die Ehre des Hauses - - das Ansehen der Fa- milie - - das einzige, worüber man schreyet.
Der Obrist ist ausnehmend übel mit ihnen al- len zufrieden. Jnzwischen hat er doch bisher Jhren ungestümen Bruder, wie es scheint, noch nicht gesehen. - - Jch meldete ihm, wie schlecht Sie sich befänden, und eröffnete ihm eines und das andere von dem Jnhalt Jhres Briefes. Er bewunderte Sie, fluchte auf Lovelacen, und tobte wider Jhre ganze Familie - - Er erklär- te sich, daß sie alle Jhrer unwürdig wären.
Auf sein ernstliches Ersuchen, erlaubte ich ihm, einige kurze Verzeichnisse von solchen Stü- cken des Jnhalts Jhres Briefes zu machen, wel- che ich ihm nach meiner Meynung vorlesen konn- te: und sonderlich von Jhrem traurigen Be- schlusse (*).
Er sagt, daß keiner von Jhren Freunden Sie für so krank halte, als Sie sind, und auch keiner es glauben wolle - - Er ist versichert, daß Sie von ihnen allen, und zwar auch herzlich, ge- liebet werden.
Jst dieß wahr: so wird ihre itzige Unbarm- herzigkeit ihnen zu immerwährenden Gewissens- bissen Anlaß geben: wann Sie von uns genom- men werden sollten. - - Nun aber scheint es; un- menschliche und nichtswürdige Leute! daß Sie
noch
(*) Man sehe das letzte von dem XVII. Briefe, das vor dreyen geschrieben ist.
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die Ehre des Hauſes ‒ ‒ das Anſehen der Fa- milie ‒ ‒ das einzige, woruͤber man ſchreyet.
Der Obriſt iſt ausnehmend uͤbel mit ihnen al- len zufrieden. Jnzwiſchen hat er doch bisher Jhren ungeſtuͤmen Bruder, wie es ſcheint, noch nicht geſehen. ‒ ‒ Jch meldete ihm, wie ſchlecht Sie ſich befaͤnden, und eroͤffnete ihm eines und das andere von dem Jnhalt Jhres Briefes. Er bewunderte Sie, fluchte auf Lovelacen, und tobte wider Jhre ganze Familie ‒ ‒ Er erklaͤr- te ſich, daß ſie alle Jhrer unwuͤrdig waͤren.
Auf ſein ernſtliches Erſuchen, erlaubte ich ihm, einige kurze Verzeichniſſe von ſolchen Stuͤ- cken des Jnhalts Jhres Briefes zu machen, wel- che ich ihm nach meiner Meynung vorleſen konn- te: und ſonderlich von Jhrem traurigen Be- ſchluſſe (*).
Er ſagt, daß keiner von Jhren Freunden Sie fuͤr ſo krank halte, als Sie ſind, und auch keiner es glauben wolle ‒ ‒ Er iſt verſichert, daß Sie von ihnen allen, und zwar auch herzlich, ge- liebet werden.
Jſt dieß wahr: ſo wird ihre itzige Unbarm- herzigkeit ihnen zu immerwaͤhrenden Gewiſſens- biſſen Anlaß geben: wann Sie von uns genom- men werden ſollten. ‒ ‒ Nun aber ſcheint es; un- menſchliche und nichtswuͤrdige Leute! daß Sie
noch
(*) Man ſehe das letzte von dem XVII. Briefe, das vor dreyen geſchrieben iſt.
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die Ehre des Hauſes ‒ ‒ das Anſehen der Fa-
milie ‒ ‒ das einzige, woruͤber man ſchreyet.
Der Obriſt iſt ausnehmend uͤbel mit ihnen al-
len zufrieden. Jnzwiſchen hat er doch bisher
Jhren ungeſtuͤmen Bruder, wie es ſcheint, noch
nicht geſehen. ‒ ‒ Jch meldete ihm, wie ſchlecht
Sie ſich befaͤnden, und eroͤffnete ihm eines und
das andere von dem Jnhalt Jhres Briefes. Er
bewunderte Sie, fluchte auf Lovelacen, und
tobte wider Jhre ganze Familie ‒ ‒ Er erklaͤr-
te ſich, daß ſie alle Jhrer unwuͤrdig waͤren.
Auf ſein ernſtliches Erſuchen, erlaubte ich
ihm, einige kurze Verzeichniſſe von ſolchen Stuͤ-
cken des Jnhalts Jhres Briefes zu machen, wel-
che ich ihm nach meiner Meynung vorleſen konn-
te: und ſonderlich von Jhrem traurigen Be-
ſchluſſe (*).
Er ſagt, daß keiner von Jhren Freunden
Sie fuͤr ſo krank halte, als Sie ſind, und auch
keiner es glauben wolle ‒ ‒ Er iſt verſichert, daß
Sie von ihnen allen, und zwar auch herzlich, ge-
liebet werden.
Jſt dieß wahr: ſo wird ihre itzige Unbarm-
herzigkeit ihnen zu immerwaͤhrenden Gewiſſens-
biſſen Anlaß geben: wann Sie von uns genom-
men werden ſollten. ‒ ‒ Nun aber ſcheint es; un-
menſchliche und nichtswuͤrdige Leute! daß Sie
noch
(*) Man ſehe das letzte von dem XVII. Briefe, das
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/303>, abgerufen am 22.11.2024.
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