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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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Der dreyßigste Brief
von
Herrn Lovelacen an Herrn Joh. Belford.
Zur Antwort
auf seine Briefe vom 26, 28-29 Aug.

Jch muß gestehen, daß ich durch dieser Fräu-
lein Harlowe Erklärung ihres Briefes bis
in die Seele gekränket werde. Sie muß niemals
Vergebung erwarten. Sie, eine sanftmüthige
Person, und eine Bußfertige und Unschuldige und
Fromme, und ich weiß nicht was, die mit einem
Fuße in dem Grabe noch betrügen kann! - -

Es ist offenbar, daß sie gesessen und diesen
Brief geschrieben, mit einem Vorsatz zu hinterge-
hen und zu betrügen. Und ist sie das zu einer so
entscheidenden Zeit zu thun im Stande: so hat
sie eben so viel Vergebung von Gott nöthig, als
ich von ihr. Ja, wo sie derselben nicht mehr
versichert ist, als ich ihrer wirklichen Verzei-
hung
versichert bin; und wo sie die Sache von
der gehörigen Seite ansiehet: so wird sie, bey al-
lem ihren seltsamen Gewäsche von christlicher
Liebe
hier und christlicher Liebe dort, noch ei-
nige dunklere Augenblicke zu gewarten haben, als
sie zu erwarten scheinet.

Der




Der dreyßigſte Brief
von
Herrn Lovelacen an Herrn Joh. Belford.
Zur Antwort
auf ſeine Briefe vom 26, 28-29 Aug.

Jch muß geſtehen, daß ich durch dieſer Fraͤu-
lein Harlowe Erklaͤrung ihres Briefes bis
in die Seele gekraͤnket werde. Sie muß niemals
Vergebung erwarten. Sie, eine ſanftmuͤthige
Perſon, und eine Bußfertige und Unſchuldige und
Fromme, und ich weiß nicht was, die mit einem
Fuße in dem Grabe noch betruͤgen kann! ‒ ‒

Es iſt offenbar, daß ſie geſeſſen und dieſen
Brief geſchrieben, mit einem Vorſatz zu hinterge-
hen und zu betruͤgen. Und iſt ſie das zu einer ſo
entſcheidenden Zeit zu thun im Stande: ſo hat
ſie eben ſo viel Vergebung von Gott noͤthig, als
ich von ihr. Ja, wo ſie derſelben nicht mehr
verſichert iſt, als ich ihrer wirklichen Verzei-
hung
verſichert bin; und wo ſie die Sache von
der gehoͤrigen Seite anſiehet: ſo wird ſie, bey al-
lem ihren ſeltſamen Gewaͤſche von chriſtlicher
Liebe
hier und chriſtlicher Liebe dort, noch ei-
nige dunklere Augenblicke zu gewarten haben, als
ſie zu erwarten ſcheinet.

Der
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[260/0266] Der dreyßigſte Brief von Herrn Lovelacen an Herrn Joh. Belford. Zur Antwort auf ſeine Briefe vom 26, 28-29 Aug. Donnerſtags, den 31ten Aug. Jch muß geſtehen, daß ich durch dieſer Fraͤu- lein Harlowe Erklaͤrung ihres Briefes bis in die Seele gekraͤnket werde. Sie muß niemals Vergebung erwarten. Sie, eine ſanftmuͤthige Perſon, und eine Bußfertige und Unſchuldige und Fromme, und ich weiß nicht was, die mit einem Fuße in dem Grabe noch betruͤgen kann! ‒ ‒ Es iſt offenbar, daß ſie geſeſſen und dieſen Brief geſchrieben, mit einem Vorſatz zu hinterge- hen und zu betruͤgen. Und iſt ſie das zu einer ſo entſcheidenden Zeit zu thun im Stande: ſo hat ſie eben ſo viel Vergebung von Gott noͤthig, als ich von ihr. Ja, wo ſie derſelben nicht mehr verſichert iſt, als ich ihrer wirklichen Verzei- hung verſichert bin; und wo ſie die Sache von der gehoͤrigen Seite anſiehet: ſo wird ſie, bey al- lem ihren ſeltſamen Gewaͤſche von chriſtlicher Liebe hier und chriſtlicher Liebe dort, noch ei- nige dunklere Augenblicke zu gewarten haben, als ſie zu erwarten ſcheinet. Der

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/266>, abgerufen am 22.11.2024.