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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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Jch bin wie ein Pelikan in der Wildniß.
Jch bin wie eine Eule in der Wüsten.

Jch wache; und bin wie ein verlassener
Sperling auf dem Giebel.

Jch habe Asche gegessen, wie Brodt, und
meinen Trank mit Weinen gemenget;

Um deines Eifers und um deines Zornes
willen: denn du hast mich erhoben und nieder-
geworfen.

Meine Tage sind wie ein Schatten, der ab-
nimmt, und ich bin verwelket, wie Graß.

Gieb nicht zu, o Herr, daß des Gottlosen
Verlangen geschehe: fördere nicht seine An-
schläge, damit er sich nicht erhebe.

Ey, Fr. Lovick, sagte ich, nachdem ich diese
geistliche Betrachtung, wie sie es nannte, durch-
gelesen hatte, ich denke, daß mir von der Fräu-
lein sehr hart begegnet ist, wo sie in dem allen
mich meynet. Denn wie kann ich der Feind
ihrer Seele
seyn: da ich sie mit Seel und Leib
liebe?

Sie sagt, ich sey ein gewaltthätiger Mann,
und ein gottloser Mensch. - - Daß ich es gewe-
sen sey, das gestehe ich: allein ich bereue es und
wünsche mir nur das Vermögen, das Unrecht,
welches ich ihr gethan habe, zu ersetzen.

Der Fallstrick, die Falle, das Netze ge-
hen vermuthlich auf das Heyrathen. - - Allein

ist


Jch bin wie ein Pelikan in der Wildniß.
Jch bin wie eine Eule in der Wuͤſten.

Jch wache; und bin wie ein verlaſſener
Sperling auf dem Giebel.

Jch habe Aſche gegeſſen, wie Brodt, und
meinen Trank mit Weinen gemenget;

Um deines Eifers und um deines Zornes
willen: denn du haſt mich erhoben und nieder-
geworfen.

Meine Tage ſind wie ein Schatten, der ab-
nimmt, und ich bin verwelket, wie Graß.

Gieb nicht zu, o Herr, daß des Gottloſen
Verlangen geſchehe: foͤrdere nicht ſeine An-
ſchlaͤge, damit er ſich nicht erhebe.

Ey, Fr. Lovick, ſagte ich, nachdem ich dieſe
geiſtliche Betrachtung, wie ſie es nannte, durch-
geleſen hatte, ich denke, daß mir von der Fraͤu-
lein ſehr hart begegnet iſt, wo ſie in dem allen
mich meynet. Denn wie kann ich der Feind
ihrer Seele
ſeyn: da ich ſie mit Seel und Leib
liebe?

Sie ſagt, ich ſey ein gewaltthaͤtiger Mann,
und ein gottloſer Menſch. ‒ ‒ Daß ich es gewe-
ſen ſey, das geſtehe ich: allein ich bereue es und
wuͤnſche mir nur das Vermoͤgen, das Unrecht,
welches ich ihr gethan habe, zu erſetzen.

Der Fallſtrick, die Falle, das Netze ge-
hen vermuthlich auf das Heyrathen. ‒ ‒ Allein

iſt
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[832/0838] Jch bin wie ein Pelikan in der Wildniß. Jch bin wie eine Eule in der Wuͤſten. Jch wache; und bin wie ein verlaſſener Sperling auf dem Giebel. Jch habe Aſche gegeſſen, wie Brodt, und meinen Trank mit Weinen gemenget; Um deines Eifers und um deines Zornes willen: denn du haſt mich erhoben und nieder- geworfen. Meine Tage ſind wie ein Schatten, der ab- nimmt, und ich bin verwelket, wie Graß. Gieb nicht zu, o Herr, daß des Gottloſen Verlangen geſchehe: foͤrdere nicht ſeine An- ſchlaͤge, damit er ſich nicht erhebe. Ey, Fr. Lovick, ſagte ich, nachdem ich dieſe geiſtliche Betrachtung, wie ſie es nannte, durch- geleſen hatte, ich denke, daß mir von der Fraͤu- lein ſehr hart begegnet iſt, wo ſie in dem allen mich meynet. Denn wie kann ich der Feind ihrer Seele ſeyn: da ich ſie mit Seel und Leib liebe? Sie ſagt, ich ſey ein gewaltthaͤtiger Mann, und ein gottloſer Menſch. ‒ ‒ Daß ich es gewe- ſen ſey, das geſtehe ich: allein ich bereue es und wuͤnſche mir nur das Vermoͤgen, das Unrecht, welches ich ihr gethan habe, zu erſetzen. Der Fallſtrick, die Falle, das Netze ge- hen vermuthlich auf das Heyrathen. ‒ ‒ Allein iſt

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 832. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/838>, abgerufen am 24.11.2024.