sie sich bey eben der Gelegenheit, wovon ich Er- wähnung gethan habe, bey einigen neuen Proben der Unversöhnlichkeit ihrer Freunde, beklage, wird die beygeschlossene geistliche Betrachtung zeigen. Siehe, ob du nach der gottlosen Leichtsinnigkeit deines Herzens dieselbe so, wie die andern, auf deinen Zustand deuten kannst. Kannst du es nicht: so laß deinem Gewissen freyen Lauf, und dieß wird die geschickteste Anwendung machen.
Betrachtung.
Wie lange wollt ihr meine Seele beunruhi- gen, und mich durch Worte zerschlagen!
Es sey in der That, daß ich gefehlet habe: so bleibt ja mein Versehen bey mir selbst.
Gegen diejenige, welche gekränket ist, sollte billig Mitleiden von ihren Freunden bewiesen werden.
Allein die, welche mit ihren Füßen zu glei- ten bereit ist, wird wie eine Lampe in den Ge- danken derer, die ruhig und sicher sind, ver- achtet.
Es ist eine Schaam, welche Sünde mit sich bringet: es ist aber auch eine Schaam, welche Ruhm und Ehre bringet.
Habet Mitleiden mit mir, habet Mitleiden mit mir, o ihr, meine Freunde! denn die Hand Gottes hat mich gerühret.
Wäre eure Seele an meiner Seele Stelle: so könnte ich auch so reden, wie ihr. Jch könn- te Worte gegen euch häufen - -
Aber
Sechster Theil. D d d
ſie ſich bey eben der Gelegenheit, wovon ich Er- waͤhnung gethan habe, bey einigen neuen Proben der Unverſoͤhnlichkeit ihrer Freunde, beklage, wird die beygeſchloſſene geiſtliche Betrachtung zeigen. Siehe, ob du nach der gottloſen Leichtſinnigkeit deines Herzens dieſelbe ſo, wie die andern, auf deinen Zuſtand deuten kannſt. Kannſt du es nicht: ſo laß deinem Gewiſſen freyen Lauf, und dieß wird die geſchickteſte Anwendung machen.
Betrachtung.
Wie lange wollt ihr meine Seele beunruhi- gen, und mich durch Worte zerſchlagen!
Es ſey in der That, daß ich gefehlet habe: ſo bleibt ja mein Verſehen bey mir ſelbſt.
Gegen diejenige, welche gekraͤnket iſt, ſollte billig Mitleiden von ihren Freunden bewieſen werden.
Allein die, welche mit ihren Fuͤßen zu glei- ten bereit iſt, wird wie eine Lampe in den Ge- danken derer, die ruhig und ſicher ſind, ver- achtet.
Es iſt eine Schaam, welche Suͤnde mit ſich bringet: es iſt aber auch eine Schaam, welche Ruhm und Ehre bringet.
Habet Mitleiden mit mir, habet Mitleiden mit mir, o ihr, meine Freunde! denn die Hand Gottes hat mich geruͤhret.
Waͤre eure Seele an meiner Seele Stelle: ſo koͤnnte ich auch ſo reden, wie ihr. Jch koͤnn- te Worte gegen euch haͤufen ‒ ‒
Aber
Sechſter Theil. D d d
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ſie ſich bey eben der Gelegenheit, wovon ich Er-
waͤhnung gethan habe, bey einigen neuen Proben
der Unverſoͤhnlichkeit ihrer Freunde, beklage, wird
die beygeſchloſſene geiſtliche Betrachtung zeigen.
Siehe, ob du nach der gottloſen Leichtſinnigkeit
deines Herzens dieſelbe ſo, wie die andern, auf
deinen Zuſtand deuten kannſt. Kannſt du es
nicht: ſo laß deinem Gewiſſen freyen Lauf, und
dieß wird die geſchickteſte Anwendung machen.
Betrachtung.
Wie lange wollt ihr meine Seele beunruhi-
gen, und mich durch Worte zerſchlagen!
Es ſey in der That, daß ich gefehlet habe:
ſo bleibt ja mein Verſehen bey mir ſelbſt.
Gegen diejenige, welche gekraͤnket iſt, ſollte
billig Mitleiden von ihren Freunden bewieſen
werden.
Allein die, welche mit ihren Fuͤßen zu glei-
ten bereit iſt, wird wie eine Lampe in den Ge-
danken derer, die ruhig und ſicher ſind, ver-
achtet.
Es iſt eine Schaam, welche Suͤnde mit
ſich bringet: es iſt aber auch eine Schaam,
welche Ruhm und Ehre bringet.
Habet Mitleiden mit mir, habet Mitleiden
mit mir, o ihr, meine Freunde! denn die Hand
Gottes hat mich geruͤhret.
Waͤre eure Seele an meiner Seele Stelle:
ſo koͤnnte ich auch ſo reden, wie ihr. Jch koͤnn-
te Worte gegen euch haͤufen ‒ ‒
Aber
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 785. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/791>, abgerufen am 22.11.2024.
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