in dem Laden nöthig seyn: wir wollen uns also dort darüber besprechen.
Hiemit ging ich hinunter und sie folgten, ih- re Aufwartung sorgfältig bey mir zu beobachten, meinen Fußtapfen nach.
Da ich in den Laden kam, und weder Stuhl noch Sessel sahe: ging ich hinter die Zahlbank, und setzte mich unter einer im Bogen ausgewölb- ten gewissen Art von Himmel aus Schnitzwerk nieder, womit sich diese hochmüthige Handelsleu- te, welche den vornehmen Personen in königli- chen Nitschen nachahmen, oft etwas zu gute thun, da unterdessen denen, von welchen sie ihr Brodt verdienen, vielleicht ein Sessel gut genug seyn muß. So groß ist das Ansehen des Handels unter diesem Volke, das zu der Handlung so ge- neigt ist.
Jch sahe um und über mich. Jch sagte ih- nen, daß ich mir eine recht große Ehre aus mei- nem Sitz machte, und fragte, ob Johann jemals die Erlaubniß hätte, diese prächtige Nitsche ein- zunehmen?
Vielleicht hätte er sie, antwortete er sehr über- müthig.
Daher kommt es, rief ich, daß du so steif wie eine Säule aussiehst, Kerl.
Johann sahe mich gewaltig mürrisch an. Aber sein Kerl Joseph, und mein Kerl Wilhelm wandten sich um und kehrten uns den Rücken zu, damit sie ihre wunderlichen Geberden, ein jeder
mit
in dem Laden noͤthig ſeyn: wir wollen uns alſo dort daruͤber beſprechen.
Hiemit ging ich hinunter und ſie folgten, ih- re Aufwartung ſorgfaͤltig bey mir zu beobachten, meinen Fußtapfen nach.
Da ich in den Laden kam, und weder Stuhl noch Seſſel ſahe: ging ich hinter die Zahlbank, und ſetzte mich unter einer im Bogen ausgewoͤlb- ten gewiſſen Art von Himmel aus Schnitzwerk nieder, womit ſich dieſe hochmuͤthige Handelsleu- te, welche den vornehmen Perſonen in koͤnigli- chen Nitſchen nachahmen, oft etwas zu gute thun, da unterdeſſen denen, von welchen ſie ihr Brodt verdienen, vielleicht ein Seſſel gut genug ſeyn muß. So groß iſt das Anſehen des Handels unter dieſem Volke, das zu der Handlung ſo ge- neigt iſt.
Jch ſahe um und uͤber mich. Jch ſagte ih- nen, daß ich mir eine recht große Ehre aus mei- nem Sitz machte, und fragte, ob Johann jemals die Erlaubniß haͤtte, dieſe praͤchtige Nitſche ein- zunehmen?
Vielleicht haͤtte er ſie, antwortete er ſehr uͤber- muͤthig.
Daher kommt es, rief ich, daß du ſo ſteif wie eine Saͤule ausſiehſt, Kerl.
Johann ſahe mich gewaltig muͤrriſch an. Aber ſein Kerl Joſeph, und mein Kerl Wilhelm wandten ſich um und kehrten uns den Ruͤcken zu, damit ſie ihre wunderlichen Geberden, ein jeder
mit
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in dem Laden noͤthig ſeyn: wir wollen uns alſo
dort daruͤber beſprechen.
Hiemit ging ich hinunter und ſie folgten, ih-
re Aufwartung ſorgfaͤltig bey mir zu beobachten,
meinen Fußtapfen nach.
Da ich in den Laden kam, und weder Stuhl
noch Seſſel ſahe: ging ich hinter die Zahlbank,
und ſetzte mich unter einer im Bogen ausgewoͤlb-
ten gewiſſen Art von Himmel aus Schnitzwerk
nieder, womit ſich dieſe hochmuͤthige Handelsleu-
te, welche den vornehmen Perſonen in koͤnigli-
chen Nitſchen nachahmen, oft etwas zu gute thun,
da unterdeſſen denen, von welchen ſie ihr Brodt
verdienen, vielleicht ein Seſſel gut genug ſeyn
muß. So groß iſt das Anſehen des Handels
unter dieſem Volke, das zu der Handlung ſo ge-
neigt iſt.
Jch ſahe um und uͤber mich. Jch ſagte ih-
nen, daß ich mir eine recht große Ehre aus mei-
nem Sitz machte, und fragte, ob Johann jemals
die Erlaubniß haͤtte, dieſe praͤchtige Nitſche ein-
zunehmen?
Vielleicht haͤtte er ſie, antwortete er ſehr uͤber-
muͤthig.
Daher kommt es, rief ich, daß du ſo ſteif
wie eine Saͤule ausſiehſt, Kerl.
Johann ſahe mich gewaltig muͤrriſch an.
Aber ſein Kerl Joſeph, und mein Kerl Wilhelm
wandten ſich um und kehrten uns den Ruͤcken zu,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 806. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/812>, abgerufen am 24.11.2024.
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