seine Hände gehen müßten, Unglück zwischen meinem Freunde und ihm anrichten könnte; und es würde für sie ärger, als der Tod, seyn, daran zu gedenken.
Der arme Belton, höre ich, steht an den Pforten des Todes. Es ist eben ein Bothe von ihm ge- kommen, der mir meldet, er könne nicht ster- ben, bis er mich sehe. Jch hoffe, der arme Kerl werde noch nicht sterben: weil seine Sa- chen weder in Ansehung dieser, noch jener Welt, in leidlicher Ordnung sind. Jch kann mich nicht entbrechen, zu dem armen Mann zu gehen. Dennoch wollte ich nicht gern einen Fuß aus der Stelle setzen, bis ich eine Versicherung von dir habe, daß du die Fräulein nicht beunruhi- gen willst: denn ich weiß daß es ihm schwer werden wird, mich von sich zu lassen, wenn er mich zu sich bringet.
Tourville erzählt mir, wie geschwinde es sich mit dir bessere: erlaube mir daher, dich zu beschwö- ren, daß du dir nicht in den Sinn kommen lassest, dieß unvergleichliche Frauenzimmer zu belästigen. Um dein selbst willen bitte ich dieß, so wohl als um ihretwillen, und um deines ge- gebenen Versprechens willen. Denn sollte sie binnen wenigen Wochen sterben, wie ich be- fürchte: so würde man, und vielleicht nur mit allzu vielem Grunde, sagen, daß dein Besuch ihr Ende beschleuniget habe.
Jn Hoffnung, daß du es nicht thun werdest, wün- sche ich dir vollkommene Besserung: sonst aber wünsche ich, daß du wieder von deiner Krank- heit befallen und bettlägerig gehalten werdest.
Der
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ſeine Haͤnde gehen muͤßten, Ungluͤck zwiſchen meinem Freunde und ihm anrichten koͤnnte; und es wuͤrde fuͤr ſie aͤrger, als der Tod, ſeyn, daran zu gedenken.
Der arme Belton, hoͤre ich, ſteht an den Pforten des Todes. Es iſt eben ein Bothe von ihm ge- kommen, der mir meldet, er koͤnne nicht ſter- ben, bis er mich ſehe. Jch hoffe, der arme Kerl werde noch nicht ſterben: weil ſeine Sa- chen weder in Anſehung dieſer, noch jener Welt, in leidlicher Ordnung ſind. Jch kann mich nicht entbrechen, zu dem armen Mann zu gehen. Dennoch wollte ich nicht gern einen Fuß aus der Stelle ſetzen, bis ich eine Verſicherung von dir habe, daß du die Fraͤulein nicht beunruhi- gen willſt: denn ich weiß daß es ihm ſchwer werden wird, mich von ſich zu laſſen, wenn er mich zu ſich bringet.
Tourville erzaͤhlt mir, wie geſchwinde es ſich mit dir beſſere: erlaube mir daher, dich zu beſchwoͤ- ren, daß du dir nicht in den Sinn kommen laſſeſt, dieß unvergleichliche Frauenzimmer zu belaͤſtigen. Um dein ſelbſt willen bitte ich dieß, ſo wohl als um ihretwillen, und um deines ge- gebenen Verſprechens willen. Denn ſollte ſie binnen wenigen Wochen ſterben, wie ich be- fuͤrchte: ſo wuͤrde man, und vielleicht nur mit allzu vielem Grunde, ſagen, daß dein Beſuch ihr Ende beſchleuniget habe.
Jn Hoffnung, daß du es nicht thun werdeſt, wuͤn- ſche ich dir vollkommene Beſſerung: ſonſt aber wuͤnſche ich, daß du wieder von deiner Krank- heit befallen und bettlaͤgerig gehalten werdeſt.
Der
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ſeine Haͤnde gehen muͤßten, Ungluͤck zwiſchen
meinem Freunde und ihm anrichten koͤnnte;
und es wuͤrde fuͤr ſie aͤrger, als der Tod, ſeyn,
daran zu gedenken.
Der arme Belton, hoͤre ich, ſteht an den Pforten
des Todes. Es iſt eben ein Bothe von ihm ge-
kommen, der mir meldet, er koͤnne nicht ſter-
ben, bis er mich ſehe. Jch hoffe, der arme
Kerl werde noch nicht ſterben: weil ſeine Sa-
chen weder in Anſehung dieſer, noch jener Welt,
in leidlicher Ordnung ſind. Jch kann mich
nicht entbrechen, zu dem armen Mann zu gehen.
Dennoch wollte ich nicht gern einen Fuß aus
der Stelle ſetzen, bis ich eine Verſicherung von
dir habe, daß du die Fraͤulein nicht beunruhi-
gen willſt: denn ich weiß daß es ihm ſchwer
werden wird, mich von ſich zu laſſen, wenn er
mich zu ſich bringet.
Tourville erzaͤhlt mir, wie geſchwinde es ſich mit
dir beſſere: erlaube mir daher, dich zu beſchwoͤ-
ren, daß du dir nicht in den Sinn kommen
laſſeſt, dieß unvergleichliche Frauenzimmer zu
belaͤſtigen. Um dein ſelbſt willen bitte ich dieß,
ſo wohl als um ihretwillen, und um deines ge-
gebenen Verſprechens willen. Denn ſollte ſie
binnen wenigen Wochen ſterben, wie ich be-
fuͤrchte: ſo wuͤrde man, und vielleicht nur mit
allzu vielem Grunde, ſagen, daß dein Beſuch
ihr Ende beſchleuniget habe.
Jn Hoffnung, daß du es nicht thun werdeſt, wuͤn-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 787. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/793>, abgerufen am 22.11.2024.
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