Leben niemals so gefällige Leute gesehen. Was für Zimmer haben sie zu vermiethen?
Gar keine, mein Herr.
Das ist mir leid. Allein wem gehört dieses.
Mir, mein Herr, antwortete Johann auf ei- ne bäurische Art.
Dir, Kerl! Wohlan denn, ich will es von dir miethen. Dieß nebst einer Schlafkammer und einem Gemach auf dem Boden für meinen Bedienten, wird genug für mich seyn. Jch will dir geben, was du verlangest, und alle Tage noch eine halbe Guinea darüber, für diese Gelegen- heiten.
Für zehn Guineas alle Tage, mein Herr - -
Halt, Johann! Meister Smith wollte ich sagen - - Ehe du sprichst, bedenke dich - - Jch will mich nicht beleidigen lassen, Kerl.
Jch wünschte, mein Herr, sie möchten sich be- lieben lassen, hinunter zu gehen, sagte die gute Frau. Wirklich, mein Herr, sie nehmen sich - -
Große Freyheiten, hoffe ich, wollten sie doch nicht sagen, Fr. Smithinn?
Jn der That, mein Herr, ich hatte etwas der- gleichen auf der Zunge.
So ist es mir denn lieb, daß ich ihnen zu- vorgekommen bin: denn die Worte schicken sich besser in meinem, als in ihrem Munde. Allein, ich muß bey ihnen meine Wohnung aufschlagen, bis die Fräulein wieder zurück kommt. Jch glaube, ich muß es. Jnzwischen möchten sie
in
E e e 3
Leben niemals ſo gefaͤllige Leute geſehen. Was fuͤr Zimmer haben ſie zu vermiethen?
Gar keine, mein Herr.
Das iſt mir leid. Allein wem gehoͤrt dieſes.
Mir, mein Herr, antwortete Johann auf ei- ne baͤuriſche Art.
Dir, Kerl! Wohlan denn, ich will es von dir miethen. Dieß nebſt einer Schlafkammer und einem Gemach auf dem Boden fuͤr meinen Bedienten, wird genug fuͤr mich ſeyn. Jch will dir geben, was du verlangeſt, und alle Tage noch eine halbe Guinea daruͤber, fuͤr dieſe Gelegen- heiten.
Fuͤr zehn Guineas alle Tage, mein Herr ‒ ‒
Halt, Johann! Meiſter Smith wollte ich ſagen ‒ ‒ Ehe du ſprichſt, bedenke dich ‒ ‒ Jch will mich nicht beleidigen laſſen, Kerl.
Große Freyheiten, hoffe ich, wollten ſie doch nicht ſagen, Fr. Smithinn?
Jn der That, mein Herr, ich hatte etwas der- gleichen auf der Zunge.
So iſt es mir denn lieb, daß ich ihnen zu- vorgekommen bin: denn die Worte ſchicken ſich beſſer in meinem, als in ihrem Munde. Allein, ich muß bey ihnen meine Wohnung aufſchlagen, bis die Fraͤulein wieder zuruͤck kommt. Jch glaube, ich muß es. Jnzwiſchen moͤchten ſie
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Leben niemals ſo gefaͤllige Leute geſehen. Was
fuͤr Zimmer haben ſie zu vermiethen?
Gar keine, mein Herr.
Das iſt mir leid. Allein wem gehoͤrt dieſes.
Mir, mein Herr, antwortete Johann auf ei-
ne baͤuriſche Art.
Dir, Kerl! Wohlan denn, ich will es von
dir miethen. Dieß nebſt einer Schlafkammer
und einem Gemach auf dem Boden fuͤr meinen
Bedienten, wird genug fuͤr mich ſeyn. Jch will
dir geben, was du verlangeſt, und alle Tage noch
eine halbe Guinea daruͤber, fuͤr dieſe Gelegen-
heiten.
Fuͤr zehn Guineas alle Tage, mein Herr ‒ ‒
Halt, Johann! Meiſter Smith wollte ich
ſagen ‒ ‒ Ehe du ſprichſt, bedenke dich ‒ ‒ Jch
will mich nicht beleidigen laſſen, Kerl.
Jch wuͤnſchte, mein Herr, ſie moͤchten ſich be-
lieben laſſen, hinunter zu gehen, ſagte die gute
Frau. Wirklich, mein Herr, ſie nehmen ſich ‒ ‒
Große Freyheiten, hoffe ich, wollten ſie doch
nicht ſagen, Fr. Smithinn?
Jn der That, mein Herr, ich hatte etwas der-
gleichen auf der Zunge.
So iſt es mir denn lieb, daß ich ihnen zu-
vorgekommen bin: denn die Worte ſchicken ſich
beſſer in meinem, als in ihrem Munde. Allein,
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bis die Fraͤulein wieder zuruͤck kommt. Jch
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 805. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/811>, abgerufen am 24.11.2024.
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