ich weder ihrer, noch irgend eines andern bedür- fen, die Ehre der Fr. Lovelacinn zu retten.
Obr. Jch glaube es. Aber so lange bis sie ihnen die Ehre erzeiget hat, diesen Namen anzu- nehmen, ist sie mir näher, als ihnen, Herr Lovelace. Jch sage dieß bloß deswegen, damit ich ihnen zei- ge, daß ich bey dem Antheil das ich an der Sa- che nehme, vielmehr Dank als Misfallen von ihnen zu verdienen suche: wäre es auch gegen sie selbst, wenn es nöthig seyn sollte. Sie müssen es auch billig nicht übel nehmen: wofern sie die Sache recht erwägen. Denn, mein Herr, ge- gen wen braucht ein Frauenzimmer wohl anders Schutz, als gegen ihre Beleidiger? Und wer ist ihr größter Beleidiger gewesen? - - So lange also, bis sie auf ihren Schutz, als ihre Gemahlinn, ein Recht bekommt, können sie mir selbst einiges Ver- dienst nicht absprechen, wenn ich wünsche, daß meiner Base Gerechtigkeit widerfahre. Allein, mein Herr, sie wollten sagen, daß, wofern es nicht so aussähe, als wenn sie einen Vergleich machen wollten, sich zu ergeben, sie mir einen Wink von denen Ursachen geben würden, welche meine Base anführet, weswegen sie eine so ansehnliche Vermittelung nicht annehmen will.
Jch erzählte ihm hierauf, wie aufrichtig ich mich zur Ehe erboten hätte. "Jch wollte kein "Bedenken tragen, sagte ich, meine Furcht zuge- "stehen, daß mein unglückliches Bezeigen gegen "sie sie sehr angegriffen hätte; die Unversöhnlich- "keit ihrer Freunde aber wäre es, die sie zur Ver-
"zwei-
ich weder ihrer, noch irgend eines andern beduͤr- fen, die Ehre der Fr. Lovelacinn zu retten.
Obr. Jch glaube es. Aber ſo lange bis ſie ihnen die Ehre erzeiget hat, dieſen Namen anzu- nehmen, iſt ſie mir naͤher, als ihnen, Herr Lovelace. Jch ſage dieß bloß deswegen, damit ich ihnen zei- ge, daß ich bey dem Antheil das ich an der Sa- che nehme, vielmehr Dank als Misfallen von ihnen zu verdienen ſuche: waͤre es auch gegen ſie ſelbſt, wenn es noͤthig ſeyn ſollte. Sie muͤſſen es auch billig nicht uͤbel nehmen: wofern ſie die Sache recht erwaͤgen. Denn, mein Herr, ge- gen wen braucht ein Frauenzimmer wohl anders Schutz, als gegen ihre Beleidiger? Und wer iſt ihr groͤßter Beleidiger geweſen? ‒ ‒ So lange alſo, bis ſie auf ihren Schutz, als ihre Gemahlinn, ein Recht bekommt, koͤnnen ſie mir ſelbſt einiges Ver- dienſt nicht abſprechen, wenn ich wuͤnſche, daß meiner Baſe Gerechtigkeit widerfahre. Allein, mein Herr, ſie wollten ſagen, daß, wofern es nicht ſo ausſaͤhe, als wenn ſie einen Vergleich machen wollten, ſich zu ergeben, ſie mir einen Wink von denen Urſachen geben wuͤrden, welche meine Baſe anfuͤhret, weswegen ſie eine ſo anſehnliche Vermittelung nicht annehmen will.
Jch erzaͤhlte ihm hierauf, wie aufrichtig ich mich zur Ehe erboten haͤtte. „Jch wollte kein „Bedenken tragen, ſagte ich, meine Furcht zuge- „ſtehen, daß mein ungluͤckliches Bezeigen gegen „ſie ſie ſehr angegriffen haͤtte; die Unverſoͤhnlich- „keit ihrer Freunde aber waͤre es, die ſie zur Ver-
„zwei-
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ich weder ihrer, noch irgend eines andern beduͤr-
fen, die Ehre der Fr. Lovelacinn zu retten.
Obr. Jch glaube es. Aber ſo lange bis ſie
ihnen die Ehre erzeiget hat, dieſen Namen anzu-
nehmen, iſt ſie mir naͤher, als ihnen, Herr Lovelace.
Jch ſage dieß bloß deswegen, damit ich ihnen zei-
ge, daß ich bey dem Antheil das ich an der Sa-
che nehme, vielmehr Dank als Misfallen von
ihnen zu verdienen ſuche: waͤre es auch gegen ſie
ſelbſt, wenn es noͤthig ſeyn ſollte. Sie muͤſſen
es auch billig nicht uͤbel nehmen: wofern ſie die
Sache recht erwaͤgen. Denn, mein Herr, ge-
gen wen braucht ein Frauenzimmer wohl anders
Schutz, als gegen ihre Beleidiger? Und wer iſt ihr
groͤßter Beleidiger geweſen? ‒ ‒ So lange alſo,
bis ſie auf ihren Schutz, als ihre Gemahlinn, ein
Recht bekommt, koͤnnen ſie mir ſelbſt einiges Ver-
dienſt nicht abſprechen, wenn ich wuͤnſche, daß
meiner Baſe Gerechtigkeit widerfahre. Allein,
mein Herr, ſie wollten ſagen, daß, wofern es nicht
ſo ausſaͤhe, als wenn ſie einen Vergleich machen
wollten, ſich zu ergeben, ſie mir einen Wink von
denen Urſachen geben wuͤrden, welche meine
Baſe anfuͤhret, weswegen ſie eine ſo anſehnliche
Vermittelung nicht annehmen will.
Jch erzaͤhlte ihm hierauf, wie aufrichtig ich
mich zur Ehe erboten haͤtte. „Jch wollte kein
„Bedenken tragen, ſagte ich, meine Furcht zuge-
„ſtehen, daß mein ungluͤckliches Bezeigen gegen
„ſie ſie ſehr angegriffen haͤtte; die Unverſoͤhnlich-
„keit ihrer Freunde aber waͤre es, die ſie zur Ver-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/214>, abgerufen am 26.11.2024.
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