Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


O meine werthe Fr. Lovick! sagte ich: ich
habe durch meinen Vetter Johann Belford eine
genaue Nachricht von ihrer Gemüthsart. Jch
muß vor allen Dingen die Fr. Lovick sehen. Lie-
be Fr. Lovick, öffnen sie die Thür.

Sie that es.

Jhr Diener, Madame. Haben sie die Güte,
mich zu entschuldigen. - - Sie haben meine Ge-
schichte gehöret. Sie sind eine Bewunderinn
des vortrefflichsten Frauenzimmers in der Welt.
Wertheste Fr. Lovick, sagen sie mir, wo ist sie hin-
gekommen?

Die arme Fräulein, mein Herr, ist gestern
weggegangen, ihrem Besuch auszuweichen.

Wie so? Sie wußte ja nicht, daß ich hier
seyn würde.

Sie besorgte, sie möchten kommen: da sie
hörte, daß sie von ihrer Krankheit genesen wären
- - O! mein Herr, was ist es Schade, daß ein
so feiner Cavallier Gottes Gütte gegen ihn so
schlecht vergelten soll!

Sie sind ein vortreffliches Frauenzimmer, Fr.
Lovick! das weiß ich aus meines Vetters Joh.
Belfords Nachricht von ihnen: und die Fräu-
lein Harlowe ist ein Engel.

Freylich ist die Fräulein Harlowe ein Engel,
antwortete sie: und sie wird auch bald Engeln Ge-
sellschaft leisten.

Kein Spaßen mit einer solchen Frau, als
diese ist, Bruder.

Sagen


O meine werthe Fr. Lovick! ſagte ich: ich
habe durch meinen Vetter Johann Belford eine
genaue Nachricht von ihrer Gemuͤthsart. Jch
muß vor allen Dingen die Fr. Lovick ſehen. Lie-
be Fr. Lovick, oͤffnen ſie die Thuͤr.

Sie that es.

Jhr Diener, Madame. Haben ſie die Guͤte,
mich zu entſchuldigen. ‒ ‒ Sie haben meine Ge-
ſchichte gehoͤret. Sie ſind eine Bewunderinn
des vortrefflichſten Frauenzimmers in der Welt.
Wertheſte Fr. Lovick, ſagen ſie mir, wo iſt ſie hin-
gekommen?

Die arme Fraͤulein, mein Herr, iſt geſtern
weggegangen, ihrem Beſuch auszuweichen.

Wie ſo? Sie wußte ja nicht, daß ich hier
ſeyn wuͤrde.

Sie beſorgte, ſie moͤchten kommen: da ſie
hoͤrte, daß ſie von ihrer Krankheit geneſen waͤren
‒ ‒ O! mein Herr, was iſt es Schade, daß ein
ſo feiner Cavallier Gottes Guͤtte gegen ihn ſo
ſchlecht vergelten ſoll!

Sie ſind ein vortreffliches Frauenzimmer, Fr.
Lovick! das weiß ich aus meines Vetters Joh.
Belfords Nachricht von ihnen: und die Fraͤu-
lein Harlowe iſt ein Engel.

Freylich iſt die Fraͤulein Harlowe ein Engel,
antwortete ſie: und ſie wird auch bald Engeln Ge-
ſellſchaft leiſten.

Kein Spaßen mit einer ſolchen Frau, als
dieſe iſt, Bruder.

Sagen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0832" n="826"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>O meine werthe Fr. Lovick! &#x017F;agte ich: ich<lb/>
habe durch meinen Vetter Johann Belford eine<lb/>
genaue Nachricht von ihrer Gemu&#x0364;thsart. Jch<lb/>
muß vor allen Dingen die Fr. Lovick &#x017F;ehen. Lie-<lb/>
be Fr. Lovick, o&#x0364;ffnen &#x017F;ie die Thu&#x0364;r.</p><lb/>
          <p>Sie that es.</p><lb/>
          <p>Jhr Diener, Madame. Haben &#x017F;ie die Gu&#x0364;te,<lb/>
mich zu ent&#x017F;chuldigen. &#x2012; &#x2012; Sie haben meine Ge-<lb/>
&#x017F;chichte geho&#x0364;ret. Sie &#x017F;ind eine Bewunderinn<lb/>
des vortrefflich&#x017F;ten Frauenzimmers in der Welt.<lb/>
Werthe&#x017F;te Fr. Lovick, &#x017F;agen &#x017F;ie mir, wo i&#x017F;t &#x017F;ie hin-<lb/>
gekommen?</p><lb/>
          <p>Die arme Fra&#x0364;ulein, mein Herr, i&#x017F;t ge&#x017F;tern<lb/>
weggegangen, ihrem Be&#x017F;uch auszuweichen.</p><lb/>
          <p>Wie &#x017F;o? Sie wußte ja nicht, daß ich hier<lb/>
&#x017F;eyn wu&#x0364;rde.</p><lb/>
          <p>Sie be&#x017F;orgte, &#x017F;ie mo&#x0364;chten kommen: da &#x017F;ie<lb/>
ho&#x0364;rte, daß &#x017F;ie von ihrer Krankheit gene&#x017F;en wa&#x0364;ren<lb/>
&#x2012; &#x2012; O! mein Herr, was i&#x017F;t es Schade, daß ein<lb/>
&#x017F;o feiner Cavallier Gottes Gu&#x0364;tte gegen ihn &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chlecht vergelten &#x017F;oll!</p><lb/>
          <p>Sie &#x017F;ind ein vortreffliches Frauenzimmer, Fr.<lb/>
Lovick! das weiß ich aus meines Vetters Joh.<lb/>
Belfords Nachricht von ihnen: und die Fra&#x0364;u-<lb/>
lein Harlowe i&#x017F;t ein Engel.</p><lb/>
          <p>Freylich i&#x017F;t die Fra&#x0364;ulein Harlowe ein Engel,<lb/>
antwortete &#x017F;ie: und &#x017F;ie wird auch bald Engeln Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaft lei&#x017F;ten.</p><lb/>
          <p>Kein Spaßen mit einer &#x017F;olchen Frau, als<lb/>
die&#x017F;e i&#x017F;t, Bruder.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Sagen</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[826/0832] O meine werthe Fr. Lovick! ſagte ich: ich habe durch meinen Vetter Johann Belford eine genaue Nachricht von ihrer Gemuͤthsart. Jch muß vor allen Dingen die Fr. Lovick ſehen. Lie- be Fr. Lovick, oͤffnen ſie die Thuͤr. Sie that es. Jhr Diener, Madame. Haben ſie die Guͤte, mich zu entſchuldigen. ‒ ‒ Sie haben meine Ge- ſchichte gehoͤret. Sie ſind eine Bewunderinn des vortrefflichſten Frauenzimmers in der Welt. Wertheſte Fr. Lovick, ſagen ſie mir, wo iſt ſie hin- gekommen? Die arme Fraͤulein, mein Herr, iſt geſtern weggegangen, ihrem Beſuch auszuweichen. Wie ſo? Sie wußte ja nicht, daß ich hier ſeyn wuͤrde. Sie beſorgte, ſie moͤchten kommen: da ſie hoͤrte, daß ſie von ihrer Krankheit geneſen waͤren ‒ ‒ O! mein Herr, was iſt es Schade, daß ein ſo feiner Cavallier Gottes Guͤtte gegen ihn ſo ſchlecht vergelten ſoll! Sie ſind ein vortreffliches Frauenzimmer, Fr. Lovick! das weiß ich aus meines Vetters Joh. Belfords Nachricht von ihnen: und die Fraͤu- lein Harlowe iſt ein Engel. Freylich iſt die Fraͤulein Harlowe ein Engel, antwortete ſie: und ſie wird auch bald Engeln Ge- ſellſchaft leiſten. Kein Spaßen mit einer ſolchen Frau, als dieſe iſt, Bruder. Sagen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/832
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 826. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/832>, abgerufen am 24.11.2024.