gegen sie soll diesen Haß bald in Liebe verwan- deln. - - Denn mit Leib und Seel will ich ganz der ihrige seyn.
Der hundert und zwanzigste Brief von Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace.
Jch freue mich aufrichtig, da ich höre, daß es schon so viel besser mit dir ist, als dein Be- dienter mir erzählet. Dein Brief sieht so aus, als wenn deine Grundsätze mit deiner Gesundheit zugleich besser würden. Dieß war noch einmal ein Brief, den ich, wie ich that, der Fräulein zei- gen konnte.
Sie befindet sich sehr schlecht. Verfluchte Briefe von ihrer unversöhnlichen Familie! Da- her konnte ich mich über denselben nicht viel zu deinem Besten unterreden. - - Aber das, was vorging, wird machen, daß du sie noch immer mehr anbetest.
Sie hörte mir sehr aufmerksam zu, als ich ihn las; und da ich zu Ende war, sprach sie: der elende Mensch! Was ist dieß für ein Brief! Er hatte ja zeitig Proben, daß meine Gemüths- art nicht unedel wäre, wenn Großmuth ihn hät- te verbinden können! Aber sein gerührtes Ge- wissen, und das um sein selbst willen, ist alle
Strafe,
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gegen ſie ſoll dieſen Haß bald in Liebe verwan- deln. ‒ ‒ Denn mit Leib und Seel will ich ganz der ihrige ſeyn.
Der hundert und zwanzigſte Brief von Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace.
Jch freue mich aufrichtig, da ich hoͤre, daß es ſchon ſo viel beſſer mit dir iſt, als dein Be- dienter mir erzaͤhlet. Dein Brief ſieht ſo aus, als wenn deine Grundſaͤtze mit deiner Geſundheit zugleich beſſer wuͤrden. Dieß war noch einmal ein Brief, den ich, wie ich that, der Fraͤulein zei- gen konnte.
Sie befindet ſich ſehr ſchlecht. Verfluchte Briefe von ihrer unverſoͤhnlichen Familie! Da- her konnte ich mich uͤber denſelben nicht viel zu deinem Beſten unterreden. ‒ ‒ Aber das, was vorging, wird machen, daß du ſie noch immer mehr anbeteſt.
Sie hoͤrte mir ſehr aufmerkſam zu, als ich ihn las; und da ich zu Ende war, ſprach ſie: der elende Menſch! Was iſt dieß fuͤr ein Brief! Er hatte ja zeitig Proben, daß meine Gemuͤths- art nicht unedel waͤre, wenn Großmuth ihn haͤt- te verbinden koͤnnen! Aber ſein geruͤhrtes Ge- wiſſen, und das um ſein ſelbſt willen, iſt alle
Strafe,
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gegen ſie ſoll dieſen Haß bald in Liebe verwan-
deln. ‒ ‒ Denn mit Leib und Seel will ich ganz
der ihrige ſeyn.
Der hundert und zwanzigſte Brief
von
Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace.
Jch freue mich aufrichtig, da ich hoͤre, daß es
ſchon ſo viel beſſer mit dir iſt, als dein Be-
dienter mir erzaͤhlet. Dein Brief ſieht ſo aus,
als wenn deine Grundſaͤtze mit deiner Geſundheit
zugleich beſſer wuͤrden. Dieß war noch einmal
ein Brief, den ich, wie ich that, der Fraͤulein zei-
gen konnte.
Sie befindet ſich ſehr ſchlecht. Verfluchte
Briefe von ihrer unverſoͤhnlichen Familie! Da-
her konnte ich mich uͤber denſelben nicht viel zu
deinem Beſten unterreden. ‒ ‒ Aber das, was
vorging, wird machen, daß du ſie noch immer
mehr anbeteſt.
Sie hoͤrte mir ſehr aufmerkſam zu, als ich
ihn las; und da ich zu Ende war, ſprach ſie:
der elende Menſch! Was iſt dieß fuͤr ein Brief!
Er hatte ja zeitig Proben, daß meine Gemuͤths-
art nicht unedel waͤre, wenn Großmuth ihn haͤt-
te verbinden koͤnnen! Aber ſein geruͤhrtes Ge-
wiſſen, und das um ſein ſelbſt willen, iſt alle
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 777. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/783>, abgerufen am 22.11.2024.
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