boͤſes zu thun; auch keinem Freyheit gegeben, zu ſuͤn- digen.
Und nun, Herr, was iſt meine Hoffnung? Wahrlich, meine Hoffnung iſt allein in dir.
Errette mich von allen meinen Uebertretun- gen, und mache mich nicht zu einem Anlauf fuͤr den Thoren.
Wenn
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welcher ſie groͤßtentheils die Herzhaftigkeit und
Großmuth zu danken hat, mit der ſie ihre unver-
diente Verfolgungen ertraͤget.
Geiſtliche Betrachtung.
Die armen Sterblichen, als die Urſache ihres
eignen Jammers.
Sage du nicht: Es iſt durch den Herrn ge-
ſchehen, daß ich dahin gefallen bin. Denn
du ſollteſt das nicht thun, was er haſſet.
Sage du nicht: Er hat verurſachet, daß
ich geirret habe. Denn er braucht den Suͤn-
der nicht.
Er hat den Menſchen ſelbſt anfangs ge-
macht, und ihn ſeinen eignen Anſchlaͤgen uͤber-
laſſen;
Die Gebote zu halten, wo du willſt, und
angenehme Treue zu beweiſen.
Er hat dir Feuer und Waſſer vorgeſtellt.
Recke deine Hand aus, zu welchem von bey-
den du willſt.
Er hat keinem Menſchen befohlen, Boͤſes zu
thun; auch keinem Freyheit gegeben, zu ſuͤn-
digen.
Und nun, Herr, was iſt meine Hoffnung?
Wahrlich, meine Hoffnung iſt allein in dir.
Errette mich von allen meinen Uebertretun-
gen, und mache mich nicht zu einem Anlauf
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/732>, abgerufen am 22.11.2024.
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