hast, du so gnädig seyn willst, sie liegen und in Ruhe sterben zu lassen.
Dein Vorsatz, der Schwester des armen Bel- tons zum Besten das kleine Vermächtniß aufzu- geben, und deine Entschließung, Mowbrayen und Tourvillen zu bewegen, daß sie deinem Beyspiel folgen, kommt vollkommen, das muß ich zu dei- ner Ehre sagen, mit deiner Freygebigkeit gegen dein Rosenknöspchen und ihr Hänschen, und mit vielen andern guten Handlungen in Geldsachen überein: ob gleich der Fall mit deinem Rosen- knöspchen das einzige Beyspiel von einer so unei- gennützigen Güte ist, bey welchem ein artiges Frauenzimmer Theil gehabt hat.
Bey meiner Treue, Lovelace, ich mag dich gern rühmen, und habe gar oft, wie du weißt, auf Gelegenheiten gesonnen, es zu thun: dergestalt, daß selbst zu der Zeit, da ich mich, wenn es auch mein Leben gekostet hätte, auf nichts besinnen kön- nen, das Ruhm verdiente, ich mir Mühe gegeben habe, die nicht ungefällige Art und Weise, wie du Handlungen, die den Galgen verdienten, ausge- führet hast, zu erheben.
Da du nun so nahe bist: so will ich meinen Bedienten zu dir schicken, wenn es die Noth er- fordert. Jch besorge aber, daß ich dir bald die Nachricht geben werde, die du befürchtest. Denn Fr. Smithinn hat eben itzo nach mir geschickt, und dem Bothen befohlen, mir zu sagen, daß sie nicht wüßte, ob die Fräulein noch leben werde, wenn ich komme.
Freytags,
S 4
haſt, du ſo gnaͤdig ſeyn willſt, ſie liegen und in Ruhe ſterben zu laſſen.
Dein Vorſatz, der Schweſter des armen Bel- tons zum Beſten das kleine Vermaͤchtniß aufzu- geben, und deine Entſchließung, Mowbrayen und Tourvillen zu bewegen, daß ſie deinem Beyſpiel folgen, kommt vollkommen, das muß ich zu dei- ner Ehre ſagen, mit deiner Freygebigkeit gegen dein Roſenknoͤspchen und ihr Haͤnschen, und mit vielen andern guten Handlungen in Geldſachen uͤberein: ob gleich der Fall mit deinem Roſen- knoͤspchen das einzige Beyſpiel von einer ſo unei- gennuͤtzigen Guͤte iſt, bey welchem ein artiges Frauenzimmer Theil gehabt hat.
Bey meiner Treue, Lovelace, ich mag dich gern ruͤhmen, und habe gar oft, wie du weißt, auf Gelegenheiten geſonnen, es zu thun: dergeſtalt, daß ſelbſt zu der Zeit, da ich mich, wenn es auch mein Leben gekoſtet haͤtte, auf nichts beſinnen koͤn- nen, das Ruhm verdiente, ich mir Muͤhe gegeben habe, die nicht ungefaͤllige Art und Weiſe, wie du Handlungen, die den Galgen verdienten, ausge- fuͤhret haſt, zu erheben.
Da du nun ſo nahe biſt: ſo will ich meinen Bedienten zu dir ſchicken, wenn es die Noth er- fordert. Jch beſorge aber, daß ich dir bald die Nachricht geben werde, die du befuͤrchteſt. Denn Fr. Smithinn hat eben itzo nach mir geſchickt, und dem Bothen befohlen, mir zu ſagen, daß ſie nicht wuͤßte, ob die Fraͤulein noch leben werde, wenn ich komme.
Freytags,
S 4
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haſt, du ſo gnaͤdig ſeyn willſt, ſie liegen und in
Ruhe ſterben zu laſſen.
Dein Vorſatz, der Schweſter des armen Bel-
tons zum Beſten das kleine Vermaͤchtniß aufzu-
geben, und deine Entſchließung, Mowbrayen und
Tourvillen zu bewegen, daß ſie deinem Beyſpiel
folgen, kommt vollkommen, das muß ich zu dei-
ner Ehre ſagen, mit deiner Freygebigkeit gegen
dein Roſenknoͤspchen und ihr Haͤnschen, und mit
vielen andern guten Handlungen in Geldſachen
uͤberein: ob gleich der Fall mit deinem Roſen-
knoͤspchen das einzige Beyſpiel von einer ſo unei-
gennuͤtzigen Guͤte iſt, bey welchem ein artiges
Frauenzimmer Theil gehabt hat.
Bey meiner Treue, Lovelace, ich mag dich
gern ruͤhmen, und habe gar oft, wie du weißt, auf
Gelegenheiten geſonnen, es zu thun: dergeſtalt,
daß ſelbſt zu der Zeit, da ich mich, wenn es auch
mein Leben gekoſtet haͤtte, auf nichts beſinnen koͤn-
nen, das Ruhm verdiente, ich mir Muͤhe gegeben
habe, die nicht ungefaͤllige Art und Weiſe, wie du
Handlungen, die den Galgen verdienten, ausge-
fuͤhret haſt, zu erheben.
Da du nun ſo nahe biſt: ſo will ich meinen
Bedienten zu dir ſchicken, wenn es die Noth er-
fordert. Jch beſorge aber, daß ich dir bald die
Nachricht geben werde, die du befuͤrchteſt. Denn
Fr. Smithinn hat eben itzo nach mir geſchickt,
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wenn ich komme.
Freytags,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/285>, abgerufen am 22.11.2024.
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